Absolute Stille und totale Dunkelheit. Straßenbeleuchtung gibt es nicht, und auch in dem kleinen Resort brennen nachts keine Lampen, um die Vögel nicht zu stören.
Stattdessen gibt es eine überwältigende Fülle von Sternen, dazu ein goldgelber Halbmond.
Wenn es wärmer wäre, hätte ich die halbe Nacht auf der Veranda verbringen können – so flüchteten wir irgendwann unter unsere dicken Steppdecken. Und schliefen schon recht früh – aber prima!
Selbst die sonst hotel-üblichen morgendlichen Klappergeräusche fehlen hier – Frühstück gibt es ohnehin erst ab 8 und geputzt wird erst, wenn die Gäste unterwegs sind. Wenn die Vögel jedoch kurz vor Sonnenaufgang erwachen und sich gegenseitig lautstark ihr Morgengrüße zurufen, wird man trotzdem früh wach. Zeit, um den gestrigen Tag im Blog festzuhalten!
Frühstück gibt es hier den ganzen Tag über, niemand muss sich hetzen. Weil wir aber einiges vorhatten, saßen wir doch um 9:30 in dem hübschen Freiluft-Restaurant, das etwas von einem Familien-Wohnzimmer hat:
Man sitzt mit Blick auf den See und in den Garten.
Mein Frühstück war ein Traum – ein bisquit-ähnliches locker-luftiges zusammen-geklapptes Omlett (hier schlicht “pancake” genannt…) mit einer Füllung aus Ananas, Kiwischeiben, Erdbeeren, Bananen und Orangen, dazu etwas Honig, Limettensaft und das Ganze mit Puderzucker bestäubt! Leider hab ich vor lauter Gier vergessen, zu fotografieren…. Dazu gab es natürlich Oolong-Tee! (Dieter begnügte sich mit schnödem Rührei und Kaffee – allerdings dem guten einheimischen.)
So gestärkt brachten wir unseren Brio in Schwung und machten uns auf zum Goldenen Dreieck, wo Thailand, Laos und Myanmar aneinander stoßen. Vor fast 20 Jahren waren wir schon einmal dort, damals war ich wahnsinnig beeindruckt davon, zum ersten Mal den Mekong zu sehen sowie Orte und Länder, die für unsere Generation untrennbar mit dem Vietnamkrieg verbunden waren.
Es war erstaunlich ruhig, nur eine chinesische Touristengruppe wuselte herum und ließ sich vor dem großen goldenen Buddha fotografieren, der hier über den Mekong wacht.
Wir besuchten einen nahe gelegenen Wat, der allerdings wenig anders war als tausend andere – aber man hatte einen guten Rundum-Blick auf das Goldene Dreieck.
Weiter ging’s nach Mae Sai – auf praktisch leeren Straßen, vorbei an Reisfeldern, die gerade frisch bepflanzt werden und sich zartgrün im Wasser spiegeln, durch kleine Dörfer mit properen Häusern, teils traditionell auf Stelzen und aus Holz, oft aber auch solide Steinhäuser. Hier im Norden sind die Ortschaften unglaublich sauber, kein Abfall liegt herum, vor den Häusern stehen sogar verschiedenfarbige Abfallbehälter – offenbar hat es die Mülltrennung sogar bis in den Norden Thailands geschafft.
Jedenfalls hätte nicht einmal eine schwäbische Hausfrau hier was auszusetzen!
Mae Sai erkannten wir kaum wieder – vor 20 Jahren noch eine ziemlich schmuddelige kleine Grenzstadt, die wesentlich vom Schmuggel lebte, heute mächtig herausgeputzt und ebenfalls blitzsauber.
Da auf der Straße vor der “Freundschaftsbrücke”, die ins benachbarte Myanmar nach Tachilek führt, kein Parkplatz zu kriegen war (und überall Polizei herumstand), stellten wir uns notgedrungen in die Tiefgarage eines Hotels. Das war mit 40 Baht (ca. 1 Euro) erschwinglich und außerdem stand das Auto da schattig und wurde gut bewacht.
An unzähligen Marktständen vorbei gingen wir Richtung Brücke – ließen uns aber erst mal kulinarisch verführen: Überall wurden hier heiße Maroni angeboten! (Und direkt daneben dicke Wollmützen – schließlich ist Winter!)
Wir kauften uns eine Tüte dicke Maronen und wanderten futternd weiter.
