21. Juni – Northumberland

Northumberland ist Englands letzte Grafschaft vor Schottland, vor allem bekannt durch den Hadrianswall, der zu Zeiten der römischen Besetzung England die Schotten von Britannien fernhalten sollte. Northumberland hat aber auch Burgen, Schlösser und wunderbare Landschaften.

Davon hatten wir bisher noch kaum was gesehen, auf früheren Reisen ging’s von der Fähre immer schnurstracks nach Schottland.

Heute nahmen wir uns mal etwas mehr Zeit.

DFDS Seaways brachte uns komfortabel nach Nordengland. Ein 5-Sterne-Frühstück mit Blick auf die heranrückende Küste, dann wollten wir das Einlaufen in den River Tyne draußen an Deck verfolgen. Newcastles Haus-Fluss empfing uns quasi mit offenen Armen – mit  elegant geschwungenen Molen zu beiden Seiten der Tyne-Mündung.

Und dann waren wir in Newcastle upon Tyne. Weil irgendwelche Fahrer – trotz mehrfacher Ausrufe – offenbar ihr Auto nicht fanden, dauerte es eine gefühlte Ewigkeit, bis wir endlich den Fährenbauch verlassen konnten.
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Dann ging’s aber gleich zügig aufs Land. Erster Eindruck: Die Vegetation ist um Wochen hinter der unsrigen zurück, eben blühen die Kastanien, vereinzelt sieht man auch Flieder. Aber am Straßenrand leuchten auch bereits Heckenrosen. Ansonsten – “rolling countryside”, also sanft an- und absteigende Landschaft, mal grün mit Butterblumen und Schafen, mal eher moorig-düster.

Cragside ist unser erstes Ziel – ein echt bemerkenswertes Anwesen. 1863 baute der Erfinder und Multimillionär Lord Armstrong zunächst ein kleines Landhaus mitten im öden Moor, das im Laufe der Zeit immer mehr vergrößert wurde, bis es heute fast einem kleinen Schloss ähnelt. Das ehemals fast völlig kahle Moor-Gelände wurde mit Millionen von Bäumen bepflanzt, der Rhododendren-Liebhaber Armstrong ließ tausende von Rhododendren anpflanzen, es wurden Seen und Bäche geschaffen…

Eindrucksvolle Landsitze und Herrenhäuser gibt es viele in England, aber dieses ist das weltweit erste, das mit Hydro-Elektrizität ausgestattet war. Beleuchtung und warmes Wasser, Dampfbad und Telefone, elektrisch betriebene Bratspieße – das Haus war seiner Zeit weit voraus, auch wenn man das von außen nicht sieht.

Der Park, das riesige Areal – einfach unglaublich! Rhododendren in unvorstellbarer Fülle!

Und Landschaftsarchitektur vom Feinsten.

Alnwick mit seinem gleichnamigen Schloss war unsere nächste Station. Nur in England gibt es Burgen und Schlösser, die rund 1000 Jahre alt sind, und Familien, deren Stammbaum sich lückenlos 900 Jahre zurück verfolgen lässt. Alnwick Castle, Heim der Herzöge von Northumberland, ist seit über 700 Jahren im Besitz der Percy Familie, die um 1066 mit William dem Eroberer ins Land kam.

Dieses weitläufige Schloss, malerisch am Ufer des River Aln gelegen, steht hier schon seit Anfang des 11. Jahrhunderts.

In England begegnet einem Geschichte praktisch auf jedem Meter. Und oft sind die Zeugen unglaublich malerisch. Wie Bamburgh Castle, das über dem gleichnamigen Dörfchen auf einem Felsen thront. Die Burg ist noch ein bisschen älter als Alnwick Castle – schon im 6. Jh. stand dort eine Burg.

Auch hier wurde immer wieder an- und umgebaut, zerstört und wieder aufgebaut. Das Schloss gehört heute übrigens ebenfalls der Familie des erfinderischen Lord Armstrong, der Millionen in die Sanierung des reichlich herunter gekommenen Gemäuers steckt. Seine Nachkommen leben heute noch dort.
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Völlig ungerührt von der glorreichen Vergangenheit wurde auf dem Platz direkt unterhalb des Schlosses – wo früher vielleicht Ritter-Turniere stattgefunden haben??? – eine Runde Kricket gespielt …
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… während das Dorf vermutlich noch genauso aussieht, wie vor ein paar hundert Jahren …

Schließlich lag noch Lindisfarne, die “Heilige Insel” auf unserem Weg. Eine echte Insel ist das allerdings nur bei Flut, bei Ebbe kann man über einen Damm rüber fahren und sich das malerische kleine Örtchen mit der Abtei-Ruine sowie die kleine Burg auf dem Felsen im Meer ansehen. Dummerweise hatten wir versäumt, uns die Gezeiten-Infos anzusehen – aber wir hatten Glück, heute konnte man bis 17 Uhr gefahrlos über den Damm fahren, und wir kamen um 15:30 an.

Viel zu sehen gibt es nicht in Lindisfarne – alle zieht es gleich zu der Burg auf dem Felsen.
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Wir hatten leider nicht viel Zeit – das Wasser floss zügig über den Sand und wir waren immer noch ein Stück von unserem Tagesziel entfernt – Berwick upon Tweed, der nördlichsten Stadt Englands. Berwick ist unter anderem bekannt durch seine drei Brücken, die älteste wurde bereits 1611 errichtet.

Und diese Brücke hatten wir bestens im Blick von unserer Unterkunft aus. “The Walls”, ein zauberhaftes kleines B&B, liegt direkt an der alten Stadtmauer. Von unserem Zimmer mit dem hübschen Namen “The Swan” hatten wir einen herrlichen Blick über den River Tweed und zu den Brücken.
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Die Abendsonne lockte zu einem Spaziergang auf der Stadtmauer, hin zu den Brücken.
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Dann war’s aber auch Zeit für ein erstes englisches Bier und Essen im Pub …

Und so sind wir heute gefahren:

Ein Kommentar zu “21. Juni – Northumberland

  1. Wunderschöne malerische Bilder hast du gemacht; die sind so gut gelungen und vermitteln einen solch stimmungsvollen Eindruck von Burgen, Schlössern und Landschaften, daß man fast das Gefühl hat, selber dortgewesen zu sein 😉

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