18./19. Januar – Kühle Bergluft in Dalat

P1180634Gestern wäre mein Bericht über Dalat wohl vernichtend ausgefallen – wir wären am liebsten gleich weiter gereist!

Aber wie so oft, hat eine Nacht Schlaf und ein neuer Tag auch neue Einsichten gebracht.

Von Saigon flogen wir gestern nach Dalat – vor dem Abflug organisierten wir aber noch die spätere Weiterreise von Saigon nach Can Tho

Wir wollen mit dem Bus fahren – der fährt zwar alle Viertelstunde, aber der Busbahnhof ist ziemlich außerhalb der Stadt. Bei den besseren Bussen gibt es manchmal auch Engpässe, vor allem kurz vor Tet – es empfiehlt sich also, nicht bis zum letzten Moment zu warten.

Statt alles selbst zu organisieren, verließen wir uns mal auf die nette Dame im Hotel, die mit ein paar Anrufen Busticket und Taxi bestellte. Und damit war schon mal geklärt, wann und wie wir nächste Woche weiter reisen können.

Noch schnell die Wäsche in der Laundry gegenüber abgeholt (an den Geruch asiatischer Waschpulver werde ich mich wohl nie gewöhnenZwinkerndes Smiley ), dann ging’s zum Flughafen. Um 14:10 starteten, um 15:00 Uhr landeten wir – in Dalat, dem Erholungsort der französischen Kolonialbeamten,  gerühmt für sein mildes Klima, seine Weinberge, seine Wälder.

Kurz vor der Landung sagte der Flugkapitän, die Temperatur in Dalat betrage 25°C – als wir ausstiegen, pustete uns der eisige Wind aber fast um. Der Himmel voller Wolken, wir froren schon, bevor wir im Taxi saßen.  25° fühlen sich normalerweise deutlich anders an.

Auf dem Weg nach Dalat säumen Bougainvilleas in leuchtenden Farben die Straße. Zunächst war alles sehr grün, dann hatten wir das Gefühl, es wird neblig – es waren aber die im Frühjahr in Südostasien weit verbreiteten Brand-Rodungen, die Rauchschwaden von den Hängen herunter wehten. Unsere Stimmung sank noch ein bisschen weiter …

Dalat – gepriesen als Idylle in den Bergen, erschien uns erst mal sehr chaotisch: Nicht sonderlich attraktive Häuser sind massenhaft und scheinbar unkoordiniert über die Hügel verstreut, ein echtes Zentrum konnten wir nicht ausmachen.

Unser Hotel, das Ana Mandara (das wir als Super-Sonderangebot ergattert hatten), war dann allerdings eine sehr positive Überraschung: 17 unterschiedlich große Kolonial-Villen liegen verstreut an einem Hang zwischen Pinien und anderen Bäumen. Für jede Villa gibt es einen eigenen Butler, in unserem Fall ist er weiblich, ca. 1,50 groß und heißt Linh. Linh ist zuständig für alles –  in erster Linie dafür, dass wir uns wohlfühlen.
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Die Villen sind wirklich schön – unser (eher kleines, weil die billigste Kategorie) Zimmer hat echt mediterranes Flair.

Vor allem das Bad versetzt einen sofort in den Süden Frankreichs. Sogar einen offenen Kamin gibt es – zum Glück auch noch einen Heizofen, der das Zimmer schneller erwärmt 😉
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Aber all das konnte uns nur wenig darüber hinweg trösten, dass es schlichtweg lausig kalt war und der Wind um die Häuser pfiff.

Wir zogen uns warm an und beschlossen, in die Stadt zu laufen. Linh hatte uns mit einem Stadtplan versorgt und meinte, es seien etwa 2 km – also marschierten wir los. Wir hatten allerdings nicht daran gedacht, wie früh und wie schnell es hier dunkel wird, und schon nach kurzem Fußmarsch hatten wir die Orientierung verloren. Unter jedem Licht einer Verkaufsbude versuchen wir, uns zu orientieren – und schafften es tatsächlich irgendwie bis zum Markt und an den See.

Reichlich durchgefroren und ziemlich ausgehungert freuten wir uns schon auf ein nettes Lokal mit gutem Essen, mussten aber nach einer längeren Suche zugeben, dass die Behauptung, dass es fast unmöglich sei, in Dalat etwas Genießbares zu essen zu finden, durchaus zutrifft!!! Alles sah wenig einladend aus – letztlich landeten wir in einem kleinen Lokal, wo das Essen gerade noch “essbar” war, ein Genuss war es nicht . Sogar der eigentlich recht gute Dalat Wein schien uns leicht verwässert zu sein …

Ziemlich frustriert nahmen wir ein Taxi zurück ins Hotel, trösten uns mit unserer Flasche kalifornischem Rotwein aus Bangkok, und suchten im Internet (was ich schon im Vorfeld hätte tun sollen) bei Tripadvisor nach einem Tipp für ein gutes Lokal in Dalat, denn wir haben ja noch einen weiteren Abend vor uns.

Außerdem suchte ich noch eine Agentur raus, die einen PKW-Transfer nach Mui Ne anbot – 100$ für die über 200 km lange Strecke schienen ok, auch diese Adresse wurde notiert.