An der Brücke erwartete uns eine herbe Enttäuschung – man konnte nicht mehr, wie früher, praktisch direkt auf die Brücke und sogar ein paar Schritte Richtung Grenze gehen – es gab eine richtige Kontrollstelle davor. Und da wir leider unsere Pässe nicht dabei hatten, mussten wir auf der thailändischen Seite bleiben und konnten die Brücke nur von der Seite und durch ein Gitter fotografieren.
Wegen der vielen Reklameschilder konnte man kaum etwas von der anderen Seite sehen, auch die schöne Pagode, war nur noch zu erahnen. Noch schnell ein Foto, das in etwas fragwürdigem Englisch bescheinigt, dass wir uns wirklich am nördlichsten Zipfel Thailands aufhalten …
… und noch eine sehr skurrile Hausfassade …
… dann liefen wir zurück zum Auto – bestaunten aber unterwegs das bunte Angebot an den Verkaufsständen.
Dann ging’s wieder in die Berge – zum Mae Fah Luang Garten, angeblich der schönste botanische Garten Thailands. Schon die Anfahrt ist eine Augenweide – da der gesamt Berg Doi Tung unter königlichem Schutz steht, wurde dort nie etwas abgeholzt, man fährt also kilometerweit durch unverfälschten Regenwald mit fantastischen Baum-Arten. Viel Riesenbambus, Baumfarne – und ansonsten lauter Bäume, die uns eher unbekannt sind.
Auch die Ausblicke sind bemerkenswert – man sieht kilometerweit ins Tal bzw. in eine schier unendliche Ebene. Wäre der Reis schon etwas weiter, wäre das Bilder sicher saftig-grün, derzeit ist es eher bräunlich-grau.
Am Garten angelangt, mussten wir feststellen, dass ca. 1000 Thais die gleiche Idee gehabt hatten wie wir. Parken war schwierig und nur in ziemlicher Entfernung möglich. Für den langen Anmarsch zum Park-Eingang wurde wir dadurch entschädigt, dass wir in den Genuss einer Senioren-Ermäßigung bekamen – damit kostete der Eintritt gerade mal 45 Baht (unsere internationalen Führerscheine reichten der Ticket-Verkäuferin als Nachweis).
Der Garten hat uns schlichtweg überwältigt: Eine derartige Fülle an Farben und Formen ist andernorts undenkbar, zudem war alles bestens gepflegt, offenbar zupfen die überall herumwuselnden Gärtner jedes welke Blatt und jede verblühte Blüte sofort ab. Stockrosen und riesige Löwenmäulchen säumten einen kleinen Weiher …
Es gab Orchideen in verschwenderischer Fülle, und vieles, was auch bei uns im Sommer blüht.
Auf dem Heimweg deckten wir uns noch in einem winzigen Dorfladen mit Cola und Bier ein – und waren mal wieder erstaunt, wie billig hier alles abseits der Touristenpfade ist.
An unserem See angekommen, fuhren wir mal ein Stück weiter am See entlang und fühlten uns fast wie in Bayern, als uns plötzlich eine Herde Wasserbüffel samt Hirte den Weg versperrte.
Direkt um die Ecke wartete das nächste Schauspiel auf uns – ein riesiger Schwarm Wasservögel flog heran und ließ sich auf dem See nieder.
Tja – und dann kam das abendliche Ritual: Sonnenuntergang genießen, aromatisch-scharfes (Curry) bzw. traditionell-einfaches (Pad Thai) Abendessen, noch ein Drink auf der Terrasse.
Hatte ich schon erwähnt, dass es hier kein Fernsehen gibt? D.h. – theoretisch gibt es das schon, aber a) war die Satelliten-Schüssel angeblich defekt und b) gäbe es ohnehin nur Thai-Programme …
Also bleibt stattdessen Stargazing und Blog-Schreiben, lesen oder – wie gestern Abend – Flugbuchungen (Flug Vientiane-Bangkok mit der uns bisher unbekannten Lao Central Airline und Bangkok-Hongkong mit der ebenfalls neuen Linie Hongkong Airlines), das ging flott. Außerdem die Suche nach einer Unterkunft in Hongkong ….
Da wurden wir allerdings erst mal nicht fündig, denn was schön ist, ist entweder sehr teuer oder bereits ausgebucht. Und Hotels in Hongkong sind so eine Sache – oft sind die Zimmer nicht viel größer als ein Schrank oder das Hotel liegt weit ab vom Schuss. Da wir schon mehrfach in Hongkong waren, haben wir gewisse Vorstellungen, wo wir gerne bleiben würden – allerdings deckt sich das leider bisher nicht mit den verfügbaren Hotelzimmern…
Aber – morgen ist ja auch noch ein Tag!
Die heutige tolle Strecke:
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