… oder K – wie Katastrophe. Im Februar 2011 zerstörte ein Erdbeben in nur 25 Sekunden praktisch die gesamte Innenstadt von Christchurch. Und tötete 185 Menschen.
Die traumatisierte Stadt beschreitet zum Teil ungewöhnliche Wege, um mit den Folgen umzugehen. Kunst ist einer davon. Paleica hat mich dazu gebracht, über Kunst und Katastrophe, Streetart und das, was wir auf unserer letzten Reise so alles gesehen haben, zu reflektieren …
An die 185 Toten wird nicht mit einem Marmordenkmal mit eingravierten Namen erinnert, sondern mit 185 leeren weißen Stühlen. Rollstühle und Kinderstühlchen, Tragesitze und Barhocker, Sessel und Küchenstühle stehen, weiß lackiert, auf dem Gelände eines zerstörten Gebäudes. Sie symbolisieren 185 Menschen, alte und junge, Babys und Greise.
Die eigentlich für die Ewigkeit gedachte anglikanische Kathedrale aus Stein ist nur noch eine Ruine. Eine “Interims-Kirche” aus Pappröhren, nach einem Entwurf des japanischen Architekten Shigeru Ban, bietet der Gemeinde seit 2013 eine neue Heimat und ist heute eines der meistbesuchen Kunstwerke in Christchurch.
Viele Gebäude, vor allem die hohen, wurden zerstört. Es blieben offene Flächen, wie Wunden, in der Stadt. An etlichen nackten Wände entstanden Graffiti.
Manches ist aber auch in Christchurch “nur” Kunst – die Skulptur am Flughafen, die einfach nur die Umgebung refklektiert…
Oder “The Chalice” vor der zerstörten Kathedrale – sieht ein bisschen aus wie eine Eistüte, soll aber daran erinnen, wie viele Pflanzen durch Menschenhand für immer aus der neuseeländischen Vegetation verschwunden sind oder zu verschwinden drohen.
Und dann die Mut-mach-Kunst: Das völlig zerstörte Geschäftsviertel in der Innenstadt erfand sich ganz neu – in Schiffscontainern siedelten sich die ersten Geschäfte wieder an, heute ist das ein kleines, pulsierendes Viertel, wo hippe Geschäfte und kleine Restaurans wieder Fuß gefasst haben.
Also irgendwie – Kunst gegen Katastrophe??? Kunst besiegt Katstrophe??? Oder einfach nur – Kunst trotz(t) Katastrophe …
ein sehr bewegender beitrag und toll ausgewählt, danke fürs zeigen! besonders berührend ist dieses denkmal mit den stühlen. eine sehr plakative und trotzdem nicht allzu aufdringliche idee, bei der man wohl nicht anders kann als mitzufühlen…
Danke! Ich bin schon gespannt auf deinen nächsten Buchstaben!
L ist quasi schon in den startlöchern 🙂
Ach ja, meine gesammelten Christchurch Grafittis schlummern noch auf der Festplatte.
Ich muss sie wohl dringend demnächst mal freilassen 😉
Tolle Aufnahmen. Ich finde, die tollen Kunstwerke, die in der zerstörten Stadt zu sehen sind, nehmen ihr ein wenig das Grauen.
Na – dann wird’s aber Zeit! Bin schon sehr auf die “Freigänger” gespannt!
Denkmal und Kirche sind beeindruckend. GUt find ich deinen Blick fürs Detail bei dem Kindersitz mit dem Teddy, und die Symetrie bei der Pappkirche.
Was ich aber am Besten finde, ist die Aufnahme der zerstörten Kathedrale. Die alte, vergangene Kunst, die Kunst am Bauzaun, die Chalice, bildende Kunst, im Vordergrund und der orangene Himmel darüber. Die falschfarbene Nachbearbeitung, von der ich mal ausgehe, macht daraus ein Gesamtkunstwerk, in dem all das, die alte Kunst, die vergeht, die provisorische Kunst am Bauzaun, die nicht bleiben wird und die Erinnerung an dass Vergehen der Natur, eine Verbindung bekommt. Genau das ist Kunst!
Liebe Grüße
Jakob
Freut mich sehr, dass dir die Bilder gefallen – und natürlich war der Himmel nicht wirklich so orange … Dachte aber, das passt ganz gut.