9. Juli – Kinlochbervie: Ich.Will.Hier.Nicht.Weg!!!

DSC01073Nördlicher geht’s nicht mehr. Unser heutiges Ziel liegt an der nordwestlichsten Ecke Großbritanniens.

Und auch wenn bei uns kaum jemand Kinlochbervie kennt, auch wenn das Örtchen gerade mal eine Handvoll Einwohner hat – im Königreich hat der Name einen guten Klang, denn von dort kommt der frischeste Fisch, die saftigsten Langusten und die dicksten Muscheln.

Riesige Kühllaster stehen im kleinen Hafen und bringen die maritimen Köstlichkeiten aus dem Nord-Atlantik schnellstmöglich in den Süden. Nur bis zu uns nach Deutschland kommt davon leider nichts … Und auch wir sahen nichts von den reichen Fängen, obwohl wir zwei Mal zu den im Reiseführer angegebenen Zeiten, zu denen der Fang versteigert werden soll, im Hafen waren. Da muss der Velbinger Verlag wohl mal genauer recherchieren!

Vor der Ankunft in Kinlochbervie kam jedoch der Abschied von Ullapool. Und von Val und Richard. Und der dauerte wieder so lange (schließlich mussten noch schnell die wichtigsten Familienereignisse der letzten vier Jahr durchgehechelt werden …), dass Dieter schon fast ohne mich los fahren wollte Zwinkerndes Smiley. Aber ich schaffte es doch noch – irgendwie – mich los zu reißen. Wer mich kennt, weiß, dass ich unheimlich gerne mit Leuten rede, neue Menschen kennen lerne und auch nicht völlig frei von Neugier bin.

Wie und warum es jemand von Oxford nach Uist verschlägt (Andrew auf Berneray) oder von Bath nach Ullapool (Val und Richard) finde ich ziemlich spannend. Das ist das Schöne an den kleinen B&B’s – man kommt richtig in Kontakt mit seinen Gastgebern, oft auch mit anderen Gästen, und zwischen Porridge und Eiern mit Speck entwickeln sich am Frühstückstisch oft sehr interessante Gespräche.

Trotzdem – wir mussten ja weiter, und die heutige Route war wieder richtig schön! Zuerst ein Stück die selbe Route wie gestern, dann wand sich die Straße Richtung Küste und Meer.
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Das zeigte sich himmelblau …
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… aber die Straße wandte dem Meer fast sofort wieder den Rücken zu. Stattdessen gab es dramatische Felslandschaften mit blau-funkelnden kleinen Seen.
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Verfallene Häuser und Steinmauern … selbst Kirchen zerfallen langsam und sehr malerisch.
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Mein Leuchtturm-sammelnder Reisegefährte wollte zum Stoer Lighthouse! Eigentlich kein Problem, hätte es nicht in der Nacht so stark geregnet. Noch immer hingen dicke Wolken am Himmel, die Sonne kam und ging.
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Die schmale Straße war teilweise ziemlich verschlammt, vor allem an den Ausweichstellen.

Uns kam eine Gruppe belgischer Motorradfahrer entgegen, es war sicher ein Dutzend oder mehr. Wir hielten an einer Ausweichstelle, die Gruppe kurvte an uns vorbei – nur der letzte schaffte es nicht ganz, rutschte im Schlamm aus, kippte zur Seite und landete genau an unserem Auto. Sekundenlange Schreckstarre auf beiden Seiten, der Motorradfahrer lag ziemlich verkrümmt unter seiner Maschine, wir fürchteten schon das Schlimmste. Aber dann richtete er zuerst sich, dann seine Maschine langsam auf – noch mal gut gegangen …

