4. Juli – Kanäle und Schleusen, Kathedralen und Schlösser

p1130695Elslack Grange, ein richtig feudales Herrenhaus, liegt quasi am Ende der Welt – die Zufahrt kaum mehr als ein Feldweg, rund 3 km von der Straße entfernt.

Drei Häuser – das ist der ganze Ort. Nachts ist es total still. Ab und zu muht mal eine Kuh, blökt ein Schaf oder ruft eine Eule, sonst hört man nichts.

Wir schliefen unter Daunendecken auf butterweicher (anders kann man es nicht nennen) Matratze wie die Murmeltiere, bis uns morgens die Motoren diverser Traktoren rüde weckten.

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Die hatten schon abends ziemlich lange noch ziemlich viel Lärm gemacht, weil das Heu wegen des drohenden Regens offenbar um jeden Preis noch eingebracht werden musste.

Aber wir wollten ohnehin heute einiges unternehmen, also machten wir uns auf zum Frühstück und absolvierten dort gleich ein bisschen Fitnesstraining: Die Stühle um den riesigen Eichentisch waren so schwer, als wären sie aus Blei. Massives “Eisenholz” – ich konnte den Stuhl jedenfalls nur mit Mühe bewegen. Tradition fordert eben ihren Tribut, manchmal auch körperlich 😉

Das Frühstück war aber sehr gut und stärkte uns für unsere weiteren Unternehmungen. Die waren zunächst mal Wasser-orientiert. Wobei das Wasser weniger wichtig war – die “Narrow Boats” waren Dieters Ziel.
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Die fanden wir am Leeds-Liverpool-Canal in Skipton.  In allen Farben lagen sie malerisch im Kanal. Wir gönnten uns ein Quickie und fuhren eine halbe Stunde lang auf einem Seitenarm mit der “Leo 1”, einer etwas abgespeckten Version eines Narrow Boats.
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Zurück auf festem Boden machten wir noch einen Abstecher zum Schloss …
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… und der Schlosskirche von Skipton.
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Hier hat fast jedes Dorf sein Schloss und oft auch eine Kathedrale, sie sind fast alle sehenswert und oft wirklich riesig. Wir fragen uns immer wieder, weshalb Kleinstädte mit weniger als 10 000 Einwohnern zum Teil Kathedralen haben, fast so groß wie der Kölner Dom?!?

Damit nicht genug – wir suchten ein weiteres altes Gemäuer auf, die East Riddlesden Hall, das 1642 erbaute Anwesen eines reichen Tuchhändlers, das sehr gut erhalten ist und u.a als Kulisse in einer Verfilmung von “Wuthering Hights” diente.

Nach dem geschichtlichen Exkurs ging es zurück zum Kanal – genauer, nach Bingley, zu den Five-Rise-Locks  – da war einiges los.
Die Locks sind eine Serie von 5 Schleusen (Staircase Locks=Treppenschleusen), die Schiffe werden insgesamt um rund 100 m (320 ft) emporgehoben. Diese Schleusen-Serie ist die steilste in Großbritannien, nur hier wird ein Fulltime “Lockkeeper” beschäftigt, der 2006 sogar mit dem “Order of  the British Empire” ausgezeichnet wurde.
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Bingley 5-Rise-Locks von oben …
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… und von unten.

Einfahrt der Narrow Boats…
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Der Lock-Keeper in Aktion …

Schleusen-Fahrt ist Maßarbeit – aber die Skipper haben es voll in Griff, obwohl die Boote extrem lang sind.

Nach so viel harter Arbeit wandten wir uns wieder mehr geistlichen Dingen zu – die Bolton Abbey war unser nächstes Ziel. Die Ruinen des ehemaligen Augustiner-Klosters aus dem 12. Jh. liegen ausgesprochen malerisch am Fluss Wharfe, die Kirche ist noch sehr gut erhalten und wird wird bis heute genutzt.
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Auf der Weiterfahrt mussten wir uns unbedingt noch einen winzigen Bahnhof ansehen, von dem mehrmals am Tag ein Dampfzug abfährt.
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Sicherheit wird hier groß geschrieben – gleich drei Löscheimer warteten auf ihren Einsatz, allerdings waren sie alle (total gegen die Vorschriften) leer….
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Offenbar ist der Stationsmeister nicht immer wachsam – und das Gepäck scheint auch schon länger herum zu stehen….

Vor dem Bahnhof wartete ein auch nicht mehr ganz junges Auto.
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Damit war unser heutiger Tag so ziemlich zu Ende, es wartete noch ein kühles Pint  in den Tempest Arms auf uns, gefolgt von einem echt guten Essen – beides bei schönstem Wetter im Freien – dann eine weitere gute Nacht auf dem Lande.

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