Morgens war der Fuß erstaunlicherweise kaum geschwollen, als ich die Binde abnahm. Ich konnte auch relativ problemlos drauf stehen – also offenbar nichts gebrochen.
Wir waren natürlich froh über diese Entwicklung.
Allerdings hatte ich mir wohl auch noch eine Rippe geprellt, denn auf der linken Seite tut jeder tiefe Atemzug höllisch weh.
Mit viel Voltaren-Salbe eingerieben und einer elastischen Binde (manchmal lohnt sich, eine größere Apotheke mitzuführen 😉 ) gewickelt, war der Fuß halbwegs schmerzfrei und stabilisiert. Deshalb entschieden wir, bei unseren ursprünglichen Plänen zu bleiben und das Motorrad zu mieten.
Unser Trishaw-Fahrer brachte uns zu Jerrys Motorrad-Vermietung – dieses Mal mit langen staubigen Umwegen, da er nicht die asphaltierte Straße am Palast-Graben entlang fahren durfte. Zwar waren die chinesischen Motorräder nicht gerade die neuesten, aber nach zwei Probefahrten gab Dieter sein OK und wir zogen los.
Durch das absolut chaotisch dichte Verkehrsgewühl ging es Richtung Fluss. Die Uferpromenade hat leider viel von ihrem ehemaligen Charme verloren, ist nur mehr staubig, dreckig, laut und besteht aus mehr Schlaglöchern als sonst was.
Wir sahen dem Treiben am Fluss eine Weile zu, dort wird praktisch alles be- und entladen, was man sich nur vorstellen kann. Frauen tragen große Schüsseln mit Ziegelsteinen auf dem Kopf, balancieren über schmale Bretter auf die Boote, wo sie ihre Last abladen.
Männer schleppen schwere Säcke den Berg rauf zu LKWs, Kinder tragen Melonen zu Bergen zusammen.
Die ganz Kleinen sind sich selbst überlassen, plantschen zwischen den Booten im unglaublich schmutzigen Wasser, Frauen waschen darin ihre Wäsche, die Kinder oder sich selbst.
Eigentlich wollten wir uns ja nach der Fähre nach Mingun erkundigen, aber das Ufer-Leben war so interessant, dass wir fast eine halbe Stunde einfach nur schauten. Dass die Fähre nach Mingun täglich um 9 Uhr geht und 4.500 Kyat kostet, brachten wir aber doch noch in Erfahrung.
Unterwegs sahen wir wieder kreative Fahrradnutzung…
Gestärkt vom einheimischen Star-Cola (schmeckt wie Pepsi) und Orange Crusher (schmeckt wie Fanta) in einer kleinen Ufer-Kneipe machten wir uns auf den Weg zur Post.
Wir bekamen die gewünschten Briefmarken, aber – wie früher – klebten sie nicht. Also setzten wir uns in der Post an einen Tisch, vor uns ein Döschen mit Leim, und machten uns daran, die Briefmarken einzeln mit dem Finger mit Leim zu bestreichen und aufzukleben.
Am Ende hatte nicht nur jede Karte eine Marke, sondern wir waren total verklebt. Wenn die Karten-Empfänger wüssten, was wir alles auf uns nehmen, damit sie ihre Karten bekommen! Zum Glück bekommt man in den Fliegern immer Erfrischungstücher, eines hatte ich noch im Rucksack, damit verhinderten wir zumindest, dass Dieter am Motorrad festklebte.
Nach einer Ruhepause machten wir uns gegen 17:00 Uhr auf zum Fuß des Mandalay Hills, wir wollten das „größte Buch der Welt“ in der Abendsonne sehen. Die Kuthodaw Pagode ist eine riesige Pagoden-Anlage mit mehr als 1.400 schneeweißen Tafeln in kleinen Schreinen, in die Buddhas Lehren in Stein gemeißelt sind.
Leider war das Licht sehr diffus, weil – wie so oft – dichter Qualm über Mandalay hing, aber die Stimmung war einfach genial. Keine Touristen, die goldenen Dächer glänzten in der Abendsonne, es war ungemein friedlich und meditativ …
Nur mein Fuß litt etwas – wie überall in Burma muss man am Eingang der Tempelanlage die Schuhe ausziehen, und barfuß laufen bekam meiner elastischen Binde nicht sehr gut.
Den Sonnenuntergang wollten wir am Fluss erleben, also wieder aufs Motorrad. Auch hier war es allerdings extrem dunstig, man konnte kaum das gegenüberliegende Ufer sehen.
Außerdem war der Fluss fast ausgetrocknet – es hatte ewig nicht mehr geregnet. Ein kühles Fassbier im View Point mit Blick auf die verschleierte Sonne und den Fluss tröstete uns etwas, aber dann machten wir uns doch schon vor dem Sonnenuntergang wieder auf den Weg, um unser Motorrad zurückzugeben.
Dieter setzte mich direkt am Rainbow ab, damit ich nicht unnötig laufen musste – eine ausländische Frau allein in einem Lokal, in dem stets fast nur einheimische Männer saßen, war allerdings eine echte Sensation. Ich wurde aber bestens versorgt, bekam nicht nur ein kühles Bier und Erdnüsse, sondern auch unaufgefordert und unbestellt ein kleines Schälchen mit heißer Suppe.
Diese entpuppte sich als eine der besten Hühnerbrühen, die ich je gegessen hatte, mit einer Einlage aus einer Art Rübe oder Kohlrabi und Sellerie-Blättchen. Als Dieter kam, erhielt auch er ein Schüsselchen Suppe und ich ein zweites, sogar mein ewiger Skeptiker war von der Suppe so angetan, dass wir beschlossen, heute dort zu essen. Alles, was auf den Tisch kam, war einwandfrei und schmeckte lecker – und als die Rechnung kam, trauten wir unseren Augen kaum: Gerade mal 5.300 Kyat, also etwa 4 €, für 4 Gläser Bier, Suppe, eine Riesenportion Gemüse aus dem Wok, Reis – und für Dieter sogar Pommes!
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