Wieder lagen fast 400 km vor uns, jetzt ging es richtig ins Outback, nach Hyden, zum berühmten Wave Rock.
Bevor wir Esperance verließen, war noch ein Gang zum Geldautomaten angesagt – die australischen Dollar schmelzen wie Butter an der Sonne und ob es im Outback ATMs gibt…?
Wir wollten lieber kein Risiko eingehen. Mit frisch gefüllter Brieftasche und vollem Tank machten wir uns auf den Weg.
Zunächst mussten wir einen Teil der Strecke, die wir vor einigen Tagen gefahren waren, wieder zurück fahren – ca. 180 km bis Ravensthorpe. Dort bog die Straße von der Küste ab aufs Land, schnurgerade, vorbei an endlosen Feldern oder durch dichten Busch.
Gelegentlich standen auch mal ein paar Eukalyptusbäume am Straßenrand.
Oft sah man Bäume oder Busch, wo deutlich erkennbar vor nicht allzu langer Zeit ein Feuer gewütet hatte – schwarze Stämme, Asche auf der Erde, verkohlte Äste … Die Natur scheint hier allerdings besonders widerstandsfähig zu sein, denn überall war schon wieder neues Leben erkennbar – einen ausgewachsenen Baum durch Feuer total zu zerstören, scheint recht schwierig zu sein.
Es wurde zunehmend heißer, heute morgen in Esperance waren es 26°, inzwischen zeigte das Auto-Thermometer jedoch bereits 32° an.
An einer völlig einsam gelegenen Tankstelle hielten wir an, um zu tanken und im dazugehörigen Rasthaus etwas zu trinken. Zwar haben wir eine Kühltasche mit kalten Getränken dabei, aber der Chauffeur braucht ab und zu einen Kaffee, um fit zu bleiben.
Das Rasthaus wird von einem jungen Paar mit einem etwa 3jährigen Sohn bewirtschaftet, der im roten Sand herumtobte. Ich fragte mich, wie eine junge Familie es aushält, so einsam zu leben – mehr als 70 km weg vom nächsten Ort, der auch winzig ist und wo es nicht viel mehr als einen Lebensmittelladen gibt, eine Apotheke und ein paar andere Geschäfte.
Und der Junge hat sicher nur sehr selten Spielkameraden … Dabei leben sie wohl noch vergleichsweise komfortabel und zentral, denn es gibt ja auch noch Farmen in der Gegend, die man gar nicht sieht und die nur über Sandpisten erreichbar sind. Hier stoppt immerhin ab und zu mal ein durstiger oder hungriger Auto- oder Roadtrain-Fahrer!
Manchmal blieb einer offenbar auch etwas länger.
Noch ca. 180 km lagen vor uns, vorwiegend durch Weizenfelder – wir waren im “Wheatbelt”, wo nicht nur endlose Getreidefelder die Landschaft prägen, sondern auch gigantische Getreidespeicher. Die Speicher sind teilweise wenig mehr als Betonwannen mit Planen darüber, oft aber auch unglaublich lange Gebäude. Von hier aus bringen Roadtrains das Getreide an die Küste, wo es verschifft wird.
In Hyden angekommen, machten wir erst einen kurzen Schlenker zum Besucher-Zentrum, um uns zu orientieren. Als wir auf dem Parkplatz vor dem Wave Rock zwei große Reisebusse sahen und von einer Mitarbeiterin erfuhren, dass die Gruppen ebenfalls im Wave Rock Motel wohnen würden, stellten wir den Besuch des Felsens erst mal zurück und fuhren gleich ins Motel, um vor dem Gruppen-Ansturm dort zu sein.
Hotel und Zimmer waren nur deshalb kein Schock, weil wir aus dem Internet vorgewarnt waren und einigermaßen wussten, was uns erwartete. Alles schrecklich düster, dunkelrote, unverputzte Klinkerwände, dunkle Teppichböden.
Ich werde nie verstehen, weshalb Australier einen solchen Hang zur Düsternis haben, denn dieses morbide Ambiente findet man in vielen Motels – auch in Esperance war die Wand hinter dem Bett braun gestrichen und machte das Zimmer dunkler als nötig. Mit dem Klima kann es nichts zu tun haben, denn andere heiße Länder kalken ihre Wände ja sogar schneeweiß oder, wie in Mexiko, ockerfarben. Ok, weiß wäre bei dem roten Staub vielleicht keine so gute Idee, aber ein bisschen heller ginge doch 🙄
Ebenso unverständlich ist der Hang zu Teppichböden, Nicht nur in sämtlichen Hotels/ Motels, auch in vielen Pubs und Restaurants sind die Böden damit bedeckt. Offenbar ein tief sitzendes britisches Erbe – auch auf den britischen Inseln gibt es das Phänomen. Dort macht es ja zumindest in Hotelzimmern noch Sinn, denn es ist eher kühl – aber hier???
