Unsere Wirtin hatte Erbarmen mit unserer Sehnsucht nach einer Dusche – da ein Zimmer mit Dusche freigeworden war, bot sie an, die dortige Dusche zu nutzen.
Mit einer Handbrause in der Badewanne zu hantieren, war auf Dauer doch recht anstrengend.
So konnten wir blitzsauber die Weiterreise antreten, die wir aber ganz gemütlich angehen ließen.
Ich wollte auf alten Spuren wandeln, durch Abbotsbury und am Meer entlang, Dieter sich mal wieder was Altertümliches ansehen, das Herrenhaus Kingston Lacy und den Giant bei Cerne Abbas.
Also ging es zunächst quer durchs Land nach Kingston Lacey, einem anmutigen Haus aus dem 17. Jh. mit einem beeindruckenden Park voll riesiger alter Bäume.
Weiter ging es nach Cerne Abbas, wo seit über 1 000 Jahren ein weißer Kreide-Riese mit respektabler Erektion auf einem Hang abgebildet ist. Der Riese ist laut Reiseführer 55 Meter groß und hält eine lange Keule in der rechten Hand. Sein Phallus allein ist über 7 Meter lang …
Anschließend weiter an die Küste, durch das schnuckelige Örtchen Abbotsbury und eine aussichtsreiche Küstenstraße entlang.
Die Lust auf Cream Tea führte dazu, dass wir auf der Suche nach einem Tearoom eher zufällig irgendwo abbogen – und mit Branscombe einen Volltreffer landeten! Ein richtiges Bilderbuch-Dorf mit reet-gedeckten Cottages, eingebettet in eine malerische Landschaft.
Die Straße ging hinter dem Ort weiter bis zum Meer, wo es nicht nur einen hübschen Strand gab, sondern außerdem ein Café. Und da kamen wir bei strahlendem Sonnenschein zu einem Cream Tea mit Meerblick.
Frisch gestärkt fuhren wir das winzige Sträßchen weiter, bis wir wieder auf die „normale“ Route zurück kamen. An Exeter vorbei, wieder über schmale Landstraßen, ging’s die englische Riviera entlang. In Dartmouth überquerten wir den River Dart mit der Kingswear Ferry.
In mehreren Rosamunde Pilcher-Filme taucht der Bahnhof von Kingswear auf, das kleine Örtchen liegt malerisch am Hang vis a vis von Dartmouth.
Auf dem Weg zu unserer Unterkunft legten wir noch einen Stopp in Torcross ein und sahen den Anglern zu, die im warmen Abendlicht auf einen guten Fang hofften. Torcross erlangte während des II. Weltkriegs traurige Berühmtheit, weil dort vor der Küste ein Konvoi von Booten, die für den D-Day trainierten, von 3 deutschen Torpedo-Schnellbooten angegriffen wurde.
Rund 750 amerikanische Soldaten starben, als ihre Schiffe versenkt wurden, 300 weitere am Strand. Heute erinnert nur noch ein alter Sherman Panzer an die Tragödie.
Wenn wir nicht schon oft in dieser Gegend gewesen wären, hätten wir unsere Unterkunft Higher Beeson House sicher nicht auf Anhieb gefunden, die Sträßchen in den South Hams würden bei uns meist nicht mal als Feldwege durchgehen. Ein Navi haben wir nicht – aber dank Google Street View wussten wir genau, wie die Kreuzung aussah, an der wir abbiegen mussten, und wo genau die Einfahrt zum Haus lag.
Ein Volltreffer – wir sind hier zum ersten Mal und hatten das B&B im Internet gefunden, daher wussten wir nicht genau, was uns erwartete. Das Anwesen gefiel uns aber sofort – riesengroß, mit wunderschönem parkähnlichem Garten, und das Zimmer war auch sehr gemütlich.
Gastgeberin Lynda hieß uns herzlich willkommen und stellte uns die tierischen Mitbewohner vor: Ein Labrador und 7 Katzen – davon zwei sehr buschige Perserkatzen, wir mochten alle auf Anhieb!
Kaum hatten wir allerdings unseren Schlüssel in Empfang genommen und uns etwas in unserem gemütlichen Zimmer umgesehen, als Dieter einen – in seinen Augen – Riesen-Nachteil bemerkte: Wir hatten zwar ein geräumiges Bad mit riesiger Wanne – wieder mit Whirlpool – aber erneut keine Dusche. Das war mir beim Buchen leider nicht aufgefallen und jetzt war guter Rat teuer, denn wir wollten hier 5 Tage bleiben und so lange ohne Dusche …
Also auf zu Lynda, unserer Wirtin, die uns aber keine sofortige Lösung anbieten konnte, von den insgesamt 4 Zimmern hatte nur eines, im nagelneuen Garden Cottage, eine Dusche, und das würde erst morgen frei werden und kostete außerdem 5 Pfund mehr. Aber was war schon ein Umzug und ein Preisaufschlag, wenn es danach eine Dusche gab!
Nachdem das Problem gelöst war, machten wir uns – es war inzwischen schon 19:00 geworden – auf zum Essen. Einer Tradition folgend ging es nach Torcross, direkt am Meer, zu einem einfachen Pub mit fantastischen und preiswerten Fish & Chips – außerdem kann man dort draußen mit Blick aufs Meer sitzen. Zwar war der Wind frisch, aber es war gerade noch warm genug, im Freien zu essen, und wir genossen unseren Fisch bis zum letzten Krümel – und das frische Fassbier dazu ebenso.
Zu Hause nutzten wir unseren Whirlpool zum Aufwärmen und nach einem Glas Rotwein schliefen wir, in den Schlaf gelullt vom entfernten Meeresrauschen, tief und fest – wie die Ratten (um Dieter zu zitieren).
Unsere heutige Route:
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