19. Januar  –  Rings um Dalat

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Strahlende Sonne, tiefblauer Himmel, ein laues Lüftchen – und ein einfach fantastisches Frühstück auf der Terrasse!

Starker Kaffee, viel frisches Obst, knusprige Brötchen, duftende Waffeln …. und auch sonst so ziemlich alles, was man sich morgens so wünscht (auch Pho gab es natürlich!!!) – die Welt sah heute schon deutlich freundlicher aus.

Mit der Adresse der Agentur, bei der wir das Auto nach Mui Ne mieten wollten, (ich hatte die Adresse zur Sicherheit auch im Stadtplan notiert und markiert), stiegen wir ins Taxi und fuhren runter in die Stadt.

Leider hatten wir einen Fahrer erwischt, der a) kein Wort Englisch konnte, b) extrem cholerisch war und c) die angegebene Adresse nicht fand wofür er d) mir die Schuld gab, wie er wort- und gestenreich zu verstehen gab. Auch mehrere Telefonate mit seiner Zentrale brachten nichts, man konnte oder wollte meine Angaben zur Straße und Hausnummer einfach nicht verstehen.

Nach ca. 45 Minuten kehrten wir leicht entnervt ins Hotel zurück, wo ich gleich nochmal im Internet recherchierte, ob ich mich vielleicht vertan hatte. Es stimmte alles – vorsorglich schrieb ich jetzt aber auch noch die Telefonnummer auf und wir marschierten erneut los – allerdings war jetzt weit und breit kein Taxi vor dem Hotel zu sehen.

Linh kam angelaufen und fragte, ob sie uns helfen könne. Wir erklärten ihr das Problem, sie rief erst mal bei der Agentur an, klärte die Adresse nochmal ab und fragte dort auf unseren Wunsch, ob man uns nicht einfach abholen könne – wir wollten außer der Fahrt nach Mui Ne heute auch noch einen Ausflug in einige Dörfer machen.

Offenbar empfand man das dort jedoch als Zumutung, Linh verhandelte eine Weile, gab dann jedoch auf. Stattdessen bot sie an, kurzfristig einen Nachmittagsausflug für uns zu organisieren, die Dörfer könnten wir morgen auf der Fahrt nach Mui Ne besuchen. Das klang alles richtig gut, war nicht teuer, wir stimmten zu und saßen schon Minuten später im Auto. Und unser Fahrer – hieß Lin (dieses Mal ohne “h”).

Die Fahrt ging zuerst zu einem Wasserfall, wo wir erst mal über hunderte Stufen in die Tiefe steigen mussten – dafür wurden wir unten allerdings durch einen wirklich schönen Anblick entschädigt. Über mehrere Stufen rauscht das Wasser in die Tiefe – ein offenbar beliebtes Ausflugsziel.
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Weiter ging es zu einem Stausee – ruhig und wunderschön, eingerahmt von Pinienwäldern, die herrlich dufteten.
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Dann eine Tempel-Anlage – erst wollten wir nicht so recht (schon wieder ein Tempel!), aber die der Trúc Lam Tempel ist ein Traum, erinnert stark an die Kaisergräber in Hue. Malerische, chinesisch anmutende Tempel inmitten einer wunderbaren Gartenlandschaft.

Eine meditative Ruhe lag über dem Ensemble, sogar die Besucher waren leise.

Wir zogen weiter, fuhren mit einer Gondelbahn auf den höchsten Berg in der Gegend (rund 2000 m hoch) …
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… und anschließend zum alten Bahnhof, einem eindrucksvollen Art Deco Gebäude.
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Dahinter eine uralte Lok – aus Deutschland! . Der Bahnhof ist stillgelegt, es geht nur noch 2 Mal pro Woche ein Touristenzug, aber die alte Pracht wurde erhalten. Und sie verlockte kleine und große Kinder zum Spielen … auf der Lok, in den Waggons oder im edlen Wartesaal.

Lin, unser Fahrer, brachte uns dann noch in den botanischen Garten.

Hier gibt es nicht nur Blumen, sondern auch reichlich Dalat-Wein.
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Noch ein Schlenker zum ältesten Hotel der Stadt, dem Art Deco Gebäude des Sofitel “Dalat Palace”, von dem man einen schönen Blick auf den See hat.
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Schließlich landeten wir im so genannten “Crazy House” – sehr exzentrisches Design, etwas zwischen Disneyland und Gaudi, angeblich sogar ein Gästehaus – aber wohnen möchte ich dort nicht.

 

Nach so viel Verrücktheit freuten wir uns, dass wir abends mit dem V-Café ein wirklich tolles Lokal gefunden hatten: Das Essen lecker, die Musik (z.T. live) gut, das Bier kalt, die Kneipe geheizt und der Wein vollmundig.

Dalat ist doch irgendwie ganz nett …

Ein Kommentar zu “18./19. Januar – Kühle Bergluft in Dalat

  1. Wow….diese Villen sind wirklich wahnsinnig toll! Da will man sofort hin. Toller Bericht und atemberaubende Bilder. Hier muss ich öfter vorbei kommen und mitlesen. Danke dafür! 🙂

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