1. Februar – Abschied von Kambodscha

P1010917 Wenn man doch immer so aufwachen könnte!

Vögel zwitschern munter in den Bäumen, der Schatten der Blätter malt Muster auf die schönen alten Bodenfliesen und das Wasser unseres kleinen Pools glitzert verlockend in der Morgensonne.

Schon kurz vor 8 Uhr aale ich mich auf der Liege an unserem Mini-Pool und genieße den erwachenden Tag. Das Pavilion zählt zu den schönsten Hotels, die wir auf unseren vielen Reisen kennen gelernt haben …

Und ein Zimmer mit Himmelbett und eigenem Pool für gerade mal 70€ gibt es sonst sicher kaum irgendwo!

Aber wir haben auch ansonsten gute und nachhaltige Erinnerungen an Kambodscha. Das Lächeln der Khmer-Frauen, die oft irgendwie an die steinernen Apsaras, die steinernen Reliefs der Tänzerinnen an den Tempeln von Angkor, erinnern. Die Freundlichkeit, die wir fast überall erfuhren …
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Die Khmer sind anders als ihre vietnamesischen, laotischen und Thai-Nachbarn. Sie sind weder so hektisch und strebsam wie die Vietnamesen, die um jeden Preis vorwärts kommen wollen und dies (richtigerweise) in erster Linie über Bildung versuchen. Sie sind auch nicht so langsam und eher gelassen, wie die Laoten, wo noch vieles seinen alten Gang geht und die Frauen oft noch die traditionellen wadenlangen Wickelröcke tragen. Und die Thais sind ohnehin ganz anders, ziemlich geschäftstüchtig, die Freundlichkeit oft Mittel zum Zweck.

Kambodscha ist sicher eines der am tiefsten traumatisierten Länder Indochinas, hat am längsten unter Gewalt und Terror – wenngleich zuletzt durch die eigenen Landsleute – gelitten. Noch immer sieht man unzählige Minen-Opfer, vor allem Männer, denen Arme und/oder Beine fehlen und die mangels Sozialsystem aufs Betteln angewiesen sind. Und nach wie vor fehlt praktisch eine gesamte Generation, fehlt eine gebildete Schicht.

Die Regierung tut – anders als z.B. in Vietnam und China – wenig oder nichts, um Bildung nachdrücklich zu fördern. Man hat fast den Eindruck, als seien gebildete Bürger nach wie vor nicht wirklich erwünscht. Ohne die zahlreichen ausländischen NGOs, die überall im Land Schulen eingerichtet haben, die fast alle von Spenden leben, würden viele Kinder sicher überhaupt keine schulische Bildung erhalten, oder allenfalls in den Klöstern.

Allerdings gibt es auch hier jede Menge Wildwuchs – und ein Beitrag im ZDF vor einigen Tagen Das Geschäft mit dem Mitleid”, in dem geschildert wird, wie in Kambodscha u.a. Waisenhäuser für kriminelle Machenschaften missbraucht werden, stimmt nachdenklich (und macht wütend!). Der Beitrag ist nach wie vor in der ZDF-Mediathek abrufbar.

Heute verlassen wir dieses schöne und widersprüchliche Land, es geht heute Nachmittag mit Air Asia erst nach Bangkok, dann weiter nach Chiang Mai. Wir werden erst gegen 22 Uhr in Chiang Mai ankommen – haben also noch einen laaangen Tag vor uns. Im Moment aber sitzen/liegen wir noch in einem der Cabanas am Pool, lauschen den Vögeln, schauen auf das schöne Kolonialhaus (das in den 1920ern von der Königs-Mutter bewohnt war – und außerdem wohnt praktisch direkt hinter uns der Premierminister – deshalb ist die Seitenstraße immer gesperrt und bewacht und es ist sehr ruhig!


Ein letzter Gang durch den Garten – dann bringt uns das Taxi in 25 Minuten über fast leere Straßen zum Flughafen.

Und dort war ich – obwohl durch das Loose-Forum vorgewarnt – echt schockiert: Seit einigen Tag muss man bei der Ein- und Ausreise nach und von Kambodscha seine Finger scannen lassen, es werden von allen 10 Fingern Fingerabdrücke genommen!!!! Zwar machen sie das offenbar im Moment noch eher stichprobenartig – Dieter musste nicht ran, ich musste aber beide Hände auf dieses Scan-Gerät legen. Weil ich mich dabei extrem unwohl fühlte, wackelte ich offenbar – es dauerte jedenfalls recht lange, bis der extrem mürrische und pampige Beamte zufrieden war….

Was machen die jetzt mit meinen Fingerabdrücken?? Wo landen sie und wer hat Zugang dazu??? Was will ein Land, das zu den unterentwickelsten in SOA gehört, mit diesen Daten??? Es bleibt ein seeeehr ungutes Gefühl und meine sonst wirklich guten und tollen Eindrücke von Kambodscha haben einen gewaltigen Dämpfer bekommen.

Dann war auch dieses Hindernis genommen, wir steuerten Gate 5 an, wo unser Flug abgehen sollte (so stand es auf der Bordkarte und so wurde es uns auch beim Einchecken mitgeteilt) – nur um einige Zeit später zufällig auf der Anzeigetafel zu entdecken, dass das Gate kurzfristig geändert wurde und wir jetzt von Gate 8 abfliegen …. Wenn man da nicht wirklich aufpasst, kann man böse Überraschungen erleben.

Gegen 18:30 Uhr waren wir in Bangkok, dort mussten wir sowohl durch die Immigration als auch unser Gepäck abholen – beides ging allerdings sehr fix. Danach erneutes Einchecken nach Chiang Mai, denn Air Asia ist ein Point-to-Point-Carrier und checkt kein Gepäck durch.

Auch das ging schnell – und jetzt hatten wir noch ca. 1 1/2 Stunden Wartezeit, die rum gebracht werden mussten. Inzwischen meldeten sich unsere Mägen – allerdings war das Angebot im Don Mueang Flughafen alles andere als verlockend. Letztlich einigten wir uns auf Reis mit Hähnchen und scharfem Basilikum sowie Chillies – nicht gerade berauschend, ein Chang Bier spülte es aber runter.

Kurz vor 22 Uhr waren wir dann endlich in Chiang Mai, eine weitere halbe Stunde später im Rimping Village, das wir nur für eine Nacht gebucht hatten. Ganz nett, sauber – aber nichts besonderes. Morgen holen wir unseren Mietwagen ab und dann beginnen 2 Wochen auf 4 Rädern durch den Norden Thailands bis an die Grenze zu Myanmar und Laos.

3 Kommentare zu “1. Februar – Abschied von Kambodscha

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