Alles klappte wie am Schnürchen. Zwar war mal wieder frühes Aufstehen angesagt – kurz nach 6 klingelte der Wecker, draußen war es noch stockfinster.
Punkt 7 klopfte Sana an unserer Tür, wir bezahlten die noch offenen Wäsche-Rechnungen und das Taxi zum Flughafen und erhielten als Gegenleistung unsere Kaution von 500 € zurück.
Das Taxi war auch schon da und wartete oben an der Straße.
Letzter Blick vom Balkon aufs Meer – die Sonne ging eben auf – dann trennten wir uns etwas schweren Herzens von der Wohnung in Kata, in der wir einen ganzen Monat verbracht hatten. Sana schenkte mir zum Abschied unseren Schlüsselanhänger, einen roten Seestern.
So rasch wie nie waren wir am Flughafen, es war noch nicht mal 8 Uhr, unser Flieger ging erst um 10:25. Das Gepäck wurde bis Yangon durchgecheckt – wir hofften, dass es bei der kurzen Umsteigezeit in Bangkok (nur eine Stunde) auch mit uns ankommen würde. Vorsichtshalber hatten wir Waschzeug und Klamotten für ein, zwei Tage in die Boardtasche gepackt.
Dummerweise hatte ich ins Waschzeug auch eine kleine Nagelschere gelegt, die wurde leider bei der Kontrolle entdeckt und flog raus – ausgerechnet unsere beste Schere!
Ziemlich pünktlich ging’s los, erst mal nach Bangkok, dort mussten wir zum internationalen Teil des Flughafens wechseln, eine elend lange Lauferei, an deren Ende und nach weiteren Kontrollen wir wieder haargenau dort ankamen, wo wir aus Phuket gelandet waren – wir flogen sogar mit genau dem selben Flugzeug vom selben Flugsteig aus weiter nach Yangon!!!
Und dafür mussten wir sicher mindestens 2 km im Flughafen rum laufen!!! Aber es war gut für den Kreislauf.
Eine gute Flugstunde später landeten wir in Yangon (Rangun). Der neue internationale Flughafen ist in den letzten 2 Jahren mächtig rausgeputzt worden, und alles ist piksauber. Aber ansonsten hat sich nicht viel geändert – die Gepäckträger-Mafia reißt sich nach wie vor um jeden Koffer und jede Tasche. Wem es gelingt, seine Hand an einen Koffergriff zu legen, erwartet selbstverständlich ein Trinkgeld von mindestens 1$. Da kommen leicht mal 5$ zusammen, bevor das Gepäck überhaupt im Taxi ist.
Da wir diese Masche schon kannten, wehrten wir alle Versuche ab, sich unseres Gepäcks zu bemächtigen.
Unser Taxi sah aus, als würde es jeden Moment seinen Geist aufgeben und hatte zu allem Überfluss im Kofferraum noch eine riesige Gasflasche, so dass unsere beiden Koffer eigentlich nicht reinpassten. Es wurde dann eine burmesische Lösung gefunden – Koffer aufrecht reingestellt und Kofferraumdeckel mit einem Strick zugebunden. Der Weg in die Stadt war heiß und lang, Klimaanlagen gibt es in burmesischen Autos nicht. Leider funktionierte auch mein Fenster nicht und blieb zu, so dass ich in der Nachmittagssonne förmlich gebraten wurde.
Aber immerhin schafften wir’s bis ins Hotel Kandawgyi Palace, einem schönen alten Teakholzbau am Kandawgyi Lake. Hier waren wir schon zweimal, das Hotel hat einen altmodischen Charme und einen wunderschönen Garten, den wir leider dieses Mal nicht genießen können, da es morgen früh schon nach Mandalay weiter geht.
Wie erbeten, bekamen wir ein Zimmer unterm Dach, mit Blick auf den See – soweit es die hohen Bäume ermöglichen – und vom Flur aus einen Traum-Blick auf die Shwedagon-Pagode, das größte Heiligtum der Burmesen. Das Zimmer hat schon bessere Tage gesehen, ist aber geräumig, alles sauber und der Parkettboden, auf Hochglanz poliert.
Ausgepackt wurde nicht viel, wir wollten gleich zum Scott’s Market, Geld wechseln, erfuhren aber vom Taxifahrer, dass der Markt heute zu sei – Vollmondfest. Uns war aufgefallen, dass um die Shwedagon Pagode ein Riesen-Auftrieb war, überall kleine Buden und jede Menge Menschen.
