Heute zogen wir weiter, von der Küste in die Berge.
Ein letzter Blick aufs blaue Meer, kurz noch getankt (Benzin ist erfreulicherweise relativ günstig hier, 1l bleifrei kostet 1,29 $, also knapp unter 1 €) und dann ging’s los.
Erst mal mehr oder weniger stur geradeaus, nach Norden. Endlose Weiden auf beiden Seiten, das Land total flach.
Nur Bäume unterbrachen immer wieder die Monotonie. Die sind hier allerdings wirklich sensationell – oft riesengroß und ausladend, z.B. wunderbare Norfolk Pinien (das sind die mit den Riesen-Nadeln, die aussehen wie gigantische grüne Raupen),… aber auch große Laubbäume.
Außerdem sieht man auch immer wieder Blumen am Straßenrand – besonders häufig orangerote Montbretien und lila oder weiße Blumen, die aussehen, wie riesiger blühender Schnittlauch. Es ist sehr angenehm, hier Auto zu fahren – breite Straßen, kaum Verkehr. Schneller als 100km/h darf man nicht fahren, also bleibt das Ganze ziemlich entspannt.
Als wir endlich die Berge in der Ferne aufragen sahen – witzigerweise steigen sie im Westen ziemlich sanft an und fallen auf der Ostseite schroff ab, sie sehen fast aus wie große Wellen kurz vor dem Überschlag – wähnten wir uns schon fast da.
Aber in Dunkeld, quasi dem Tor zu den Grampian Mountains und dem Nationalpark, erfuhren wir, dass die Straße nach Halls Gap, unserem Ziel, komplett gesperrt ist. Riesige Felsbrocken sollen auf der Straße liegen, streckenweise ist sie völlig abgerutscht, Brücken zerstört 🙁
Also mussten wir statt mitten durch die Berge einen ca. 50 km langen Umweg außen herum fahren, über Ararat – einer Stadt, die von Chinesen gegründet wurde, die dort nach Gold geschürft haben. Wir sind hier am Beginn der Goldgräber-Gegend, aber so richtig werden wir da erst morgen hinkommen.
Weiter ging’s durch lichte Wälder, aber keineswegs merklich bergan. Und plötzlich waren wir in Halls Gap, unserer heutigen Station – wo wir ja eigentlich 2 Tage bleiben und uns die dramatischen Felsformationen ansehen wollten. Aber die letzte Hoffnung, dass doch noch irgendwo ein Wanderweg offen ist oder man irgendwo hinfahren konnte, wurde uns in unserer Unterkunft, der Kookaburra Lodge, genommen.
Die Lodge, ganz am Rande des Ortes, an einer Gras-Ebene unterhalb eines Berghanges, war von den Fluten erheblich in Mitleidenschaft gezogen. Von den insgesamt 16 Zimmern sind zur Zeit nur 4 bewohnbar – die anderen standen vor ein paar Tagen noch unter Wasser. Die Zimmer liegen in zwei langgestreckten einstöckigen Holzhäusern, dazwischen ein großer Hof, in dem auch die Autos geparkt werden. Das der offenen Wiese zugewandte Gebäude wurde völlig überflutet – über den Hof ist das Wasser dann wohl nicht mehr gelangt.
Und in der Tourist Information bekamen wir es dann schwarz auf weiß: Alles ist dicht, nur der Zoo und ein paar “Attraktionen” wie Minigolf und Schwimmbad sind auf. Sogar die Hälfte der Geschäfte und Kneipen hat zu – kein Wunder, außer uns sind höchstens eine Handvoll Touristen hier und der winzige Ort ist fast schon gespenstisch leer und still.
Aber was soll’s – wir schlendern halt ein bisschen in der Gegend herum, bestaunen die Berge von unten, lesen und bloggen – und hoffen, dass uns heute Abend zumindest die Kängurus nicht im Stich lassen, denn die sollen sich jeden Abend auf der Wiese direkt hinter der Lodge herumtreiben (deshalb hatte ich ja gerade diese Unterkunft gewählt).
Einige Stunden später: Ein kleines Stück Straße wurde teilweise geöffnet, wir fuhren bis zu einem Stausee – unterwegs bekam man eine Ahnung, was anderswo los ist. Bagger und anderes schwere Gerät räumten Schlamm und Teile von Bäumen von der Straße, auf einer Seite war die Straße fast zur Hälfte weggebrochen, man musste sehr langsam und vorsichtig fahren. Wir erfuhren, dass weiter oben ca. 150 m Straße völlig verschwunden sind und Felsbrocken von der Größe eines Hauses auf der Straße liegen.
In einem weiteren Information Center sahen wir wunderbare Bilder von dem, was uns entgangen ist und wo wir eigentlich hinwollten:
So ähnlich sollten eigentlich unsere Fotos aussehen – leider konnte ich nur ein paar Poster abfotografieren 😉
Wir schafften es nur bis zu dem Stausee, oben auf dem zweiten Bild ;-( Aber vom Damm des Stausees hatte man zumindest einen wunderbaren Blick über das Tal und die Berge (und dieses Bild ist echt!!!).
Und auf der Rückfahrt nach Halls Gap sahen wir sie dann auch endlich: Kängurus!!! Sie hüpften einzeln und in Gruppen in der Gegend herum und waren kein bisschen scheu, man hatte immer das Gefühl, dass sie uns eher neugierig ansahen.
Direkt hinter unserer Lodge graste eine große Herde.
Aber auch mitten im Ort hüpften sie seelenruhig herum.
Eben war sogar eines direkt vor unserer Terrassentür, allerdings ist es inzwischen zu dunkel zum fotografieren.
Neben Kängurus sind hier auch unzählige verschiedene Vögel zu sehen – schneeweiße Kakadus, schwarzweiße Kookaburras (Lachender Hans), unsere Wirtin sagt über sie “They have a real dirty laugh” – ein richtig dreckiges Lachen!!
Außerdem baden im Brunnen vor unserer Terrasse gelb-blaue Vögel, in den Bäumen vor dem Haus hocken Vögel, deren Rücken leuchtend grün und der Bauch knallrot ist – leider löst meine Kamera viel zu langsam aus, um die schnellen Tiere einigermaßen scharf auf den Chip zu kriegen.
Inzwischen sind wir mit den widrigen Umständen hier oben doch ziemlich versöhnt – wozu auch ein unglaublich gutes Abendessen beigetragen hat: Gegrillter Barramundi (sehr guter Fisch!) mit Rosmarin-Kartoffeln und einem Salat mit mindestens 10 verschiedenen Salatsorten in einem Orangendressing – superlecker! Und zum Nachtisch eine gebackene Mousse au Chocolat in Haselnusskruste.
Eigentlich wäre morgen eine Bergtour fällig, um das wieder abzuarbeiten, aber das geht ja leider nicht
Jedenfalls sind wir im Moment rundum zufrieden und genießen in der Dämmerung bei lauen Temperaturen noch einen guten Rotwein… (und Dieter die Australian Open).
Kommentare und Meinungen