Auch heute war das Frühstück ziemlich bescheiden – allerdings noch mit einem Joghurt aufgemöbelt. Viel Zeit hatten wir ohnehin nicht, kurz vor halb neun saßen wir im Taxi zum Flughafen.
Das hatte uns der nette Concierge geraten, bei dem ich das Shuttle bestellen wollte. Ein Taxi sei doch billiger und bequemer, meinte er. Und in der Tat – unser freundlicher und redseliger Taxifahrer, der uns auf dem Weg noch so einiges über die politische Situation in Singapur, das Weltklima und das neue Fußballstadion erzählte, hatte am Ende der Fahrt lediglich 15,90 S$ auf dem Tachometer – also weniger, als das Shuttle gekostet hatte.
Der Check-In bei Tigerair verursachte ein paar Probleme – wir standen am falschen Schalter. Für Australien-Flüge gibt’s einen eigenen Check-In-Schalter, an dem die E-Visa in den Pässen geprüft werden können, den hatten wir jedoch übersehen. Aber die netten Mitarbeiter von Tigerair turnten einfach quer über die Gepäckbänder rüber zu den Kollegen auf der anderen Seite, ließen dort unsere Visa überprüfen und balancierten anschließend wieder zurück mit der Mitteilung, die Visa seien ok. Da die Airlines Passagiere, die die Einreisebestimmungen nicht erfüllen, auf eigene Kosten wieder zurück befördern müssen, ist deren Vorsicht verständlich …
Fünf Stunden dauerte die Äquator-Überquerung. Da die Maschine nicht voll war und wir eine Dreier-Reihe für uns hatten, war der Flug recht angenehm. Gegen halb fünf Uhr landeten wir in Perth und fielen fast um – es hatte 38°C!!! Dazu ein Himmel, der derart unglaublich blau war, dass wir es kaum fassen konnten. Wir erfuhren, dass Perth derzeit eine Hitzewelle durchmacht, die aber nicht mehr allzu lange dauern soll.
Aber erst mal mussten die Einwanderungs-Formalitäten erledigt werden – und mit fast 1 kg Pfeffer sowie Kurkuma im Gepäck (die Mitnahme von “Samen, Samenkörnern oder anderen Pflanzenteile” hatte ich brav im Zollformular angekreuzt,) war ich auf das Schlimmste gefasst. Zwei knackige junge Beamte fragten freundlich, was wir denn im Gepäck hätten – es entspann sich ein kurzer Austausch über Pfeffer im allgemeinen und die verschiedenen Sorten im Besondern, dann bekam ich einen Stempel ins Formular … und das war’s!!!
Perth ist im Vergleich zu Melbourne oder Sydney wirklich herrlich entspannt, der Flughafen klein und übersichtlich – hier kommt man gerne an.
Es folgte die Erstausstattung mit australischen Dollar – 300 AUD, ca. 190 Euro – die, gerade erst am Automaten gezogen, allerdings gleich kräftig dahin schmolzen, als wir das Taxi am Ende der Fahrt bezahlen mussten: 49 AUD wollte der Mann für eine annähernd gleich lange Strecke wie in Singapur haben!!!! Und da sage noch einer, Singapur sei teuer!
Das Citadines war ein echter Kompromiss – allerdings hatte es fast keine Zimmer mehr in Perth gegeben, als wir unsere Buchungsversuche unternommen hatten. Und Fremantle, wo wir eigentlich lieber gewohnt hätten, war komplett ausgebucht. Vom Taxifahrer erfuhren wir, weshalb: Wir sind ausgerechnet an einem langen Wochenende angereist, dem Labour-Day-Weekend, wo alles an die Küste strömt, so dass die Küstenorte überfüllt sind und sogar in Perth die Hotels knapp wurden.
Egal – das Zimmer bzw. Studio war zwar kein Highlight, aber neu, sauber, mit Küchenzeile und kostenfreiem W-Lan. Und im Hotel gibt es außerdem kostenlose Waschmaschinen und Trockner.
Ohnehin zog es uns sofort wieder raus, runter an den Fluss, wo wir in einer Kneipe am Jetty, an dem die Ausflugsboote und Fähren ablegen, unser erstes australisches Bier tranken.
