17. März – Sydney: Mal auf der anderen Seite

2015-03-17 17.03. - Sydney 001Sydney hat eine Brücke, eine ziemlich bekannte sogar, die Harbour Bridge (die Einheimischen nennen sie respektlos ”Kleiderbügel”).

Nun waren wir ja schon ein paar Mal in Sydney – aber immer auf der “hiesigen” Seite, also dort, wo die diversen Sehenswürdigkeiten sind, Oper, Circular Quay, Botanischer Garten, Darling Harbour usw …

Wie’s auf der anderen, der „drübrigen“ Seite, in Nord Sydney,  aussah, wussten wir nicht wirklich – einmal durchgefahren, als wir von einem Ausflug zurück gekehrt waren, das war’s.

Immerhin wohnt dort der Premierminister – zumindest, wenn ihn seine Amtsgeschäfte nach Sydney führen. Warum sollten wir also nicht auch dort unser Quartier aufschlagen?

Das ist allerdings leichter gesagt als getan, denn Hotels sind rar auf der anderen Seite der Stadt. Und das Preisniveau in Sydneys Hotel ist exorbitant! Und wir kamen so langsam ans Ende unserer fast 3-monatigen Reise – es durfte also auch mal eine Nummer kleiner sein, falls wir nach unserer Rückkehr nicht monatelang nur von Pellkartoffeln und Quark leben wollten. Wie schon in Melbourne nächtigten wir dieses Mal also bei privaten Gastgebern. Über Airbnb hatten wir Vera und Peter gefunden, die eine Wohnung ganz in der Nähe der Harbour Bridge haben. Mit einem netten Gästezimmer nebst eigenem Gästebad. Wir freuten uns schon sehr auf das Paar, das offenbar ebenso gerne reist wie wir und es darüber hinaus auch noch liebt, Gäste zu haben.

Obwohl also ein tolles Ziel lockte, erlagen wir schon gleich nach dem Aufbruch in Nelson Bay wieder diversen Umweg-Verführungen. Diese Strände!!!! Da musste man einfach noch mal anhalten! Also kurzer Stopp an der Shoals Bay…

Und dieses Wasser!!! Flipflops von den Füßen geschleudert und wenigstens mal ein bisschen herum gewatet … das musste einfach sein, auch wenn anschließend akribische Putzaktionen an den Füßen erforderlich waren, um den Sand nicht im ganzen Auto zu verteilen. Immerhin mussten wir das gute Stück ja heute wieder zurück geben.2015-03-17 17.03. - Sydney 003
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Mein Reisegefährte wollte noch einen Umweg übers Hunter Valley machen. Wenn man schon mal da ist … Olivenhaine und einige Weinfelder, ein paar ziemlich verschlafene Städtchen. Rund 20 km lang folgten wir dem kleinen Wollombi River, der sich durch ein enges Tal schlängelt. Kleine Weingüter tauchten immer wieder am Straßenrand auf – kein Vergleich mit den riesigen Anlagen im Barossa Valley.

Es war einsam hier, praktisch kein Verkehr und so ruhig, dass wir die Vögel singen hörten und die unvermeidlichen Grillen/Zikaden, die den Spätsommertag feierten.

Schließlich landeten wir wieder auf dem Pacific Highway und wenig später im Gewirr des Hawksbury River Deltas. Wer sich das mal auf einer Karte ansieht – in entsprechender Vergrößerung ,z.B. bei Google Maps – weiß, was ich meine. Was aussah wie eine Aneinanderreihung von Seen mit Inseln war nichts weiter als eine gigantische Flussmündung, wo neben dem Hawksbury River noch eine ganze Reihe kleinerer Bäche und Flüsse ihre Wasser ins Meer ablieferten.

So langsam wurde der Verkehr immer dichter – Sydney nahte! Eigentlich müsste es ja auf der M1 bzw. später der A1 immer nur geradeaus gehen – so sah es zumindest auf der Karte aus. Aber Routi hatte mal wieder seine eigenen Vorstellungen und wollte uns permanent irgendwohin lotsen, wo – zumindest nach meinem Gefühl – unser Ziel garantiert nicht lag. Also verwickelten wir uns wieder in kleine Machtkämpfe mit unserem trotzigen Navi – schafften es dann aber doch tatsächlich, (fast) ohne uns zu verfahren, bei Vera und Peter anzukommen.

Sie waren bereits vorgewarnt – wir wollten nur unser Auto ausladen und dann gleich zu AVIS weiter, um noch vor dem einsetzenden Berufsverkehr das Auto los zu werden. Klingt irgendwie ganz einfach – ABER!!! um Koffer auszuladen, muss man erst mal irgendwo parken können. Und das ist in Sydney a) nicht einfach und b) nicht billig. Wir kurvten zunächst einmal um den Block, weil vor dem Haus kein Parkplatz frei war. Hört sich auch wieder einfach an – nur lag das Haus (ein Hochhaus), in dem unsere Gastgeber wohnen, an einer extrem steilen Straße! Und ringsum war ein Gewirr von Einbahnstraßen.

