Angeblich hatten Holländer die dort lebenden kleinen Beuteltiere, die Quokkas, bei der Entdeckung der Insel im Jahre 1696 zunächst für besonders große Ratten gehalten.
Und da es Tausende von Quokkas auf der kleinen Insel, 18 km vor Fremantle, gibt, hatten sie sie “Rottnest”, also “Rattennest” getauft.
Kenny aus Perth, den wir in Nong Khiaw (Nord Laos) kennen gelernt hatten, und der uns mit unzähligen Tipps und Hinweisen bei unserer West Australien-Routenplanung geholfen hatte, schwärmte in den höchsten Tönen von der Insel. So rattig schien sie also nicht zu sein – aber wir wollten uns selbst überzeugen.
Mit dem Rottnest Express sollte es um 9:30 losgehen, und weil wir am Tag zuvor zu spät zurückgekehrt waren, um Fahrkarten kaufen zu können, machten wir uns früh auf den Weg. Der Victoria Harbour, von dem die Fähren ablegen, war zwar nur 5 Minuten Fußweg entfernt – aber man weiß ja nie, was einem unterwegs noch so alles vor die Kamera kommt und aufhält . Und tatsächlich war da was, etwas Buntes, ganz oben auf einer Norfolk Pinie! Genaueres Hinschauen ergab etliche quietschbunte Kakadus, die die Morgensonne genossen.
Obwohl die Vögel nicht gerade klein sind, scheinen sie zwischen den gewaltigen Piniennadeln fast winzig.
Wenige Meter weiter waren wir am Hafen, die Tickets schnell erstanden. Wir verzichteten auf alle angebotenen Pakete, die z.T. Schnorchelausrüstung, Fahrräder oder Busfahrten enthielten, kauften lediglich ein Hin- und Rückfahrticket zum stolzen Preis von 75 AUD pro Person. Laut Infoblatt mussten auf der Insel noch 16,50 AUD als eine Art Eintrittsgebühr bezahlt werden, das Tagesticket für den Bus, der ständig rund um die Insel fährt, und wo man an jeder Haltestelle ein- und woanders wieder aussteigen kann, kostet 20 AUD.
Direkt neben dem schönen alten Segelboot ist die Anlegestelle des Rottnest Express. Eine gute halbe Stunde dauert die Überfahrt im tiefgekühlten und sehr schmuddeligen Abteil – draußen war nur Platz für Fahrräder. Der Seegang war heftig, denn es war sehr windig.
Auf Rottnest Island erstanden wir in der Tourist Information ein Tagesticket für den Bus, von Eintrittsgebühr war allerdings keine Rede. Wir wollten die Insel erst ein Mal komplett umrunden und dann entscheiden, wo wir bei der nächsten Runde aussteigen wollten. Um 15:55 ging unsere Fähre wieder zurück, wir hatten also fast 6 Stunden Zeit für die Insel.
Allerdings stiegen wir erst mal in den falschen Bus, weil an der Haltestelle eine größere Gruppe stand und wir wie die Lemminge der Gruppe einfach in einen kleinen weißen Bus folgten. Leider war das nur ein Shuttlebus, der lediglich die alte Kaserne anfuhr. Im Ergebnis landeten wir 15 Minuten später wieder an der Haltestelle und mussten dort weitere 30 Minuten auf den nächsten Rundbus warten…
Dieser kam zwar pünktlich, war allerdings bereits gut besetzt. Dennoch ergatterten wir Fensterplätze – dummerweise waren die Scheiben jedoch dunkelgrün getönt, was Fotografieren aus dem Bus schwierig bis unmöglich machte. Es ging vorbei an Traumstränden und Bilderbuch-Buchten, in denen Yachten dümpelten, das Wasser war kristallklar! 63 Strände gibt es auf der Insel – dabei ist sie nur 11 km lang und 4 km breit, hat 200 Einwohner, drei Polizisten und eine Schule mit 2 Lehrern. Und bis auf den Bus, die Fahrzeuge der Polizei und die der Ranger ist die Insel komplett autorfrei.
Nachdem die Runde um war, wussten wir genau, wo wir aussteigen und eine Stück bis zur nächsten oder übernächsten Haltestelle laufen wollten und starteten zur nächsten Runde. Am Parker Point stiegen wir aus – und stolperten fast über etliche Quokkas, die sich im Schatten eines Busches aufhielten.
Man kann ein bisschen nachvollziehen, weshalb die Holländer sie damals für Ratten hielten, ihr Gesicht erinnert eher an ein Nagetier als an ein Känguru. Zwischen den Quokkas schlängelte sich ungerührt ein großer schwarzer Lurch – er hat von den Beuteltierchen nichts zu befürchten, sie sind reine Pflanzenfresser.
Erst, nachdem die Tiere ausgiebig bewundert waren, hatte ich auch ein Auge für die Schönheit der Bucht.
Wasser, klar wie Gin! Man schien jede einzelne Koralle sehen zu können. Wegen des warmen Leeuwin Stroms, der im Herbst und Winter vorbei fließt, gibt es hier eine enorme Vielfalt tropischer Fische und Gewächse, und man kann noch zu Zeiten schnorcheln, wenn es ansonsten im Indischen Ozean viel zu kalt ist. Wir sahen auch etliche Schnorchler und an den Badestränden herrschte ebenfalls reger Betrieb.
Von Parkers Point aus gingen wir ein Stück die Küste entlang, die hier eher felsig ist.
