Seit Tagen hab ich davon geträumt: An einem lauen Sommerabend beim Seewirt in Übersee am Chiemsee unter alten Bäumen direkt am Seeufer sitzen, ein frisches Weißbier im Glas, Schweinsbraten mit Knödel oder auch eine Haxe mit Krautsalat auf dem Teller.

Segelboote betrachten, die in den kleinen Yachthafen heimkehren, Kindern beim Spielen am Ufer zusehen …

Der Abend war heute auch durchaus lau – aber alles andere gibt es nicht mehr!

Der Seewirt ist zu einer „Chilling Lounge“ mutiert. Statt Weißbier schäumt Prosecco oder Apero Spritz im Glas, statt Schweinsbraten gibt es Lachs Carpaccio und die Semmelknödel wichen Safran-Risotto.

Alles nicht unbedingt schlecht – aber hier passt es irgendwie überhaupt nicht!

Wo früher lebhafte und manchmal drangvolle Enge im Biergarten herrschte und man nur mit viel Glück einen Platz auf den – eher unbequemen – Gartenstühlen fand, wo Kinder herumwuselten und resolute Damen in Dirndln deftige Kost und Gläser mit Weißbier oder Hellem heranschleppten, herrschte heute gepflegte Leere, obwohl die harten Biergartenstühle bequemen Segeltuch-Sesseln gewichen sind.

Vielleicht sind wir ja nicht die einzigen, die mit dieser neuen Gastronomie fremdeln …

Aber es ist trotzdem einfach schön am bayrischen Meer! Die dunklen Wolken, die uns auf der Fahrt begleitet hatten – und zwischendurch auch für reichlich Regen gesorgt hatten – verzogen sich am späten Nachmittag, die Sonne verwandelte den See in flüssiges Silber und Kite-Surfer flitzten vor dem Alpenpanorama über’s Wasser.

Und beim Alten Wirt in Bernau gab es dann auch die ersehnten bayrischen Schmankerl!