Leicht entnervt setzten wir unser Auto dann doch in eine Parklücke, die sich inzwischen aufgetan hatte. Ich flitzte zur Eingangstür und läutete, Dieter sollte inzwischen die Parkuhr füttern. Peter wollte runter kommen und uns mit dem Gepäck helfen – so weit, so gut. Nur – Dieter stand völlig ratlos vor dem Automaten, in den man die Parkmünzen einwerfen konnten. Der wollte nämlich sein Geld partout nicht annehmen. Jetzt zeigte sich mal wieder, dass humanistische Bildung doch ein paar klitzekleine Nachteile hat – mit Latein und Altgriechisch-Kenntnissen waren die sehr komplizierten Erklärungen auf dem Parkautomaten nämlich nicht ohne weiteres verständlich ;-).

Man musste zunächst die Nummer seiner Parklücke eingeben, die gewünschte Parkdauer auswählen und dann pro Minute (!!!!) 0,20$ (!!!!!) in Münzen einwerfen  (oder alternativ die Kreditkarte reinstecken). Mein Kleingeld war ziemlich geschrumpft, ich bekam gerade mal 1,80$ zusammen, das verschaffte uns 9 Minuten Parkzeit. Und das reichte tatsächlich, alles auszuladen, in den 12. Stock hoch zu fahren, Vera und Peter kurz kennen zu lernen, die Schlüssel und diverse Anweisungen zur Bedienung von Türcode und Aufzug in Empfang zu nehmen und wieder runter zum Auto zu fahren.

Uff. Das war eine echte Leistung!!! Wir waren stolz auf uns. ABER – dann wurde es erst wirklich spannend.

Wir mussten nämlich über die Brücke (oder, alternativ, durch den Tunnel unter dem Hafen – aber wer mich kennt, weiß, dass Tunnel und ich nicht wirklich gut miteinander klar kommen …) auf die andere Seite. Klingt auch wieder einfach. Wären da nicht 5-spurige Stadtautobahnen, ein Navi, das immer erst in letzter Sekunde ansagte, wo wir abbiegen mussten – und wir befanden uns dann natürlich IMMER auf der genau falschen Spur!! Oder er erwähnte Straßennamen, die sich aber nirgendwo auf irgend einem Schild wiederfanden! Routi rächte sich jetzt offenbar fürchterlich für wochenlanges Ignorieren seiner guten Vor- und Ratschläge.

Nachdem wir den halben Stadtteil mehrfach umkreist hatten, schafften wir es irgendwann doch – schweißgebadet – auf die Brücke.2015-03-17 17.03. - Sydney 015
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Dass wir auch dort – Routis Anweisungen folgend – erst Mal in einer völlig falschen Ecke landeten, nahmen wir schon fast gelassen hin. Und schafften es auch wirklich, in der Williams Street bei AVIS zu landen und und unser Auto zurück zu geben … Allerdings nach ca. 20 Minuten Stillstand in einem Stau.

(Und jetzt nur am Rande und ganz unter uns: 2011 hatten wir das alles OHNE Navi, nur mit einer Straßenkarte + Stadtplan und ganz ohne jegliche Verfahrerei geschafft! Damals hatte ich gelotst …! Musste doch mal gesagt werden … 😉 )

Eigentlich wäre jetzt irgendwo eine gemütliche Tasse Kaffee genau das Richtige gewesen – aber soooo einfach ist das hierzulande nicht. Hinter einem “Café” verbirgt sich in der Regel ein nach Frittierfett riechender Imbiss, wo Hamburger gebrutzelt und Fish’n Chips frittiert werden. Kaffee gibt es manchmal auch, aber …

Wir nahmen die U-Bahn, stiegen in Central aus und marschierten vorbei an Queen Victoria zum Darling Harbour.
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Da war noch nicht viel los – alles zu …
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Lag vielleicht auch am trüben Wetter. Irgendwie haben wir einfach immer Pech mit dem Wetter in Sydney … Also rein ins Boot und rüber zum Circular Quay – schließlich haben wir eine Opal Card, mit der man billig Bahn, Bus und Boot fahren kann.  Dort lag schon wieder so ein schwimmendes Hochhaus – gegen das sogar die Oper winzig wirkte.
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Und yippie! – da kam doch tatsächlich die Sonne um die Ecke geschlichen und strahlte die Oper an!
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Dass heute ein ganz besonderer Tag war, merkten wir, als wir was essen wollten – alles war fest in irischer Hand, heute war St. Patricks Day!
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Grüne Mützen, Kleeblätter und rote Bärte – und jede Menge Guiness! Ganz Sydney war offenbar irischer Abstammung! Wir verließen das Gewimmel, setzten uns wieder ins Schiff und fuhren in etwas ruhigere Ecken, wo es frisch gebrautes Bier und deftiges Essen in einer kleinen Hausbrauerei gab.
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Und genossen später noch bei einem Glas Wein auf dem Balkon unserer Gastgeber den Blick auf den Hafen und die bunten Lichter der Stadt.2015-03-18 18.03. - Sydney 102

Ein Kommentar zu “17. März – Sydney: Mal auf der anderen Seite

  1. Schade, daß es jetzt Schluß ist mit den Kämpfen, die du immer wieder mit deinem Navi ausgefochten hast – ich habe mich jedesmal köstlich darüber amüsiert und werde sie vermissen…

    Nach Sydney reinzufahren, dort irgendetwas anzusteuern oder auch nur zu parken, würden wir uns nie zutrauen. Klingt ja fürchterlich kompliziert. Toll, wie ihr das gemeistert habt…

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