Aber es gab auch immer wieder kleine Sandbuchten, wo stets ein paar Leute im Wasser waren.
Auf einem Felsen im Meer konnten wir sogar einen Seeadler auf seinem Nest sitzen sehen!
Mein Teleobjektiv wurde auf’s Äußerste strapaziert, aber man kann sogar seinen weißen Kopf gut erkennen!
Und dann wieder Sandstrände – zum Niederknien schön!
Wir waren so mit Schauen, Staunen, Herumklettern beschäftigt, dass wir um ein Haar den Bus verpasst hätten. Da die Busse nur alle 30-45 Minuten fahren, hätte uns das in ziemliche Zeitnot gebracht, denn wir wollten noch einen weiteren Stopp einlegen.
Aber erst mal gondelten wir den Rest der Runde um die Insel – und als er direkt vor dem “Pink Lake” halten musste, gelang sogar ein Foto durch ein geöffnetes Oberfenster. Man muss allerdings schon ziemlich gutwillig sein, um den See als “pink” zu bezeichnen – von Barbie-Rosa oder Prinzessin Lilifee ist er jedenfalls ziemlich weit entfernt …
Kurz danach war für uns Endstation, die letzte Strecke wollten wir zu Fuß gehen und zwar möglichst dicht am Bathurst Lighthouse entlang. Wir hatten noch eine gute Stunde Zeit und laut Karte waren es ca. 3 km – also eigentlich locker machbar.
Nur mussten wir erst mal den Weg finden – mal wieder war dort, wo man es brauchte, keinerlei Hinweis zu finden, wo die verschiedenen Sträßchen hinführten.
Wir wählten die, die mehr oder weniger direkt am Meer entlang führte und kamen erst mal durch eine Kolonie von Ferienhäusern. Angeblich sind die derart begehrt, dass man sich mindestens ein Jahr vorher anmelden muss, wenn man Urlaub auf Rottnest machen möchte.
Dabei sahen sie nicht mal besonders komfortabel aus, eines wie das andere, leicht heruntergekommen … aber mit begnadetem Blick!!!
Die Häuser schmiegten sich an den Hang oberhalb einer Bucht, die derart schön war, dass ich verstehen konnte, was die Leute hierher zieht!
Gleiches galt für die nächste Bucht.
Endlich sahen wir auch den Leuchtturm in der Ferne.
Allerdings führte der Weg nicht gerade direkt dort hin. Und da wir langsam in Zeitnot gerieten, begnügten wir uns mit Blick und Bild und sahen zu, dass wir zur Thompson Bay kamen, wo die Fähre ablegte.
Eine kurze Verzögerung gab es aber doch noch – ich stolperte fast über ein Quokka …
Ein bisschen erinnern sie schon an Mäuse oder andere Nagetiere – oder?
Dank zum Schluss deutlich beschleunigter Gangart und Verzicht auf weitere Fotos schafften wir die Fähre dann doch noch locker, und dieses Mal war es eine größere, mit Sitzen auf dem Oberdeck.
Da machte die Heimfahrt doch gleich deutlich mehr Spaß, auch wenn der Seegang inzwischen derart stark war, dass sich das Schiff ganz schön von einer Seite zur anderen neigte und eine gesamte Schulklasse nach einer Weile mit grünen Gesichtern an die Reeling stürzte…
Nach einem ganzen Tag in Meeresnähe zog es uns auch am Abend noch mal ans Meer, in den Fischereihafen. Gegrillter Red Snapper, saftige Kingprawns und ein kühles Glas Riesling – leckerer Abschluss eines wunderschönen Tages!
Hallo Rena, habe mit grosser Freude und Neugier eure Route verfolgt.
Zu Australien muss ich sagen, dass es bislang noch nicht auf meiner persönlichen Fav.Liste gestanden hat. Diese Insel allerdings scheint ein wirkliches Highlight zu sein. Ok, es gab auch vorher durchaus ein paar feine Spots.
Ich finde, dass du es mit deinen Fotos wirklich verstehst, die Eindrücke dokumentarisch rüberzubringen. Bewundernswert auch, dass du alle Unterkünfte festhälst, so wie ihr sie betretet. Schaffe ich nie…(muss immer Hemden waschen u. Leinen aufhängen). Dazu habe ich es mir zur Gewohnheit gemacht immer ein Zimmerbild als Selstauslöser, also mit Livedarstellern zu installieren.
Zurück zum Rattennest: Die Vogi-Pinienbilder sind fantastisch. Ich musste wirklich laut lachen. Irgendwie eine Assoziation zu den Spitzen auf deutschen Weihnachtsbäumen….
Diese Quokkas sind ja allerliebst. Ein wenig wie das Resultat eines erfolgreichen Techtelmechtels zwischen Minikängurus und einer Maus-Hamster-Brut. Vermutlich vermehren die Dinger sich lediglich wie die Ratten.
Und jetzt wünsche ich euch beiden noch weitere schöne Reisetage, wenn ich es richtig verfolgt habe, sind es nicht mehr allzuviel. Aber besser nicht drüber nachdenken…Obwohl, nach so langer Zeit ist es immer wieder schön die Familie und Freunde wieder zu treffen.
Viele sonnige Grüsse aus Deutschland (heute hatten wir bis ca 25 Grad) schickt euch die Christiane
Ach ja, falls Interesse, vom Angkor gibt es es Aktuelles von mir bei fotocommunity