Um uns herum tobte das Leben – mindestens zwei Junggesellinnen-Abschiede wurden gefeiert (Hen-Nights), die Damen alle extrem aufgestylt, die Röcke seeehr kurz (dabei waren einige der Ladys echte Schwergewichte ^^’ ), die Frisuren hoch-getürmt, Glitter und Glimmer überall, der Alkohol floss in Strömen und der Kicher-Faktor war sehr hoch. Hinzu kamen Leute (auch wieder überwiegend Frauen) in schrillen Kostümen – vom Rotkäppchen bis zur Krankenschwester war alles dabei. Der Grund: Fasching/ Karneval/ Mardi Gras (obwohl nicht Mittwoch war)!
Nach einer Weile hatten wir uns an die gute Laune und den Lärmpegel gewöhnt und konnten das Schauspiel richtig genießen.
Gefüttert und getränkt machten wir uns auf den Heimweg, vorbei an der Residenz des obersten Gerichtshofes, in einem wunderschönen Park und – anders als bei uns – für alle Bürger zugänglich. Fünf riesige Schreibfedern vor dem Eingang symbolisieren die Macht des geschriebenen Wortes.
2. März – Zu heiß für die Stadt
Wieder ein Hotel ohne Frühstück – hier wird erwartet, dass der Gast sich selbst versorgt, Toaster, Wasserkocher und Mikrowelle stehen in der Apartment-Küche zur Verfügung.
Wir zogen heute allerdings die Fremdversorgung vor, holten uns Kaffee und Muffins und erkundeten dann unsere nächste Umgebung.
Schon morgens um 10 war es glühend heiß – allerdings sehr trocken, so dass die Hitze erträglich ist.
Alte Kolonialgebäude, die von modernen Hochhäusern fast erdrückt werden, gibt es hier in jeder Straße.
Kulinarisch wurden fündig bei McD. Ein großer Pott Kaffee, Sandwich und Muffin machten uns mehr oder weniger fit für den Tag. Danach wurden in der Tourist Information noch jede Menge Infos und Straßenkarten abgegriffen, anschließend versorgten wir uns im Supermarkt, der auch sonntags geöffnet hat, mit Getränken (ausschließlich alkoholfrei – hier dürfen Supermärkte nicht mal ein Bier verkaufen!)
Und dann wollten wir nach Fremantle, ans Meer, fahren.
Der Bus fuhr nur wenige Meter vom Hotel entfernt ab, wir standen pünktlich an der Haltestelle, als ich bemerkte, dass meine Kamera nicht über der Schulter hing, auch nicht im Rucksack war, sondern noch im Zimmer lag. Zum Zurück-Gehen war es zu spät – wir hätten den Bus verpasst und eine Stunde auf den nächsten warten müssen.
Nicht mal meinen Sony-Winzling hatte ich im Rucksack …
Es folgte also eine Busfahrt ohne Kamera (war nicht schlimm, da hätte ich sowieso nicht fotografiert), wo wir leicht genervt eine Stunde lang mit anhören mussten, wie einige deutsche Backpacker lautstark ihre Erlebnisse und Einschätzungen verschiedener Länder zum Besten gaben. Manches war da allerdings schon seeehr seltsam ….
Weniger leicht fiel mir, Fremantle mit seinen schönen historischen Gebäuden, dem Hafen, dem tollen Park mit den imposanten Norfolk Pines und dem Riesenrad, ohne Kamera zu genießen. Andererseits war es aber auch richtig schön, einfach mal da zu sitzen, Familien zuzusehen, die im Schatten picknickten und mit ihren Kindern Kricket übten. Durch die Straßen schlendern, die Hinweisschilder studieren, die die Gebäude erklären –ohne nach dem besten Aufnahmewinkel zu schauen.
Aber man kann eben doch nicht ganz aus seiner Haut – und auf dem Heimweg, den wir mit dem Schiff zurücklegten, machte Dieter mit seiner Videocam für mich ein paar Fotos. Von dem unglaublich blauen, glitzernden Wasser, den Booten, der vorbeigleitenden Landschaft.
Am Quay wird heftig gebaut – hier soll in ein paar Jahren eine Esplanade mit Hotels und Restaurants entstehen.
Zurück in Perth noch ein kurzer Blick in den “London Court” …
… dann waren wir wieder im Hotel.
Dort packte ich die beiden Hotel-Waschmaschinen randvoll – unsere Fleecejacken mussten nach über 6 Wochen intensiver Nutzung auch mal ins Wasser! Und während unsere Klamotten ihre Runden drehten, zogen wir ins Durty Nelly’s, eine irische Kneipe mit Live Musik, kaltem Bier und deftigem Essen – genau das Richtige nach einem langen Tag unterwegs.
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