28. Januar – Launceston bis Cradle Mountains: Tiefe Schluchten, hohe Berge, schwarze Teufel

2015-01-28 094What a beautiful morning! Strahlende Sonne, tiefblauer Himmel, ein paar Wattewölkchen – just for the  contrast.

Die Luft so klar und prickelnd wie Champagner…

Was macht man mit so einem Tagesbeginn?

Man verschiebt die Weiterfahrt auf später und begibt sich in die Schlucht, die “Cataract Gorge”. Wer jetzt “kalt, düster, klamm, glitschig” denkt, liegt so was von daneben!

Vorbei an in der Morgensonne dösenden Segelbooten ging es über die alte Eisenbrücke und durch eine Art Pförtnerhäuschen zum Eingang der Schlucht.



Und hier war es alles andere als düster – die “Cataract Gorge” wurde von der warmen Morgensonne hell ausgeleuchtet.

Ein gut ausgebauter Weg führte ca. 2 km in die Schlucht hinein, bis diese sich zu einem See weitet, über den sich eine 1904 erbaute Hängebrücke (die aber immer noch sehr stabil aussieht!) spannt.

Die Australier schrecken (ähnlich wie die Briten) vor – fast – nichts zurück! Deshalb wurde in die atemberaubend schöne und wilde Landschaft nicht nur für Leute, die zu faul sind, Brücke oder Damm zu benutzen, ein Sessellift installiert, sondern auf der Wiese neben dem See auch noch ein Schwimmbad reingestellt.

Immerhin ist das Freibad kostenlos – und wurde sogar so früh am Morgen schon von etlichen Kindern begeistert genutzt.

Es war schon fast 13 Uhr, bevor wir endlich das Auto wieder bestiegen und weiter nach Westen fuhren. Unser Navi schickte uns erst mal auf die Autobahn, die wir aber schnell wieder verließen.

Seine heftigen Proteste “Kehren Sie, wenn möglich, um …” ignorierten wir hartnäckig und wurden wieder mit grandioser Landschaft statt langweiliger Autobahn belohnt.

Links schoben sich die Bergketten der “Great Western Tiers” ins Panorama, davor sanft gewellte Hügel und Wiesen, die “Billabongs”, kleine Teiche zur Bewässerung und als Viehtränken, aufwiesen.


Würziger Heuduft lag in der Luft. Wir hatten die Fenster weit runtergedreht –  überall wurde gemäht. Obwohl Routi, unser Navi, vor Empörung fast schon schrie und uns unbedingt auf eine große Umgehungsstraße dirigieren wollte , blieben wir hartnäckig auf der kleineren, viel schöneren Straße.

In Mole Creek tranken wir einen Kaffee, die nette Bedienung gab uns noch ein paar Routen-Ratschläge und meinte, wir sollten lieber der Karte und ihren Tipps statt dem Navi vertrauen. Dieters Besorgnis, wir könnten auf unbefestigten Straßen landen, konnte sie beruhigen – alle auf der Karte rot oder blau eingezeichneten Straßen sind geteert, nur die gelben sind Schotter oder Lehmstraßen.

Also ging’s weiter. Das schmale Sträßchen wand sich durch einen Märchenwald mit riesigen Farnbäumen, wir landeten schließlich auf einer Passhöhe mit toller Aussicht auf die bewaldeten Hügel.

Die Aussicht hatte offenbar einen jungen asiatischen Fahrer so stark abgelenkt, dass er seinen Wagen in den Straßengraben gesetzt hatte …

Zum Glück war den Insassen nichts passiert und es waren auch bereits Helfer vor Ort – obwohl wir unterwegs so gut wie keinem anderen Fahrzeug begegnet waren. Wir überließen sie ihrem Schicksal, fuhren weiter – und schon wenig später hätte der Fahrer des blauen Autos gleich nochmal in den Straßengraben fahren können, denn schon wieder war die Aussicht grandios.

Wir wollten aber auch irgendwann mal ankommen, also hörten wir auf, dauernd anzuhalten. Vor den Cradle Mountains, unserem heutigen Ziel, kamen noch die Middlesex Plains, eine Hochebene, die offenbar vor einiger Zeit vom Feuer verwüste worden war. Baumskelette reckten ihre kahlen bleichen oder schwarzen Äste in den Himmel – aber von unten drängte es bereits wieder kräftig grün nach und der Boden war flächendeckend mit gelben Blumen bedeckt.

Dann waren wir am Ziel, knapp 1.000 m hoch, im Cradle Mountains Nationalpark. Erst mal kurz bei der Information reinschauen, sich nach Shuttlebus und Eintrittspreisen für den Park erkundigen. Das Tagesticket für 16,50 $, mit dem man auch kostenlos den Shuttlebus benutzen kann, kaufen wir uns erst morgen, heute werden wir uns außerhalb der Park-Grenzen aufhalten, denn unser Hotel liegt knapp jenseits der Grenze.