Pflegeleichte, langlebige Holz- oder Fliesen-Böden, wie man sie in Südeuropa und Südostasien findet, wären erheblich sinnvoller, zumal Trittschalldämmung bei den überwiegend einstöckigen Motels ohnehin keine Rolle spielt. Aber nur ein einziges Mal hatten wir einen schönen Holzboden – im nachhaltig erbauten Windrose in Denmark. Ansonsten überall mehr oder weniger schmuddelige und nicht sonderlich hygienische Auslegware …
Leider gab es zum Wave Rock Motel keine Alternative – es ist die einzige Unterkunft am Ort und in einem Umkreis von ca. 70 km. Wir hielten uns auch nicht lange auf, fuhren zurück zu den Felsen, um erst mal Hyppos Mouth einen Besuch abzustatten. Kein Mensch weit und breit, die Busse hatten also offenbar bereits ihr hiesiges Pensum abgearbeitet und sich zu anderen Zielen in der Umgebung aufgemacht.
Hyppos Mouth erinnert aus bestimmten Perspektiven an den weit aufgerissenen Rachen eines Nilpferds – zumindest, wenn man etwas Phantasie mitbringt…
Dann ging es endlich zum Objekt unserer Begierde, dem Grund, weshalb wir den Umweg überhaupt gemacht hatten – dem “Wave Rock”! Wasser und Wind haben im Verlauf etlicher Millionen Jahre hier eine gigantische Welle aus dem Granit herausgearbeitet – ein beeindruckendes Schauspiel!
Wieder waren wir praktisch alleine – nur ein einsamer Tourist wanderte herum und wurde aufs Foto gebannt, um die Größenverhältnisse deutlich zu machen.
Auf den Felsen rauf klettern wollte ich bei der Hitze eigentlich nicht – es waren inzwischen heiße 34°! Aber am Ende der Welle waren ein paar eher harmlos aussehende Stufen und neugierig waren wir schon, wie’s da oben aussieht. Die Stufen waren schnell erklommen, und oben angekommen, staunten wir erst mal – da war ein Damm mit einem Stausee!
Was wir für eine Barriere gehalten hatten, um unvorsichtige Touristen am Runterfallen zu hindern (auf dem ersten Foto oben ist die Mauer sichtbar), war in Wirklichkeit eine Wand, um das dahinter vom Felsen herabfließende Regenwasser aufzufangen und in ein rechts vom Felsen befindliches Staubecken zu leiten. Das Becken ist nach wie vor ein wichtiger Wasserspeicher für den Ort Hyden, da es hier oft monatelang nicht regnet.
Was von unten aussah, wie eine solitäre Felsformation, entpuppte sich oben als riesige Felsfläche, auf der man prima herumwandern konnte und wo man einen tollen Rundum-Blick auf die Landschaft hat – und natürlich auch über den Rand des Felsens nach unten, um die Welle mal aus anderer Perspektive zu sehen.
Da oben war eine Welt für sich, bizarre Felsen, blühende Büsche, kleine Echsen, farblich perfekt an den Fels angepasst – und da der Fels sehr rau ist, braucht man keine Angst haben, abzurutschen.
Gigantische Felsbrocken lagen herum – wie Riesenmurmeln, die ein Riesenkind zerbrochen hat.
Das Felsmassiv ist riesig – und weil da oben ein nettes Lüftchen wehte, die Hitze sehr trocken ist und wir außerdem eine große Wasserflasche dabei hatten, blieben wir ziemlich lange dort.
Wieder unten auf der Erde wollten wir uns den See näher anschauen, der von oben leicht türkis schimmernd in der Ferne geleuchtet hatte.
Als wir direkt davor standen, war nicht mehr viel türkis da – stattdessen eine eher grünliche Brühe, die intensiv nach Chlor roch. Der Salzsee war kurz vor dem Austrocknen.
Nachdem wir damit alle Sehenswürdigkeiten besichtigt hatten (auf die weiter entfernten Felsen verzichteten wir angesichts der Hitze und fortgeschrittenen Zeit), zogen wir uns in unser Motel zurück, um vor dem Essen noch ein Lese-Stündchen einzulegen. Internet gab es nicht – der Blog musste also ohnehin warten.
Das Essen war (wie erwartet) grausig, das Bier hingegen prima – vom Fass, frisch, kühl und überraschend preiswert. Man kann sich ja auch flüssig ernähren 😉
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