Wenn man in Neuseeland in eines der kleinen Motels eincheckt, ist das eine recht persönliche Angelegenheit.
Die meisten sind inhaber-geführt, oft sitzt die Chefin an der Rezeption.
Und da wird nicht nur einfach der Schlüssel übergeben oder zurück genommen, sondern man will auch wissen, mit wem man es zu tun hat – woher man kommt und wohin man weiter zieht.
Und jedes Mal, wenn wir Coromandel als nächstes Ziel erwähnen (oder auch die Bay of Islands, unser nachfolgendes Ziel), bekommen die Leute einen verklärten Gesichtsausdruck und fangen an zu schwärmen.
Wenn wir alle “You must see…” oder “You definitely have to visit …” Ratschläge befolgen würden, wären wir Monate dort unterwegs! Aber schau’n wir mal …
Erst mal sahen wir nur Grün – es ging durch hügeliges Gelände mit Regenwald. Das passte zum Wetter, denn es war eher trüb heute.
Warum das so war, erfuhren wir in Whangamata, dem ersten größeren Ort auf der Coromandel Halbinsel. Dort wollten wir eigentlich einen Kaffee trinken, es blieb dann aber beim kurzen Besuch der örtlichen “Public Conveniences”, weil der Ort mehr als öde war.
Dort kam ich ins Gespräch mit einer älteren Dame, die erzählte, dass ihre übliche Golf-Runde heute leider abrupt abgebrochen werden musste: Die Maori hielten nämlich auf dem Golfplatz eine Regen-Zeremonie ab! Es hatte seit Wochen nicht mehr geregnet und die Ernte war gefährdet.
Hätten die nicht noch ein paar Tage warten können, bis wir wieder weg waren????
Jedenfalls wurden die Wolken eindeutig dicker – es war schon fast trotzig, dass wir dennoch bis Pauaniu fuhren (das lag bereits auf der Runde, die wir eigentlich erst morgen machen wollten) – und auch dort maßlos enttäuscht wurden. Der Ort ist wie aus der Retorte entstanden!! Wir verfuhren uns in den ewig gleichen Straßen mit fast identischen Häusern, alle mit eigenem Bootsanlegeplatz, total.
Völlig entnervt kamen wir schließlich am Ortsende an, wo der Fluss ins Meer mündete. Nirgends auch nur ein Laden, ein Café oder sonst was. Im winzigen Einkaufszentrum war alles zu, der Ort wirkte total tot – war offenbar eine reine Ferienhaus-Kolonie.
Jedenfalls schien im Zwillingsort jenseits der Flussmündung – aber nur per Fähre oder mit einem fast 30 km langen Umweg – erreichbar, wesentlich mehr los zu sein.
Also zurück und nach Westen, zu unserem heutige Tagesziel – Thames.
Auch Thames gewinnt keinen Preis im Städtewettbewerb – dafür hatte unser Unterkunft, die Grafton Cottages jede Menge Charme! Die kleinen Holz-Cotttages schmiegen sich an den Hang über dem Fluss und dem gleichnamigen Ort und bieten einen Traum-Blick über die Bucht Richtung Auckland.
Und sind außerdem richtig gemütlich – und die Gastgeber, Rachel und Albi, sind mehr als nett!
Eigentlich hatten wir nur ein Zimmer gebucht, aber Rachel hatte uns eine Mail geschickt und uns angeboten, ohne Mehrpreis in einem Cottage zu übernachten.
Und da waren wir nun – unten ein kleiner Wohnbereich, oben der Schlafraum, vom Bett aus blickte man beim Aufwachen direkt auf die Bucht. Und unten, auf dem kleinen Deck, hatte man das Gefühl, mitten in den Bäumen zu sitzen.
Ein toller Platz, mit einem Glas Wein den Sonnenuntergang zu bestaunen – die Sonnenuntergänge auf der Westseite der Coromandel-Halbinsel über den Firth of Thames (so heißt die Bucht) sind legendär!
Der Regenzauber der Maori hatte offenbar funktioniert – am nächsten Morgen nieselte es es erst mal.
Trotzdem blieben wir bei unseren Plänen, für den Morgen stand eine Zugfahrt auf dem Programm – mit der Driving Creek Railway! Die Strecke ist zwar nur knapp 3km lang, hat es aber in sich. Sie führt in unzähligen Kurven und Kehrschleifen über waghalsige Brücken mitten durch den Regenwald.
Zunächst mussten wir aber mal hin kommen. Der Zug sollte um 10:15 abfahren, Rachel meinte, für die ca. 50 km lange Strecke bis Coromandel würden wir etwa 45 Minuten brauchen!