Im Cradle Mountain Hotel checkten wir in Nullkommanix ein – und waren vom Zimmer und nicht zuletzt von der Aussicht absolut begeistert. Zwei riesige Betten, viel Platz, total gemütlich.

– und direkt vor unserem großen Fenster mit kleinem Balkon begann die Wildnis. Das war der Blick von unserem Fenster.

Ein Whirlpool im Bad und edle Bio-Kosmetik rundeten das Bild ab.

Was meiner schwäbisch-sparsamen Seele natürlich ganz besonders gefiel, war, dass wir das alles durch reinen Zufall zum Schnäppchenpreis ergattert hatten. Dieter hatte das Hotel schon länger gebucht, hier oben gibt es nicht viel Auswahl, alles ist ziemlich teuer oder ziemlich schäbig und wir wollten nicht ohne Bett da stehen. Wir hatten das günstigste Zimmer ohne Frühstück gebucht, auch das war mit 179$ aber noch recht saftig.

Durch reinen Zufall stolperte ich im November nochmal über die Website, sah, dass das Hotel kürzlich vom RACT – dem Royal Automobil Club of Tasmania – übernommen worden war, und dass Mitglieder von Autoclubs Rabatte bekamen. Wir sind im ADAC, das qualifizierte uns schon mal für einen 10%igen Rabatt. Und dann entdeckte ich das Special, nur für Autoclub-Mitglieder: Ein  Deluxe Spa Room, inkl. Frühstücksbüffet, für 125$ (= ca. 85€)!!! Also blitzschnell die alte Buchung storniert, neu gebucht – und für die zwei Übernachtungen über 100$ gespart, außerdem ein besseres Zimmer und Frühstück …

So schön und gemütlich das Zimmer war – wir wollten die Sonne und die Natur genießen und zogen gleich wieder los. Kamen aber nicht weit – ein Schild mit der Aufschrift “Devils@Cradle veranlasste Dieter zu einer Vollbremsung. Devils, also tasmanische Teufel, waren genau das, was wir unbedingt sehen wollten!

Devils@Cradle entpuppte sich als Auffangs- und Aufzuchtstation, wo drei extrem gefährdete fleischfressende Beuteltierarten – der tasmanische Beutelteufel und zwei Quoll-Arten (Beutelmarder) –  in einer geschützten Umgebung aufgezogen werden, um später ausgewildert zu werden. Der tasmanische Teufel ist durch einen Gesichtskrebs stark von der Ausrottung bedroht, die kleineren (und sehr hübschen, getüpfelten) Quolls werden von Katzen, Hunden und Füchsen gejagt und sind ebenfalls stark gefährdet.

Von Quolls hatten wir vorher noch nie was gehört – unser Interesse galt vor allem den kleinen schwarzen Teufeln. Und die sahen wir dann auch – kleine, verspielte und größere im Flegelalter, junge Rüden, die sich heftig rauften (wobei schon mal ein Ohr dran glauben musste oder tiefe Bisswunden entstanden) und junge Weibchen, die eher scheu waren.




Auch die Quolls waren einen Besuch wert … aber schwer zu fotografieren, weil sie hinter Gittern lebten.

Inzwischen war es – trotz Sonne – sehr kalt geworden, wir machten, dass wir nach Hause in ein mollig warmes Zimmer kamen. Nicht nur die Zimmer waren geheizt – in der Lobby loderte das Feuer im Kamin …

… und jeder Hotelflügel hat auch eine kleine Lounge mit Bibliothek, gemütlichen Sofas, Spieltisch – und einem Kaminofen, in dem abends ein richtiges prasselndes Holzfeuer entzündet wurde!


Als besonderes Schmankerl hüpften dann auch noch die tasmanischen besonders kleinen Kängurus vor unserem Fenster herum und grasten dort seelenruhig. Die Pademelons, die einem gerade mal bis zum Knie gehen (die Jungen sind nicht viel größer als Kaninchen) , gibt es nur auf der Insel – leider konnte ich sie nicht fotografieren, weil es bereits zu dunkel war.

Die heutige Strecke:

Ein Kommentar zu “28. Januar – Launceston bis Cradle Mountains: Tiefe Schluchten, hohe Berge, schwarze Teufel

  1. Was für ein Tag mal wieder: herrliche Landschaften, großartige Fernsichten, die niedlichsten Teufelchen, die ich je gesehen habe, und ein wunderschönes Hotel zu einem fantastischen Preis – besser kann es nicht mehr werden 🙂

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