In Schottland hatten wir oft “Four seasons in one day” – Cornwall scheint dem nacheifern zu wollen.
Nebel beim Aufwachen, Sonne beim Frühstück – endlich hatten wir mal was von unserer schönen Aussicht!
Unser heutiges Ziel war der Lizard, eine ziemlich große Halbinsel und Englands südlichster Zipfel. Dieter ist fest davon überzeugt, dass dort das Wetter immer noch ein bisschen besser ist als im übrigen Cornwall.
Als wir ganz im Süden ankamen, war es zumindest noch klar, allerdings bedeckt. Heute konnte man ausnahmsweise mal ganz dicht an den Leuchtturm rangehen, der allerdings nicht sonderlich hoch ist und die davor stehenden weißen Häuser mit ihren schwarzen Schornsteinen nur knapp überragt.
Ein Wegweiser zeigt die nächstgelegenen Kollegen …
Wir gingen den Hang hinunter zum wirklich südlichsten Punkt Britanniens, eigentlich nur ein paar Felsen im unruhigen Meer.
Da sich die Sicht schnell verschlechterte, kehrten wir zum Parkplatz am Leuchtturm zurück, den man allerdings inzwischen im aufkommenden Nebel nur noch erahnen konnte.
Der Nebel verdichtete sich immer mehr – dennoch liefen wir ein Stück auf dem Küsten-Pfad entlang, sahen Surfern zu, die an einem kleinen Sandstrand auf der Suche nach einer guten Welle waren, kamen an einem Golfplatz vorbei, wo tatsächlich einige Männer im Nebel Golfbälle über den Rase schlugen! Irgendwie waren wir offenbar inzwischen umgepolt, es störte uns überhaupt nicht, dass wir statt Sonne Nebel hatten.
Ein tiefblaues Meer ist natürlich wunderschön – aber wenn die Wellen aus einem wind-gepeitschten bleigrauen Meer als weiße Gischt an die Felsen krachen, hat auch das seinen eigenen Reiz. Und die winzigen Nebeltröpfchen, die die Haut benetzen, muss man bei der Kosmetikerin teuer bezahlen – hier ist diese Hautbefeuchtung umsonst.
Nach einer Stunde kehrten wir zu unserem Auto zurück und wollten eigentlich zurück nach St. Ives und dort erst mal einen Kaffee trinken – aber dann bogen wir doch noch vorher Richtung Zennor ab … und kaum waren wir über die Hügel an die Westküste der Penwith Halbinsel, der Fußspitze Cornwalls, gelangt, lag ein tiefblauer Atlantik und saftig grüne Felder, von Hecken unterteilt, im strahlenden Sonnenlicht vor uns.
Nichts gegen graues Meer und Nebel – aber das war so schön, dass wir einfach noch mal an die Küste mussten. Und wir hatten ein besonderes Ziel im Auge – da gab es mal einen Rosamunde Pilcher Film (ja, die schauen wir an – natürlich nur, weil die Landschaft so schön ist – auch wenn die Handlung ….), bei dem ein kleines weißes Haus direkt am Meer eine Rolle spielte – und das sollte hier ganz in der Nähe sein.
Vom “Gurnards Head Hotel” (wo wir den Hotelparkplatz schamlos ausnutzten) gingen wir ein paar Stufen hinunter Richtung Meer.
Nach wenigen Schritten landeten wir auf einem Pfad, der sogar unsere wasserfesten Schuhe vor echte Herausforderungen stellte!
Immerhin hatte jemand ein paar Steine über die schlimmsten Schlammlöcher gelegt. Wenig später wurde der Pfad dann so schmal, dass man gerade mal einen Fuß vor den anderen setzen konnte.
Aber dafür wurde die Aussicht immer schöner! Wir liefen am Hang entlang, zwischen Stechginster und Farn, der fast alle Küstenhänge bedeckt und einfach unglaublich gut riecht.
In einem Buch – einem englischen Krimi – hatte ich kürzlich gelesen, der englische Farm rieche “süß, aber auch irgendwie ein bisschen bitter …” – das trifft es genau (der englische wurde in diesem Buch übrigens mit dem russischen Farn verglichen, der angeblich riecht “wie der schlechte Atem eines alten Hundes”). 😉
Jedenfalls duftet der Küstenfarn betörend, vor allem, wenn die Sonne scheint. Und wenn dazu noch Lerchen und andere Vögel singen, ist die Idylle komplett.
Und dann sahen wir es: Das kleine weiße Haus aus dem Pilcher Film auf einem Felsvorsprung.
Ist das nicht eine absolute Traumlage???? Und das Haus kann man tatsächlich als Ferienhaus mieten – ich glaube, das muss ich mir mal näher ansehen …..
Die Blicke nach beiden Seiten sind einfach grandios – nach rechts die langgezogenen Landzungen, auf der linken Seite ein dramatisches felsiges Kap.
Wir kraxelten bis in die felsige Spitze –
– die Aussicht nach Süden war auch nicht schlecht!
Aber auch der Blick zurück war ein Foto wert. Man sieht den Weg nur als hauchfeine Linie auf dem Bergrücken.
Der gesamte Weg – und die Blicke – zurück waren spektakulär.
Die Neugier trieb uns dazu, den Küsten-Pfad noch ein Stück weiter zurück zu gehen und uns das “weiße Haus am Meer” etwas genauer anzusehen. Und da war es – genau wie im Film!
Die Aussicht von der kleinen Terrasse war traumhaft!
Noch ein paar bewundernde Seitenblicke auf altes Gemäuer und bunte Blumen …
Dan ging’s mit reichlich dreckigen Schuhen, aber hochzufrieden wieder zum Auto. Ein kurzer Stopp in Lelant, in unserem B&B, und dann gleich wieder nach St. Ives, denn Dieter wollte nach einem frühen Abendessen natürlich das Halbfinale Deutschland:Italien sehen. St. Ives lag in der Abendsonne, im Hafen war das Wasser mal wieder weg.
Im Sloop Inn gab’s Seabass mit Ingwer, Chili und gestampften Kartoffeln mit Koriander sowie Linguine mit Muscheln, Krebsfleisch und riesigen Atlantik-Prawns in einer cremigen Weißwein-Knoblauch-Sahne-Soße. Ein schlagender Beweis, das die englische Küche seit den 70er Jahren doch ziemliche Fortschritte gemacht hat.
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