29. Juni – Sturm umtostes Lands End

Vor der Kür kam heute die Pflicht  – es musste mal wieder Wäsche gewaschen werden.

Unsere Jeans sind an den Säumen derart schlamm-verkrustet, dass sie dringend eine Waschmaschine brauchen – auch ansonsten hat das Wetter so seinen Tribut gefordert.

Da wir wegen der Wäscherei ohnehin Park-Gebühren bezahlen mussten, liefen wir noch kurz zum Hafen runter, der in der Morgensonne lag.

Auch das Sloop Inn badete in der Sonne – die ersten Frühschoppen-Gäste saßen bereits beim Bier.

Auf uns musste das Inn aber erst mal verzichten, wir hatten was anderes vor und fuhren Richtung Lands End – in der Hoffnung, dass auch dort die Sonne scheinen würde. Unterwegs kamen allerdings erst dicke Wolken, dann fing es an zu regnen – aber kurz vor Lands End klarte es auf und die Sonne kam raus.

Der westlichste Zipfel Britanniens ist heute leider ein ziemlicher Rummelplatz, er wurde in den 80er Jahren fast vollständig von einem Amerikaner erworben, der hier ein großes Hotel, Restaurants sowie einen Vergnügungspark errichtet hat.

Zum Glück kann man den Rummel ganz gut umgehen, vom Parkplatz (auf den man zwangsläufig fahren muss) gibt es einen direkten Fußweg zum Küsten-Pfad.

Den nahmen wir und standen wenige Minuten später direkt am sturm-umtosten westlichsten Stück England mit seinen zerklüfteten Felsen im Meer.

Von hier aus wanderten wir den Küsten-Pfad zunächst nach Osten. Der Weg führte durch und über riesige Felsbrocken.


Überall waren Steine aufeinander gestapelt – als hätte ein Riesen-Kind damit wie mit Bauklötzen gespielt.

Bei manchen der Konstruktionen fragte ich mich, wie sie wohl entstanden waren und wieso die gestapelten Steine nicht längst heruntergefallen waren.

Ca. eine Stunde wanderten wir nach Osten, dann kehrten wir um. Zwar schien die Sonne, es tobte jedoch ein so starker böiger Wind, dass es manchmal fast unmöglich war, die Kamera still zu halten – etliche Bilder sind leider ziemlich verwackelt. Außerdem war die salzige Gischt so stark, dass das Objektiv bald eine richtige Salzschicht hatte, auch die Hände waren total klebrig. Immer wieder musste das Objektiv gereinigt werden – dennoch sind viele Fotos misslungen, weil sie aussehen, als hätte Nebel geherrscht.

Und wir hielten durchweg einen ziemlich großen Sicherheitsabstand von den Klippen ein, denn auch unsere Standfestigkeit wurde durch den starken Wind immer wieder auf die Probe gestellt.

Aber der Wind war nicht kalt und fühlte sich richtig belebend an. Es war sogar so warm, dass ein dünner Baumwoll-Pulli reichte.

Auf dem Rückweg nach Lands End gab es noch mal einen grandiosen Ausblick auf die bizarren Felsen vor dem westlichsten Zipfel Englands – ein Blick, der auch immer wieder auf Kalendern und Postkarten zu finden ist.

Ganz vorne links sieht man ein Stück vom Küsten-Pfad – und oben rechts schlängelt er sich weiter …


Der zackige Felsen liegt fast wie ein gestrandetes Schiff vor Lands End …

Wir waren wieder am Ausgangspunkt angelangt – aber es war so schön, dass wir einfach weiter liefen, jetzt nach Westen, vorbei an einem “Wegweiser”.

Der Blick nach Westen ist weniger dramatisch, aber nicht weniger schön.

Auch hier gab es wieder merkwürdige Steinformationen.

Manche haben sogar Namen – die unten-stehende heißt “The Irish Lady” – warum, weiß wohl kein Mensch mehr.

Sie sieht aber irgendwie wirklich wie eine Dame aus, die mit einem Cape im Wasser steht – der Saum von weißem Schaum umgeben.

Und hier sieht man sie nochmal …

… sie scheint ins Meer zu flüchten …

Als wir fast bis Sennen Cove gelaufen waren, kehrten wir an einem alten Coastguard Lookout um.

Wir waren fast 4 Stunden unterwegs gewesen, haben allerdings auch oft einfach nur geschaut, gestaunt, genossen.

Hungrig waren wir inzwischen auch – also ein Abstecher nach Sennen Cove, runter zum Strand. Dort fanden wir am Ende des Parkplatzes überraschend ein schönes Restaurant mit großer Terrasse.

Obwohl wir ja eigentlich dem Cream Tea abgeschworen hatten, wurden wir nach so viel kräfte-zehrendem Wandern im Sturm doch wieder schwach – dieses Mal mit richtigen kleinen Erdbeeren in einem süßen Sirup – ungewöhnlich, aber sehr lecker!

Und auch der Blick von der Terrasse bot Unterhaltung – direkt unter uns wurde eine Gruppe Jugendlicher – zunächst mit Trockenübungen – das Body-Surfen beigebracht.

Inzwischen war von Sonne allerdings nichts mehr zu sehen.

Auf dem Heimweg bereuten wir heftig, dass wir die grandiose cornische Landschaft mit ihren heckengesäumten Feldern, die sich zum Atlantik hinunter senken, nicht in den vergangenen Tagen im warmen Licht der Spätnachmittags-Sonne fotografiert hatten – die heutigen Aufnahmen sind nur noch ein schwacher Abklatsch.

Alles in allem – wieder ein wunderbarer Tag!

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