12. Juli – Grampian Mountains

P1160846In Inverness waren wir vorerst zum letzten Mal in der Nähe des Meeres, auch wenn wir dort nichts davon gesehen haben. Heute ging es zwar zunächst noch parallel zur Küste, aber Wasser war keines in Sicht. Weder von oben, noch am Horizont.

Unsere Route heute hatte aber einige Highlights zu bieten, darunter das romantische Spey-Tal, deshalb waren wir schon recht früh unterwegs.

Eigentlich wollten wir als erstes Cawdor Castle noch mal besuchen – das mit Shakespeare und Macbeth. Schloss und Garten hatten uns 2011 gut gefallen, wir hatten aber nicht wirklich die Zeit für eine ausgedehnte Besichtigung. Heute waren wir schon kurz nach 10 Uhr am Schloss, aber vor uns spuckte gerade ein riesiger Reisebus seine Ladung aus, und rund 50 Personen standen in der Warteschlange am Eingang. Das hätten wir hingenommen – aber die Gruppe hatte ein Gruppenticket und jetzt musste jeder Einzelne namentlich erfasst werden …

Wir rechneten grob aus, dass wir ca. 20-30 Minuten warten müssten – das war uns zu lange. Es gab ja auch ein paar Kilometer weiter noch ein Schloss, Brodie Castle. P1160825

P1160827Dort mussten wir zwar nicht am Eingang  warten – es gab aber nur geführte Touren im Inneren. Auch da hätte es eine ganze Weile bis zur nächsten gedauert und da der Garten nicht wirklich viel her gab (er war auf Narzissen spezialisiert – trotz der kühlen Witterung die falsche Jahreszeit), fuhren wir weiter. Schließlich ist die Landschaft hier schon Ziel genug!

Bei der Durchfahrt durch ein winziges Dörfchen sahen wir einen Viadukt hinter einem Friedhof, hielten auf dem Parkplatz vor der Kirche an und versuchten, eine günstige Foto-Position zu finden.

Das gelang uns zwar nur sehr bedingt, aber dafür machen wir eine unerwartete Bekanntschaft: Offenbar war es kurz vor Beginn des Gottesdienstes, der Parkplatz jedenfalls gut gefüllt, und es gingen etliche Leute in die Kirche, während wir zum Friedhof wanderten.

Eine Frau lief durch’s nasse Gras über den Friedhof auf uns zu – sie hatte unser Autokennzeichen gesehen und fragte, ob wir wirklich aus Heidelberg seien. Klar, waren wir – und sie erzählte uns (in fließendem Deutsch mit nettem schottischen Akzent), dass sie enge Verwandte in Deutschland hat, in Bayreuth und Schwäbisch Gmünd, die sie oft besucht – auch Heidelberg kannte sie. Tja – meine Geburtsstadt ist Schwäbisch Gmünd – da zeigt sich mal wieder, dass die Welt ein Dorf ist.

Sowohl von ihr als auch später auf dem Parkplatz von einem wildfremden netten Herrn wurden wir eindringlich zum Gottesdienst eingeladen, vermutlich hätte sich auch noch eine Einladung zum Lunch angeschlossen Smiley.

Wir hatten jedoch andere Pläne, bedankten uns für die Einladung, fuhren aber weiter. Über Speybridge – mit seiner schönen alten Brücke, die heute aber nur noch für Fußgänger geöffnet ist. P1160829Kurzer nächster Stopp war Boat of Garten – den Namen hatte ich vor Jahren im Krimi “Nur wenn du mir vertraust” von Deborah Crombie gelesen und wollte schon immer mal wissen, was dahinter steckte. “Garten” hat aber nichts mit Blumen zu tun, sondern kommt vom schottischen “Gharthain” , später hieß es “Gart”. Das „Boat“ wurde erst hinzugefügt, als dort ein regelmäßiger Fährverkehr über den Spey River stattfand.

Heute ist Boat of Garten bekannt wegen des Dampfzuges, der täglich von dort nach Aviemore zuckelt. Und auch wegen seines Bahnhofs wie aus dem Bilderbuch – sowohl von außen als auch innen. Der Warteraum ist eine absolute Idylle!!! Da verzeiht man jede Verspätung!P1160837
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P1160842P1160845Die Bahnhofsvorsteherin erzählte mir stolz, dass im Winter tatsächlich ein Feuer im Kamin angemacht wird!

Weiter auf der kleinen Straße, durch kleine Dörfer, zu einem kleinen See mit einer kleinen Burg, mittendrin auf einer kleinen Insel – dem Loch An Eilean. Einmal rund herum sind ca. 5km – eine gute Gelegenheit, die Beine mal etwas zu strecken und den Kopf zu lüften.

2 £ Parkgebühr müssen wir entrichten, bekommen dafür eine kleine Wanderkarte, ziehen unsere Wanderschuhe an und stiefeln los. Heute ist Sonntag und wir sind nicht die einzigen, die den romantischen See besuchen. Ganze Horden von Menschen, mit und ohne große oder kleinere Rucksäcke, mit und ohne Hunde kommen uns entgegen, laufen hinter oder vor uns. Keine Spur von Ruhe und Einsamkeit – zumindest auf den ersten Kilometern nicht.

Dann wird es merklich weniger, viele machen wohl nur einen kurzen Spaziergang, nur wenige umrunden den See. Dabei lohnt es sich – Lerchen (ja! Lerchen!) singen, der Wald duftet, alles ist frisch gewaschen vom regen der letzten Tage. Und immer wieder schöne Aus- und Ansichten.

(Zum Vergrößern Bilder anklicken!)

Einfach zauberhaft – und wenn man dann auch noch weiß, dass die kleine Burg aus dem 14. Jh. stammt, dass hier ein uralter Urwald steht, mit Pinien-Arten, die es nirgends sonst gibt, dann versteht man, weshalb der kleine See zu Großbritanniens romantischsten Orten gezählt wird.

Unser Bedarf an Romantik ist damit für heute eigentlich gedeckt – aber kaum sind wir in Pitlochry und in unserem B&B “Roseburn” angekommen, wird es doch noch mal romantisch. Ein schönes viktorianisches Haus (dummerweise hab ich keine Fotos von außen gemacht) in einem parkähnlichen Garten – und innen … seht selbst:

Wir fassen es kaum – allein das Bad wirft einen fast um! Richtig königlich – aber zu ziemlich bürgerlichem Preis! Hinzu kommt Alyson, eine unglaublich freundliche Gastgeberin, die ihre Gäste nicht nur mit tollem Frühstück, sondern auch zwischendurch mit selbst gebackenem Kuchen oder Plätzchen verwöhnt. Und die von sich selbst sagt, sie sei im falschen Zeitalter geboren …

Wir freuen uns aber, dass sie jetzt lebt, genießen ihre Gastfreundschaft und ganz besonders auch später das umwerfend gute Essen im Auld Smiddy Inn!!! Und schlafen noch später absolut königlich!
Das war unsere heutige Route:

2 Kommentare zu “12. Juli – Grampian Mountains

  1. Also DIE Wanne würde ich sofort in mein Bad stellen, wenn es möglich wäre. Oder gleich das gesamte Bad hierher beamen 😉

    Eure Behausung ist entzückend, ebenso wie der liebenswert altmodische kleine Warteraum; kaum zu glauben, daß es so etwas noch gibt in Europa…

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