Dieter ist aber (zum Glück) immer sehr vorsichtig mit Zeitangaben von Einheimischen und plante mal die doppelte Zeitdauer ein – was ich zwar für übertrieben hielt, aber wir mussten ja auch noch unsere Tickets abholen. (Rachel hatte am Vorabend für uns telefonisch 2 Plätze reserviert – wofür wir später mehr als dankbar waren!)
Schnell stellte sich heraus, dass Dieters Zeit-Einschätzung wesentlich realistischer war – die Straße wand sich in unzähligen engen Kurven zunächst am Meer entlang, wobei sie keine einzige kleine Bucht ausließ.
Mit atemberaubend schönen Aussichten – für die wir aber keine Zeit hatten! Dann ging es noch kurviger durch die Hügel.
Jede Kurve bot neue fantastische Ausblicke – aber es gab auf der engen Straße weder die Möglichkeit, mal kurz anzuhalten, noch hatten wir die Zeit dafür. Also mal wieder alles vom fahrenden, kurvenden Auto aus geknipst.
Schließlich hatten wir den “Bahnhof” von Driving Creek erreicht, mit nur noch 10 Minuten bis zur Abfahrt! Von wegen 45 Minuten für die Strecke!!! Und es war gut, dass wir reservierte Sitze hatten – sonst hätten wir auf den nächsten Zug warten müssen, der Andrang war enorm!
Der winzige Bahnhof besteht nur aus dem Schmalspur-Gleis, das mitten durch eine Töpferei verläuft. Neben Brennöfen und Arbeitstischen stehen jede Menge Kunstwerke herum.
Der winzige “open air” Zug setzte sich langsam in Bewegung und dann wurden wir ca. 25 Minuten sanft durch den Regenwald geschaukelt.
Weil der Andrang so enorm war, waren zwei der kleinen Züge hintereinander unterwegs, und gelegentlich konnte man den anderen Zug sehen.
Oft fuhr der Zug auf ein Wendegleis und stieß dann langsam im spitzen Winkel zurück, um so quasi im Zickzack den Hügel zu erklimmen. Und dann sah man den anderen Zug, der warten musste, bis wir die Spitzkehre hinter uns hatten.
Oben auf ca. 173 m angekommen, wurde eine Pause eingelegt, wir konnten den “Eyefull Tower” (gesprochen wie “Eifelturm”) besteigen – sehr gut war die Sicht heute allerdings leider nicht.
Auf dem Rückweg wieder winzige Tunnels, waghalsige Brücken – und immer wieder Kunst am Weg.
Nach einer Stunde waren wir wieder am Bahnhof und setzten unsere Coromandel-Umrundung fort. Über einen Pass, durch viel Wald, hin zur Ostküste. Ziel war Cathedral Cove, ein spektakulärer Fels mit einem Loch bzw. einem Durchgang – allerdings nur kurz vor und nach der Ebbe passierbar.
Obwohl es mitten in der Woche war und die Ferien längst vorbei, war der Parkplatz, von dem der Weg zur Bucht los ging, völlig überfüllt. Nachdem wir zwei Mal erfolglos um den Platz gekurvt waren, überredete ich meinen Chauffeur, etwas waghalsig und nicht ganz regel-konform irgendwo am Rand zu parken. Schließlich drängte die Zeit, denn zu der Bucht musste man noch ca. 45 Minuten zu Fuß gehen und der Tiefstand der Ebbe war bereits vorbei.
Letztlich dauerte der Weg sogar noch etwas länger, denn immer wieder gab es tolle Ausblicke.
… und auch der Weg als solcher war wunderschön.
Dann war die Felsenbucht erreicht. Schuhe ausgezogen und barfuß über den feinen Sand durch den Bogen und zur anderen Seite.
Als die Flut langsam höher stieg und den Rückweg abzuschneiden drohte, wanderten wir zurück und fuhren weiter.
Durch Regenwald mit tausenden von Baumfarnen.
Und dann doch nicht ganz unten rum, sondern über die berühmt-berüchtigte Road 309zurück nach Coromandel. Die 309 ist landschaftlich einfach wunderschön, aber über weite Strecken unbefestigt. Also nichts, was eine Mietwagenfirma mag. Letztlich war es aber halb so wild, denn es gab reichlich geteerte Abschnitte zwischendurch und der Belag war insgesamt ziemlich stabil.
Der Heimweg führte noch mal am Meer entlang, immer noch oder schon wieder von dunklen Wolken bedroht.
Und wieder ein völlig anderer, aber erneut malerischer Sonnenuntergangs-Blick von unserer kleinen Terrasse.
Man möchte einfach bleiben …
Die Strecke der letzten beiden Tage:
Ein traumhaft schöner Tag! Coromandel ist nicht umsonst so berühmt, wie man aus deinen Bildern ersehen kann. Während es mit den Beschwörungskünsten der Maori offenbar doch nicht so weit her ist, wie gedacht 🙂