Das Vollmondfest im Februar ist eines der höchsten Feste in Yangon, eigentlich wollten wir das schon immer mal erleben, da wir jedoch gar nicht darauf gefasst waren, waren wir etwas überrumpelt. Die Menschenmassen hielten uns dann letztlich auch davon ab, an diesem Tag die Shwedagon Pagode zu besuchen.
Stattdessen machten wir uns auf die Suche nach jemand, der unser Geld wechselt, denn in Burma wird Geld grundsätzlich nur schwarz getauscht. Der offizielle Wechselkurs liegt bei ca. 7 Kyat pro US-$, der Schwarzmarkt bietet etwa 1.000 Kyat. Geldautomaten oder ähnliches gibt es wegen des Embargos keine; auch kann man nicht mit Kreditkarte zahlen, sondern muss seinen voraussichtlichen Geldbedarf komplett in US-Dollar und Euro mitschleppen.
Nachdem uns auf der Straße niemand ansprach, fiel mir ein, dass man im Central Hotel günstig und seriös tauschen können sollte. Da wir praktisch davor standen, gingen wir rein und tatsächlich, zum akzeptablen Kurs von 990 Kyat konnten wir Dollar und zum ebenfalls recht guten Kurs von 1.290 Kyat Euro tauschen.
Da die größte Banknote in Burma der 1.000-Kyatt-Schein ist, kann man sich vorstellen, wie dick mein Rucksack war, nachdem wir 100 $ und 100€ in insgesamt 228.000 Kyat gewechselt hatten.
Ausgestattet mit einheimischer Währung gingen wir erst mal zur Sule Pagode, die in der Spätnachmittags-Sonne noch goldener aussah als sonst.
Die umliegenden Kolonialgebäude schienen teilweise frisch gestrichen, wohl, um die Beschädigungen durch den Wirbelsturm Nargis vor zwei Jahren zu tilgen.
Jedenfalls sah einiges besser, anderes dafür noch heruntergekommener aus als früher.
Wie so oft, konnte ich dem Drängen der Postkartenverkäufer nicht recht widerstehen und kaufte einem fast zahnlosen alten und spindeldürren Mann für 2.000 Kyat 20 Postkarten ab – alle sorgfältigst in Zellophan-Hüllen verstaut und zu einer langen Kette aneinander geklebt.
Aber was soll’s – Karten kann man immer brauchen und damit hatte ich auch meine gute Tat für heute vollbracht;-)
Mit Begeisterung stellten wir fest, dass die kleinen Bierkneipen am Mahabandoola Park noch existieren – die waren schon bei früheren Aufenthalten in Yangon unsere Anlaufstelle für das abendliche frische Bier vom Fass. Dafür war es aber noch zu früh – es gab vorerst mal nur eine Cola …
Dann ging’s runter zum Dala-Pier, wo wie immer viel Betrieb war. Leider sind die seitlichen Areale, die früher problemlos zugänglich waren und von denen aus man das Treiben auf und um die Fähre gut beobachten konnte, für Ausländer inzwischen gesperrt und für eine Überfahrt nach Dala war es uns zu spät.
Also nahmen wir eine Fahrrad-Rikscha (nachdem die Fahrer sich von ihrem Spiel losreißen konnten) zur Botataoung-Pagode, die direkt am Fluss liegt.
Dort war ein Riesenauftrieb – das Vollmondfest wurde auch hier gefeiert. In die Pagode reinzugehen, war uns zu teuer, von Ausländern werden mittlerweile 5$ Eintritt gefordert, Kameras müssen noch extra bezahlt werden. Mit den diversen Eintrittsgeldern bessert die Regierung gewaltig ihre Kassen auf, auch was vor wenigen Jahren noch kostenfrei war, wie die Sule Pagode, kostet inzwischen 3$ Eintritt.
Das warme Abendlicht und die gute Stimmung der Menschen, die das Vollmondfest feierten … wir hätten ewig dort herumbummeln können!
Die kleinen Fährboote flitzten unentwegt übers Wasser …
… das sich in der Abendsonne langsam golden färbte.
Nachdem es aber allmählich dunkel wurde, nahmen wir uns wieder eine Fahrrad-Rikscha und fuhren zurück zu unseren kleinen Kneipen am Park.
Wir schafften es sogar, einen Tisch im Freien, auf dem Gehweg, zu ergattern (allerdings direkt neben einem riesigen Generator, aber das ist eben Burma) und das erste eiskalte Myanmar-Bier vom Fass schmeckte einfach toll – und das für 500 Kyat, rund 35 Eurocent, pro großem Glas.
Ein letzter Blick auf die goldene Spitze der Sule Pagode – dann ging es mit dem Taxi zurück an den Kandawgyi See.
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