Schon früh am Morgen schallt monotoner Gesang bis zu uns in den Garten, ab und zu auch leise Gamelan-Musik. Ob da irgendwo ein Fest im Gange war???
Ayu, die wir nach dem ausgedehnten (und ziemlich späten) Frühstück auf unserer Terrasse befragten, wusste Bescheid: Heute wurde alles gesegnet, was irgendwie beweglich und aus Metall war – also vor allem Autos und Motorräder.
Dem wollten wir nachgehen und uns gleichzeitig auch in Nyuhkuning ein bisschen umsehen.
Immerhin waren wir nun schon zum zweiten Mal in dem Dörfchen jenseits des Affenwaldes, hatten aber bisher nur das mitbekommen, was man so aus dem Fenster des Shuttlebusses oder vom Motorroller aus sah.
Von irgendwelchen Weihe-Zeremonien war erst mal nichts zu sehen – die Straße war nahezu menschenleer.
Lediglich eine Frau mit einem Tablett voller Opfergaben schritt die Straße entlang, stellte vor diverse Götterstatuen kleine blütengefüllte Bambusschälchen und zündete Räucherstäbchen an.
Auch vor den meisten Hauseingängen lagen mehr oder weniger große Opfer-Arrangements.
Und dann stolperten wir fast über eine Motorrad-Weihe! Am Straßenrand standen üppig geschmückte Motorroller, die von einem Priester gerade gesegnet wurden. Während er offenbar Segenswünsche intonierte, besprengte er die Räder großzügig mit Weihwasser.
Mit dem übrig gebliebenen Wasser benetzten sich die (vermutlichen) Eigentümerinnen der Fahrzeuge anschließend Gesicht und Haare.Jetzt fielen uns auch überall am Straßenrand mit Opferschälchen und Blüten oder Strohverzierungen geschmückte Fahrzeuge auf.
Da auf diese Weise jeder motorisierte Balinese davon überzeugt ist, den Schutz der Götter zu genießen, legt man auf Vor- und Rücksicht während der Fahrt deutlich weniger Wert als bei uns. Es wird schon nichts passieren – zumindest nicht, so lange die Amulette am Wagen hängen …
Nyuhkuning ist ein zauberhaftes kleines Dorf, gesäumt von Reisfeldern, aber viel los ist hier nicht. Es gibt etliche kleine Hotels, die man jedoch von der Straße aus nicht sieht, ein paar kleine Lokale, Lädchen, wo man Getränke und Souvenirs kaufen kann, eine Joga-Schule, ein Meditationszentrum, einen Fußballplatz – das war’s schon. Uns gefällt’s, denn es ist himmlisch ruhig hier und das trubelige Ubud nur ein paar Minuten Fußweg entfernt.
Diesen Weg nahmen wir dann auch wieder am Nachmittag – zunächst Richtung Affenwald, vorbei an einem Haus mit dem merkwürdigen Namen “Looking Glass House”. Auf einem Schild an der Hauswand sind Alice und die Grinsekatze zu sehen … Dahinter verbirgt sich ein kleines Cottage, das über airbnb angemietet werden kann.
Durch den dämmrigen Dschungel des Affenwalds mit seinen pelzigen und steinernen Bewohnern …
Die Monkey Forest Road entlang, wo am Fußballplatz bereits wieder an den Ogoh Ogohs für’s balinesische Neujahrsfest Nyepi gearbeitet wurde, die erstaunliche anatomische Details aufwiesen.
Hin zu den Teichen um das Café Lotus – die ohne Sonne und ohne eine einzige blühende Pflanze eher trostlos aussahen.In Hinterhöfe mit steilen Treppen, die selbst die durchtrainierten Balinesinnen zu einer Verschnaufpause auf den Stufen nötigten.
Schließlich landeten wir im Café Wayan. Wir hatten das Restaurant, das – wie unser Hotel – zur Alam-Gruppe gehört, schon mehrfach von der Straße her beäugt, es schien uns wenig einladend, düster und immer ziemlich leer. Aber es sollte sehr gut sein, deshalb wollten wir es mal näher ansehen.
Uns erwartete eine Riesen-Überraschung: Was man von der Straße aus sah, war allenfalls eine Art Vorraum – das eigentliche Restaurant erstreckte sich eine gefühlte Ewigkeit nach hinten. Ein riesiger Garten, kleine Teiche, und überall kleine überdachte Salas. Es war zwar noch zu früh für’s Abendessen, aber für uns stand fest, dass wir den letzten Abend in Ubud hier in diesem wunderbar romantischen Ambiente verbringen würden.
Vor dem Essen gab es noch eine Massage nebst Pediküre (nur für mich – Dieter ließ sich stattdessen 30 Minuten länger durchkneten), dann schlemmten wir uns durch das Angebot des Café Wayan. Leider waren wir so gierig, dass mir die Kamera erst einfiel, als schon ein Teil von Dieters knuspriger Ente und meines unglaublich leckeren balinesischen Gerichts (dessen Name ich leider vergessen habe) in unseren Bäuchen gelandet war.
Aber eine Ahnung, wie gut es uns geschmeckt hat, gibt das Foto vielleicht doch wieder…
Tja, und das war’s dann erst mal mit Ubud – am folgenden Tag ging es ans Meer, nach Sanur.
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