Trotz des zu kurzen Bettes hatten wir überraschend gut geschlafen (wie eigentlich überall bisher, die schottische Seeluft macht müde). Um 8:30 mussten wir frühstücken, das hatte unsere resolute Wirtin so festgelegt.
Da wir heute ohnehin eine ziemliche Strecke vor uns hatten, war uns das nur recht. Aber ein Blick aus dem Fenster war ziemlich ernüchternd – strömender Regen, außerdem zunehmender Nebel!
Und das ausgerechnet bei einem Streckenabschnitt, dessen Reiz vor allem in guter Fernsicht bestand, denn es sollte über Schottlands höchsten Pass gehen!
Wir hofften auf Besserung im Laufe des Tages – vergeblich: Es regnete in allen nur denkbaren Varianten, mal Sturzbäche, mal gleichmäßig, mal nur ein Nieseln – nur trocken war es keine Minute!
Trotzdem wagte wir einen Umweg und bogen kurz nach Shieldaig nach rechts auf eine Halbinsel ab, wo eine einspurige Straße zunächst sehr malerisch an der Küste entlang führt und dann nach dem Dörfchen Applecross den höchsten Pass Schottlands überwindet.
Applecross lag im Regen da – viel zu sehen gab es ohnehin nicht, obwohl durchaus Betrieb herrschte, denn hier gibt es ein sehr bekanntes Pub mit exzellentem Essen. Da Sonntag war, strömten die Leute trotz des miserablen Wetters hierher zum Lunch.
Dann nahmen wir die Passstraße in Angriff, die nicht so schlecht war, wie wir befürchtet hatten – was allerdings auch gut war, denn schon nach wenigen Kilometern steckten wir in den Wolken und die Sicht reduzierte sich auf wenige Meter. Es war also nichts mit dem vielgepriesenen Blick übers Meer auf die Isle of Skye, wir mussten froh sein, wenn wir nicht von der Straße abkamen, denn zu allem herrschte auch noch ziemlich reger Gegenverkehr. Auf einer einspurigen Straße mit Ausweich-Plätzen im Nebel eine ziemliche Herausforderung für den Fahrer.
Irgendwann war der Pass geschafft, man konnte wieder etwas sehen – zum Beispiel das Schild, das alle nur denkbaren Warnungen vor der Straße, die wir gerade hinter uns hatten, auflistete.
Auch der Blick auf einen See bzw. aufs Meer war wieder möglich.
Wir wagten einen weiteren Umweg, denn auch Plockton wollten wir uns nicht entgehen lassen. Dort sollten sogar Palmen an der Uferstraß stehen und dem Ort ein südliches Flair verleihen.
Na ja – ein bisschen mediterran sah es schon aus, soweit man das bei unablässigem Regen überhaupt objektiv beurteilen konnte.
Sah man jedoch auf den Fjord hinaus, gab es nur Düsternis – allerdings eine sehr malerische, die an chinesische Tusche-Zeichnungen erinnerte.
Bevor wir über die Skye-Bridge auf die Isle of Skye fuhren, gab es einen letzten Abstecher zum Eilean Donan Castle, weltweit bekannt durch die “Highlander” Filme. Bei permanentem Regen war es mehr als schwierig, Fotos zu machen – nicht nur, weil man natürlich immer die professionellen Filmaufnahmen im Kopf hat, sondern auch, weil dauernd Regentropfen aufs Objektiv kamen (ich muss mir mal so einen Vorsatz zulegen, der sowohl Sonne als auch Regen etwas in Schach hält, wenn es zu viel wird!)
Dennoch musste die Burg von allen Seiten aufs Bild gebannt werden, hier die Ergebnisse:
Nach einem Tee- und Tank-Stopp überquerten wir die Brücke zur Insel. Dort regnete es nicht nur, sondern es hatte sich auch ein Sturm entwickelt, der alle weiteren Versuche, irgendetwas zu fotografieren oder filmen, zunichte machte.
Zwar gab es – soweit man im strömenden Regen und Nebel überhaut etwas sehen konnte – durchaus einige Attraktionen, z.B. einen schäumenden Wasserfall. Beim Versuch, das Auto zu verlassen, um ihn näher anzusehen, scheiterten wir jedoch am Sturm, der den Schirm sofort umdrehte. Der Regen war außerdem so heftig, dass wir schon nach Sekunden trieften!
Wir wussten ja, dass es auf Skye an den meisten Tagen entweder Regen oder Nebel, manchmal auch beides, gibt, aber mit einer solchen Heftigkeit hatten wir nicht gerechnet. Trotzdem hatte das alles irgendwo einen gewissen Reiz: Von allen Bergen strömten Bäche wie silberne Fäden talwärts, Sturzbäche ergossen sich über die Felswände am Straßenrand, kleine Bäche (die zwei Tage später fast zu einem Rinnsal ausgetrocknet waren) wurden zu reißenden Flüssen
Also weiter nach Portree, wo wir die nächsten drei Tage im “Ben Tianaveig” verbringen wollten. Das Haus war schnell gefunden, es liegt direkt an der Esplanade hoch über dem Hafen und ist mit seinem rostroten Verputz nicht zu übersehen.
Wir waren sofort total begeistert von unserem hellen geräumigen Zimmer, der warmen und herzlichen Gastfreundschaft von Charlott eund Bill und noch mehr von dem unvergleichlichen Blick über den kleinen Hafen und die malerischen Häuser – obwohl zunächst viel Phantasie erforderlich war, sich den Traumblick vorzustellen.
Aber es geschah eine Art Wunder! Während wir im “See Breezes” Krebs-Scheren, Muscheln und Lachs schlemmten, klarte es draußen auf! Als wir mit dem Essen fertig waren, schien sogar die Abendsonne und vergoldete das Hafenwasser und die Boote.
Und von unserem Zimmerfenster aus hatten wir jetzt wirklich einen traumhaften Ausblick– sogar noch kurz vor Mitternacht!
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