Sissinghurst … das verträumte Dornröschen-Schloss Scotney Castle … die Pracht von Leeds Castle … oder Hever Castle, Elternhaus von Anne Boleyn, eine der Frauen von Heinrich VIII …
Das alles (und noch einiges mehr) spukt mir im Kopf herum, wenn ich “Sussex und Kent” denke. Klar – alles würden wir unmöglich sehen könne, also mussten Prioritäten gesetzt werden. Beim üppigen Frühstück mit Rührei und Lachs diskutierten wir ein letztes Mal alle Alternativen – schließlich fiel die Wahl auf Sissinghurst und Scotney Castle.
Und am Nachmittag wollten wir noch einen Versuch mit den Seven Sisters unternehmen.
Sissinghurst öffnet seinen Garten erst um 11 Uhr, wir waren schon 15 Minuten vorher dort und als National Trust Mitglieder mussten wir nicht lange nach Eintrittskarten anstehen, sondern konnten gleich rein, als die Tore geöffnet wurden. Hinter uns drängten sich ganze Busladungen – darunter ziemlich viele Deutsche.
Die Anlage besteht im Grunde aus 10 unterschiedlich thematisierten Gärten, die um das alte Wohngebäude von Vita Sackville-West liegen – einer schöner als der andere. Der bekannteste und berühmteste ist zweifellos der “Weiße Garten”, in dem es ausschließlich weiße Blumen gibt. Den steuerten wir als erstes an, bevor die Besuchermassen hin kamen
Ein anderer Garten-Teil schwelgte in Lila-Rosa-Tönen….
Dann kletterten wir in einem der Türme hoch bis aufs Dach und schauten uns die Pracht von oben an.
Zwar war im Inneren Fotografieren streng verboten – aber einem Blick ins gemütliche Turmstübchen, dem Refugium von Vita Sackville-West, konnte ich doch nicht widerstehen.
Und dann wurde meine Teleobjektiv mal total ausgereizt: Gaaanz weit unten waren Imker bei der Arbeit – und man konnte jede einzelne Biene genau sehen!
Wieder unten angelangt, kam das Makro zum Einsatz: Eine Hummel sammelte emsig Nektar in einer Mohnblüte.
Der Garten ist eine einzige Idylle: Eine malerische Bank vor einem Taubenschlag …
Üppige Rosenbüsche vor einer Ziegelmauer …
Akkurat gemähter Rasen vor dem Wohngebäude …
Wir trennten uns nur schwer von Sissinghurst – aber es gab ja noch weitere Ziele! Nur eine halbe Stunde entfernt liegtScotney Castle – so stelle ich mir das Schloss von Dornröschen vor! Oben gibt es ein beeindruckend mächtiges Haupt-Schloss.
Von da aus geht es aber hinunter in einen Park, in dem ein weiteres Schlösschen steht. Das liegt verträumt an einem kleinen Teich, von oben fast verborgen zwischen Bäumen.
Kommt man näher, wirkt es beinahe noch geheimnisvoller.
Es ist ein fast magischer Ort – obwohl das Schlösschen friedlich in der Sonne liegt und sich im Wasser des kleinen Teiches spiegelt, stellt man sich dramatische Szenen – Kabale und Liebe – vor. Von vorne nahezu intakt, ist es von der Rückseite nur eine Ruine.
– allerdings eine ungemein reizvolle …
Auch hier konnten wir nicht endlos verweilen – wir waren hungrig und durstig und wollten eine schöne Tasse Tee und (letztmalig auf dieser Reise!) Scones mit Erdbeermarmelade. Alfriston schwebte uns dafür vor – es lag auf dem Weg zu den“Seven Sisters”,< die wir gestern wegen Nebel nicht sehen konnten, sollte unglaublich malerisch sein und mit Tearooms gesegnet.
Routi brachte uns ohne größere Umwege (mit einigen sanften Korrekturen meinerseits … 😉 – er ist ein Fan von Schnellstraßen, ich mag die kleinen Seitenstraßen lieber) hin, wir fanden ein schattiges Plätzchen für unser Auto (allerdings auf dem Busparkplatz – der normale war rappelvoll, der für Busse völlig leer) und sahen uns erst mal im Örtchen um.
In einem Pub wurde für einen Abend mit einer Hellseherin geworben, ein anderes pries sein sonstiges Angebot an…
Über eine kleine Seitengasse landeten wir vor der Kirche, wo gerade eine Hochzeitsfeier stattfand.
Unmittelbar daneben das alte Pfarrhaus – vom National Trust betreut und von einem idyllischen Garten umgeben.
Tee und Scones gab es schließlich auch – in einem schattigen Garten. Und wir haderten heftig mit uns, weil wir die Fähre für morgen bereits gebucht und damit eine Verlängerung verhindert hatten, denn es war einfach viel zu schön hier, um morgen einfach abzureisen!
Aber noch war der Tag noch nicht zu Ende. Wir wollten noch an die Küste, zu den sieben Schwestern. Mit unglaublichem Glück ergatterten wir einen Parkplatz vor der “Golden Galleon” am Cruckmere River und stiefelten los.
Links kamen schon bald die Kreideformationen der Schwestern ins Blickfeld.
Und dann lagen sie vor uns – alle sieben, schneeweiß …
Zufrieden und glücklich wanderten wir am Fluss entlang zurück zum Auto.
Noch zog es uns überhaupt nicht zurück nach Bexhill – der Abend war so schön und warm – wir wollten am liebsten irgendwo draußen essen. Im Hinterkopf hatten wir das idyllische “Tiger Inn” in East Dean – fürchteten aber, dass wir dort a) keinen Parkplatz und b) keinen Platz zum Essen finden würden. Aber wer’s nicht mal versucht …
Wir fuhren hin – fanden sofort einen Parkplatz direkt oberhalb des Village Greens und eben wurde ein sonniger Tisch frei – mehr brauchten wir nicht, um den letzten Abend in England rundum zu genießen!
Auch das Essen war lecker – ein letztes Mal frischen Fisch…
Auf dem Weg zum Auto stellten wir überrascht fest, dass hier ein prominenter Detektiv gelebt hatte – Sherlock Holmes, von dem wir eigentlich angenommen hatten, dass er eine reine Erfindung von Conan Doyle war ….
Unser letzter Abend in England war zauberhaft – wir ließen ihn ausklingen in der “Harfe”, der irischen Kneipe um die Ecke von unserem Guesthouse…
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