23. Juni – Magischer Norden – Cape Wrath und Durness

P1120584Heute hatte Dieter Geburtstag – ein runder – und er hatte nur einige wenige WĂŒnsche: Sonne und Meer. Naja, ein Leuchtturm sollte es auch noch sein – allerdings nicht irgendeiner, sondern der von  Cape Wrath!

Ein paar Boote wĂ€ren natĂŒrlich auch nicht schlecht, eventuell auch ein bisschen Strand, immerhin haben wir Sommer!!

Das Organisations-Komitee gab sich große MĂŒhe – nicht ganz einfach, nachdem der Wetterbericht Regen vorhergesagt hatte 
.

Morgens um 7 schien allerdings die Sonne, also saßen wir schon um 8 Uhr beim FrĂŒhstĂŒck, um die FĂ€hre nicht zu verpassen.

Der Leuchtturm von Cape Wrath stand ganz oben auf der PrioritĂ€tenliste meines Mannes. Und man kann da nicht einfach mal eben so hin gehen oder fahren – der einzige Weg fĂŒhrt mit einer winzigen FĂ€hre ĂŒber einen Fjord, dann geht es per Minibus ca. 40 Minuten querfeldein bis zum Leuchtturm. Die FĂ€hre fĂ€hrt unregelmĂ€ĂŸig, abhĂ€ngig von Gezeiten und Nachfrage, es können immer nur maximal 8 Personen mit der FĂ€hre ĂŒbersetzen und 16 im Minibus fahren – also ein ziemlich unsicheres Unterfangen.

Wir wussten jedoch, dass die FĂ€hre heute um 9:30 gehen sollte und waren schon kurz nach 9 vor Ort – zusammen mit 10 anderen Leuten. Weitere 10 kamen kurz danach, also bereits 4 mehr, als mit dieser Fuhre zum Leuchtturm konnten.

Es war Ebbe, der Fjord nahezu trocken – wir fragten uns, wie hier eine FĂ€hre ĂŒbersetzen sollte. Aber dann kamen ein paar MĂ€nner, die aussahen, als könne man sich ihnen getrost anvertrauen.

Also ab in das kleine Boot und ĂŒbergesetzt.



Auf der anderen Seite mussten wir zunÀchst warten, wÀhrend das kleine Boot wieder ablegte und die zweite HÀlfte der Gruppe holte.
Dann ging’s los – in einem blauen Minibus, der schon bessere Tage gesehen hatte, mit einem Fahrer, der jede Menge flotte SprĂŒche auf den Lippen hatte und ĂŒber eine Straße, die diese Bezeichnung absolut nicht verdiente. Es war schlicht ein Feldweg, die Fahrspuren allenfalls teilweise oberflĂ€chlich geteert.

Wir saßen direkt hinter dem Fahrer, ich versuchte, aus dem fahrenden Wagen heraus zu fotografieren. Mit mĂ€ĂŸigem Erfolg, aber die Ausblicke waren einfach zu schön, um nicht wenigstens den Versuch zu wagen.

WĂ€hrend der Fahrt erfuhren wir einiges ĂŒber Kap und Leuchtturm – gebaut wurde er Mitte des 18. Jh. von Robert Stevenson, heute ist er nicht mehr bemannt, sondern voll automatisiert. Da es keinen Strom auf dem Kap gibt, wird er mit Batterien betrieben.

Nach ca. 40 ziemlich aufrĂŒttelnden Minuten waren wir da. Der Leuchtturm thront spektakulĂ€r auf einer fast 300m hohen Klippe, ringsum fallen die FelswĂ€nde fast senkrecht ins Meer ab.


Wir konnten nur ca. 1 1/2 Stunden bleiben, bevor uns der Bus wieder abholte, die nutzten wir aber zu einer kleinen Wanderung ĂŒber die Klippen. Kurz vor der RĂŒckfahrt begann es zu regnen und Nebel zog ĂŒber dem Meer auf.

Wir hatten dieses Mal die Sitze neben dem Fahrer, dessen kurzer Schottenrock Knie wie BaumstĂ€mme entblĂ¶ĂŸte. Von unserer Prime-Position aus hatten wir die Route bestens im Blick.

