Mit leichter Wehmut nahmen wir Abschied von Metung in Gippsland, von Pelikanen und unserem komfortablen Domizil.
Wir konnten ja nicht ahnen, dass es noch schöner werden würde!
Von Gippsland aus ging es zunächst nach Süden durch ausgedehnte Sumpf-Landschaften, später sah die Gegend wieder fast aus wie in den Vor-Alpen:
Sanfte Hügel rechts der Straße, teilweise mit kleinen Nadel-Wäldchen. Es war vor kurzem Heu gemacht worden, überall lagen große runde Heu-Ballen auf den Wiesen.
Links ein Bild fast wie englische Landschaftsparks – saftig-grüne Wiesen, lockere Gruppen von riesigen uralten Bäumen, unter denen sich schatten suchend Kühe drängten, krumme Heckenzeilen, kleine Bäche … Das zog sich hinunter bis zum Meer, das man in der Ferne mehr ahnen als sehen konnte. Die Straßenränder waren ein Blumenmeer – knallgelbe Butterblumen, orangefarbene Montbretien, immer wieder Bäume mit tiefroten oder orangenen Blüten, ab und zu ein blühender Kamelienbaum, weißblühende Hecken…..
Wir fuhren auf der A1, der Hauptverbindung zwischen Sydney und Melbourne. Überall sonst wäre dies mindestens eine 4-spurige Straße – in Australien genügen zwei Spuren und ab und zu eine dritte als kurzfristig Überholmöglichkeit. Da der Verkehr mehr als mäßig ist und alle ziemlich genau die erlaubten 100km/h fahren, gibt es keine Staus und die Fahrerei ist total entspannt.
Unser Ziel war Wilsons Promotory (kurz: Wilsons Prom), eine Halbinsel, ca. 60 km lang und 35 km breit und größtenteils ein Naturreservat ohne Bebauung. Unsere kleine B&B-Pension, Bayview House, lag am Rande des Nationalparks in einem riesigen und wunder-schönen Garten.
Wir luden nur kurz unser Gepäck ab, Ellen (eine Holländerin!) gab uns Wanderkarten und weitere Infos, dann machten wir uns auf den Weg zum Prom. Schon nach wenigen Kilometern bedauerten wir eines sehr heftig: Dass wir hier nicht länger bleiben konnten!
Die Natur war einfach unglaublich, jede Straßenbiegung eröffnete neue tolle Ausblicke, riesige Dünen, Berge, Sümpfe, fantastische Buchten – und wir hatten uns dafür leider nur einen Tag Zeit genommen!
Wir versuchten, das Beste daraus zu machen, fuhren zunächst nachTidal River, dem Zentrum des Nationalparks und sahen uns dort um.
Das Ganze entpuppte sich allerdings lediglich als gigantischer Campingplatz mit Infocenter, allerdings mit einem fast endlos langen Sandstrand !
Ein kostenloser Shuttlebus fuhr von dort zum Mount Oberon, der Dieter magisch anzog. Er hatte Fotos gesehen von tollen Ausblicken vom Berggipfel aufs Meer, die vorgelagerten Inseln und diverse Buchten. Also feste Schuhe an, in den Bus und rauf auf den Berg.
Als der Bus auf dem Parkplatz am Berg hielt, stand da ein Schild “To Summit 3,4km”. Das wären ja hin und zurück fast 7km und auch noch den Berg rauf …!!! Natürlich hatte ich keineswegs vor, bei 34°C eine Bergwanderung bis zum Gipfel zu machen und ging davon aus, dass man den tollen Blick irgendwie auch von weiter unten haben würde. Ich hoffte also inständig, dass schon nach kürzerer Zeit in irgendeiner Kurve der erhoffte Blick auftauchen würde.
Leider hatte ich mich gründlich verkalkuliert – es ging beständig bergan durch einen (allerdings wunderbaren) Wald mit Baumfarnen, Eukalypten und jede Menge anderer exotischer Bäume und gelegentlich einem Blick in die Bergwelt – allerdings nirgendwo Ausblicke aufs Meer.
Aber es roch betörend, war weitgehend schattig und der Weg stieg relativ gemäßigt an, so dass wir die 3,4 km dann doch in sage und schreibe 50 Minuten ohne Herzinfarkt oder andere größere Probleme bewältigten – wenn man mal davon absieht, dass mein Gesicht eine beängstigend dunkelrote Farbe angenommen hatte und mein T-Shirt klitschnass war. Oben war der Lohn tatsächlich ein grandioser Blick – leider war es jedoch ziemlich dunstig.
Zurück ging es fast im Schweinsgalopp, denn wir wollten keinesfalls den letzten Bus zurück zum Lager verpassen – auf weitere 10-15 km Straße in der Sonne hatte ich nun wirklich keine Lust.
Nach dem Bergerlebnis mussten wir unbedingt noch zum Squeaky Beach – schneeweißer Quarz-Sand, der beim drüber gehen tatsächlich quietschende Geräusche von sich gibt, so fein ist er. Der Sand war nicht das einzige Erlebnis dort – es ging zunächst durch eine Art Gespensterwald aus toten Bäumen …
Am Strand lagen riesige Steine, als hätte ein Riese Murmeln gespielt (und ein paar dabei zerbrochen).
Auf der Rückfahrt zum Dörfchen Fish Creek, wo wir im Pub essen wollten, gab es immer wieder Stellen, an denen wir gerne noch eine Weile geblieben wären!
Aber es wurde schon langsam Abend. In Australien schließen die Küchen oft schon sehr früh, wir waren hungrig und die Auswahl an Essensmöglichkeiten seeeehr begrenzt.
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