22. Februar – Gefrorene Tränen und steinerne Pfannkuchen

2015-02-22 22.03. Punakeiki 094Der Geliebte einer jungen Maori-Frau war in den Bergen verschwunden. Sie fand ihn, aber der Liebste war tot.

Ihre unermessliche Trauer verursachte eine Tränen-Flut, die den Berg hinunter rann bis zum Meer.

Und weil es so kalt war in den Bergen, erstarrten die Tränen zur Eis.

Und es entstand ein Gletscher der vom Himmel bis zum Meer reicht – Ka Roimatao Hinehukatere.

Der Gletscher züngelt tatsächlich von fast 3 000 m bis nahe ans Meer, hat heute allerdings einen weit weniger poetischen Namen: Franz Josef Gletscher. Den hat er 1865 von dem deutschen Forscher Julius von Haast erhalten.

Vor dem romantisch-kaiserlichen Gletscher hatten wir aber erst mal den Fox Gletscher im Visier  – schließlich hatten wir im dazugehörigen Dorf übernachtet (und prima geschlafen, trotz des aufs Dach prasselnden Regens).

Nach der verregneten Nacht überraschte uns der Morgen mit blauem Himmel und angenehmer Wärme, und wir machten uns auf die Suche nach den in einem Infoblatt eingezeichneten besten Aussichtspunkten.

Ein Stück die Straße runter sollte so ein Punkt sein – wir sahen zwar hocherfreut den schneebedeckten Gipfel des Mount Cook (im Bild rechts oben). Den Gletscher sahen wir aber nicht. Oder zumindest ich sah ihn nicht …

Heute hab ich ihn dann doch gesehen – er ist auf dem Foto links, neben dem runden Berg! Da sieht man eine weiße Masse den Berg herunter fließen. Und in der Vergrößerung zeigt sich, dass das tatsächlich der Gletscher ist! Peinlich – denn ich hatte ihn eigentlich eher rechts vermutet und auch stur dort hin gestarrt.
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Aber auch wenn wir den Gletscher – scheinbar – nicht sahen – der Morgen war unglaublich schön. Und die Landschaft ebenfalls!
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Und außerdem kamen wir den Eismassen kurz danach doch noch ziemlich nah – über einen Waldweg pirschten wir uns Richtung Gletscherfuß vor. Und hatten ihn dann bald in seiner ganzen blau-weißen kühlen Schönheit vor uns.
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Aber was ist schon ein Gletscher, wenn man auch zwei haben kann?

Nur wenige Kilometer weiter war der weitaus bekanntere Franz Josef Gletscher alias Ka Roimatao Hinehukatere. Die gefrorenen Tränen sah man allerdings erst nach einem Fußmarsch durch ein Stück Dschungel.
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… dann durch ein ausgetrocknetes Flussbett, durch bzw. über einen weniger ausgetrockneten Teil, und vorbei an Wasserfällen.
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Der Gletscher war ja dann auch nicht schlecht –
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– aber der Weg war das eigentlich tolle! Wir trödelten hier ganz schön herum – bestaunten die vielfarbigen Flechten auf den Steinen …
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… und die filigranen Muster des Farns …P1110277
Dann ging es weiter. Schneebedeckte Berge begleiten uns rechts, links erstreckt sich die Ebene mit ausgedehnten saftigen Weiden und kleinen Wäldchen.
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Überraschend viele Radler sind überall in Neuseeland und auch auf dieser doch ziemlich anspruchsvollen Strecke unterwegs, aber auch etliche Anhalter.

Und dann waren Wiesen und Berge plötzlich weg, stattdessen strebte ein gletscherblauer Fluss neben der Straße dem Meer zu.
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Kurz darauf erreichten wir Hokitika – die Stadt der Strand- und Lebenskünstler. Aus fast allem, was das Meer so hergibt, kann man Kunst machen –
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– und wenn das nicht reicht, kann man immer noch Wort-Kunst kreieren und das Publikum zu Wort kommen lassen. Schon erstaunlich und faszinierend, was sich manche da so wünschen …
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Ach ja – einen hübschen Uhrturm hat Hokitika auch – wirkt ein bisschen wie aus Legoland …
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Praktisch im Nirgendwo kamen wir an eine skurrile Brücke, auf der sich Autos, Radfahrer –und ja, das in der Mitte sind ZUG-Gleise!!! – der Zug eine Fahrbahn teilen!
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Danach schlängelte sich die Straße die Küste entlang, wo die Brandung so stark war, dass ein feiner Salzwassernebel über der Straße hing.
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Manchmal überholten wir interessante Gefährte …
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… und auch wieder eine ganze Gruppe von Tandem-Fahrern!
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Schließlich erreichten wir unser heutige Tagesziel – die Pancake Rocks!

Der Weg von der Straße zu den Felsen führte durch eine völlig neue Art von Dschungel – Cabbage Trees, Palmen und etwas, das aussah, wie Agaven, tatsächlich aber “Flax” genannt wurde (daraus wurden früher Dächer und Fußmatten geflochten).

Jedenfalls war das Ganze derart dicht, dass ich mich fragte, wie hier ein Mensch überhaupt durchkommen konnte???
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Und dann lagen sie vor uns – die versteinerten Pfannkuchen. Die Pancake Rocks bei Punakeiki.

Vor Millionen Jahren übereinander geschichtete Ablagerungen von  Kalk und Ton wurden durch eine Landhebung an die Oberfläche gehoben und werden von Wellen, Wind und Regen unterschiedlich schnell abgetragen – daher die Schichtung. Es sind Löcher und Höhlen entstanden, in die Wasser gedrückt wird, das laut zischend entweicht – Blowholes. Alles in allem ein richtiger Abenteuerspielplatz der Natur und absolut sehenswert!

Während über dem Meer die Sonne strahlte, schien sich über den Bergen etwas zusammen zu brauen. Wir sahen also zu, dass wir zum Auto zurück kamen und die letzten paar hundert Meter bis zu unserer Unterkunft zurück legten. Kaum waren wir im Punakaiki Beachfront Motel (das trotz des hochtrabenden Namens nur aus einige wenigen kleinen Cottages besteht) angekommen, begann es zu gießen.

Wir schafften es gerade noch in unser Cottage, luden unter einem großen Schirm das Nötigste aus dem Auto – und genossen dann den fallenden Regen und das Rauschen des Meeres bei Kaffee und heißer Schokolade auf unsere Terrasse direkt vor dem Meer.
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Zwar konnte man das Meer nicht direkt sehen, es war ein kleiner Damm davor – aber hören und riechen konnte man es! Und der Guss war bald vorbei, wir pilgerten entlang der hohen Felswände, die direkt jenseits der Straße emporragten, zum örtlichen Pub zum Essen.
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Und wieder zurück in unser Häuschen, das friedlich in der Abendsonne lag …
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… schnappten uns jeder ein Glas Wein, trugen es auf den nur wenige Schritte entfernten Damm, und dann genossen wir einfach nur noch die Abendstimmung.
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Die heutige Strecke:

Ein Kommentar zu “22. Februar – Gefrorene Tränen und steinerne Pfannkuchen

  1. Herrliche, großartige Landschaften, ich bin begeistert!

    Und euer Cottage ist ebenfalls einmalig, eine schönere Lage kann man sich kaum vorstellen. Neid kam auf bei den letzten Bildern 😉

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