An der Anlegestelle ließen wir einer drĂ€ngelnden französischen Gruppe den Vortritt und warteten mit dem Rest etwa 20 Minuten auf die RĂŒckkehr des Bootes. Wenn man keinen Zeitdruck hat, macht sogar Warten Spaß – zumal in so schöner Umgebung!



ZurĂŒck am Festland fuhren wir zur Sango Bay – dieses Mal bei Flut und stĂŒrmischem Wind.




Im benachbarten Balnakeil faszinierte mich zunÀchst der malerische Friedhof.

Wir wollten aber auch ein bisschen laufen und wanderten zuerst ĂŒber den fast unendlich breiten Sandstrand auf eine Landzunge zu, die sich weit ins Meer hinausschob.

Ein kleiner Junge spielt selbstvergessen im Sand, genießt den Wind – pure Lebensfreude!

Hinter uns brauten sich bedrohliche dunkle Wolken zusammen, aber da der Himmel vor uns blau war und die Sonne schien, marschierten wir einfach weiter.

Und wurden mit einer absolut fantastischen Szenerie belohnt! ZunĂ€chst fĂŒhrte der Weg durch grĂŒne Wiesen – auf der anderen Seite leuchtete das Meer tiefblau.


Dann ein weiterer Sandstrand – makellos, das hĂ€tte auch in der Karibik sein können.


Und dann begann eine DĂŒnenlandschaft, wie ich sie noch nie gesehen habe: Endlose riesige schneeweiße DĂŒnen aus feinstem Sand, mit DĂŒnengras bewachsen. Es war fast, als wĂŒrde man durch eine Schneelandschaft gehen.

Blicke zur anderen Seite, wo das Meer in tiefem Blau strahlte.

Eine Herde rabenschwarzer KĂŒhe, die Strand und hartes Strandgras den saftigen Weiden vorzuziehen schienen.

Wir machten uns langsam auf den RĂŒckweg, der Himmel sah doch recht bedrohlich aus.


Auf der Heimfahrt – Licht und Wolken liefern dramatische Effekte.




Ein kurzer Stopp an der „Old School”, um frische Akkus fĂŒr die Kameras zu holen, dann ging es weiter an unserem “Loch” entlang Richtung Meer, denn wir hatten die Gegend noch lange nicht völlig erkundet.
Ein Abstecher ĂŒber eine schmale und steile Stichstraße fĂŒhrte wieder zu einem idyllisch gelegenen Friedhof.




. und einem weiteren Traumstrand.


So langsam knurrte uns dann aber der Magen – der Mensch lebt ja nicht von schönen An- und Ausblicken allein – und wir machten uns auf ins “Kinlochbervie Hotel”. Hier waren wir schon am Vortag auf ein Bier nach dem Essen eingekehrt – in eine herrlich britische Lounge, mit gemĂŒtlichen Sofas, Traumblick auf Hafen und Fjord, britischen Ladys, die Scrabble spielten, die Herren tranken Whisky, spielten Karten oder lasen Zeitung. Es war wie eine Art Wohnzimmer, wunderbar entspannt, total gemĂŒtlich – einfach ein Ort zum AbhĂ€ngen.

Jedenfalls hatten wir gestern festgestellt, dass auch das Essen ganz gut schien, also landeten wir wieder dort, bei frischem schottischen Lachs und Muscheln von der Isle of Skye, beides unglaublich lecker. Und anschließend rĂ€kelten wir uns auf den ĂŒppigen Sofas und genossen die Abendstimmung (und natĂŒrlich auch „a wee dram“ ) im Hafen, den wir vom Fenster aus sehen konnten.

Den Sonnenuntergang sahen wir nicht mehr, denn der ist hier erst gegen Mitternacht, und da waren wir schon im Bett – aber die Stimmung war auch kurz nach 22.00 schon sehr schön.



Kurz vor Mitternacht schoss ich noch ein Foto aus unserem Zimmerfenster – das Pendant am frĂŒhen Morgen folgt im morgigen Beitrag!

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