Der Leuchtturm war – eben ein Leuchtturm …
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… allerdings in einer tollen Umgebung!
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Eigentlich wäre alles prima gewesen – wenn nicht genau hier der Akku meiner Kamera schlapp gemacht hätte!!! Wie das passieren konnte – keine Ahnung, normalerweise wird alles regelmäßig aufgeladen. Aber jetzt war es eben so, und es gäbe keine weiteren Fotos von heute, wenn da nicht die kleine Sony-Kamera im Handschuhfach gewesen wäre! Die, die ich mir 2013 auf Bali gekauft hatte, nachdem mir in Laos meine Lumix geklaut worden war – siehe “Bali – ohne Kamera?”↗

Zwar finde ich, dass man mit einer reinen Display-Kamera keine wirklich guten Bilder machen kann, weil man bei Sonne praktisch nichts sieht – aber das war nun mal sowohl damals als auch jetzt die einzige Alternative. Und so einen schönen Strand …
DSC01044… oder die Telefonzelle mit Schaf …
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Oder die gewundenen Sträßchen …
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Kann ja alles nicht einfach undokumentiert bleiben! Wir kamen zurück ans Meer, wieder lagen unzählige Inseln vor der Küste.DSC01066
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Kurzer Stopp in Kylesku – und da graste völlig ungerührt ein Rentier! In den Cairngorms gibt es viele Rentiere, offenbar hat es eines weiter in den Norden gezogen.DSC01088
Und dann – waren wir in Kinlochbervie. Und im Aman Cara Croft – unserer Unterkunft für die nächsten beiden Tage. Und das war der Moment, wo ich mir wünschte, hier einfach bleiben zu können. Nicht mehr weiter zu reisen. Es war einfach – PERFEKT!!!

Ein kleines Häuschen, direkt am Loch Inchard, so unglaublich schön und liebevoll eingerichtet, dass man sich sofort angekommen, zu Hause fühlt. Das Holz im kleinen Kaminofen aufgeschichtet, frische Blumen auf dem schönen Holztisch, das Regal randvoll mit Büchern, oben drauf Stapel mit Musik-CD’s. In der Küche der Kühlschrank randvoll mit sorgfältig ausgesuchten Lebensmitteln – alles Bio. Selbst gebackenes Brot, die Eier am selben Morgen von den eigenen Hühnern gelegt, Marmelade, Müsli – alles hausgemacht. In einer Dose Zitronenkuchen, ein Teller mit Shortbread…

Es war, wie bei Freunden zu Besuch zu kommen. Und Lucy und Mike sind wunderbar herzliche Gastgeber.

Und dann der Blick!!! Aus dem Wohnzimmer, dem Schlafzimmer, von der Terrasse. Loch Inchard, ständig anders, mal mit, mal ohne Wasser, je nach Gezeiten. Lange Reihen von Bojen, an denen Muschelschnüre hängen. Die Berge spiegeln sich … Ich.Will.Hier.Bleiben!!!

Wir rissen uns trotzdem los – Dieter brannte darauf, den Fischmarkt zu sehen, der laut Reiseführer ab 18 Uhr im Hafen stattfinden sollte. Nur – da war absolut nichts. Offenbar war der gesamt Fisch von heute bereits verladen.

Stattdessen gab es Abendessen im Kinlochbervie Hotel – leider bei weitem nicht mehr so gut wie vor 4 Jahren –  und anschließend noch eine Runde durch die Umgebung und runter zum Strand.
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Schließlich am Loch Inchard entlang zurück  –
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– nach Hause!

Ein Kommentar zu “9. Juli – Kinlochbervie: Ich.Will.Hier.Nicht.Weg!!!

  1. Ich!.Will.Auch.Hier.Sein!!!

    Ganz im Ernst: Der heutige Tag ist (mal wieder) so paradiesisch schön, daß mich echte Reiselust überkommt. Ich möchte diese wundervollen nordischen Landschaften gar zu gerne auch mal erleben. Und in dieser einmalig schnuckeligen Unterkunft übernachten – schöner kann man es wirklich nicht treffen.

    Mein Lieblingsfoto ist übrigens das an der Telefonzelle wartende Schaf 🙂

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