Wobei das nicht so gaaanz stimmt – es ist die Bahnstation, Rannoch Station, die im totalen “Nirgendwo” steht.
Mitten im Moor, meilenweit entfernt von jeder menschlichen Behausung (mal abgesehen vom Bahnhofshotel). Vier Mal täglich kommen Züge vorbei – zwei in nördliche und zwei in südliche Richtung –und lassen Reisende ein- und aussteigen. Nur: Von hier weiter zu kommen, ist nicht ganz einfach!
Auch hin zu kommen ist schon ein eine längere Reise.
Wir starteten von Pitlochry und fuhren zunächst zum Loch Tummel. Loch Tummel gehört zu den “Must Sees” hier, weniger der hübsch gelegene See als solcher, sondern vor allem eine ganz bestimmte Stelle: Der “Queens View”!
Von hier hat man einen Blick über die gesamte Länge von Loch Tummel, eine Aussicht, die Queen Victoria schon im 19. Jahrhundert entzückt hatte.
Kleine Besucher sind von den geschnitzten Figuren am Geländer der Aussichtsplattform entzückt – ein gefräßiger Wurm scheint das Geländer zu benagen.
Am Loch Tummel entlang und weiter, vorbei an einem Reservoir, das ebenfalls wie ein kleinerer See daherkommt, bis zum Loch Rannoch führt der Weg nach Rannoch Station. Mitten ins Moor – und mitten in den Regen. Aber zum Moor passt das ja irgendwie! Der Tay River schäumt wild und torfig-braun durch die einsame Landschaft.
Weil es dieses Jahr so kalt und nass ist, fehlen die wilden Lupinen, die sonst die Gegend mit ihren vielfältigen Farben verschönern. Nur Margariten, Butterblumen, Disteln und Fingerhut blühen im Moment – und die kleinen Wildrosen.
Zum Regen gesellte sich allmählich auch Nebel … man kann sich gut vorstellen, weshalb sich jedes Jahr Dutzende von Wanderern hier verirren.
Wir hatten die Rannoch Station erreicht, überquerten die Gleise auf einer reichlich rostigen Brücke …
Der winzige Bahnhof ist sehr beliebt bei Wanderern, denn ein vergleichsweise kurzer, ca. 12 Meilen langer, Trail führt von hier aus nach Glencoe, ein zweiter, längerer, bis nach Fort William an der Westküste. Allerdings sollten ihn nur erfahrene Wanderer in Angriff nehmen, und auch die nur mit Kompass oder anderen Ortungsgeräten ausgerüstet – denn das Wetter kann blitzschnell umschlagen, das Moor steckt voller Tücken und ausgewiesene Pfade gibt es nicht. Es wird empfohlen, sich an den Strommasten zu orientieren …
Wir orientierten uns am Bahnsteig, stiegen runter zum kleinen Bahnhof… und öffneten die Tür zu der winzigen Teestube. Rannoch Station ist legendär – und berühmt für seine üppigen und ausgesprochen leckeren hausgebackenen Kuchen.
Die Teestube hat was von einer Wohnküche, man sitzt eng beieinander, kommt schnell in Kontakt mit anderen Gästen. Auf den Tischen stehen Töpfe mit Gewürzpflanzen, der Blick durchs Fenster geht auf die Bahngleise und zu einem kleinen See.
Und zu einem kleinen Holzhäuschen, das wirklich im Nirgendwo zu stehen scheint.
Man kann Tee-/Kaffeepausen zwar lange ausdehnen, aber wir wollten ja hier nicht übernachten, also zogen wir wieder los. Vorbei an malerischen Flüsschen …
… durch Alleen, die selbst mit tropfenden Blättern noch ungeheuer romantisch wirken …
Eigentlich stand Blair Castle bzw. vor allem dessen Garten noch auf dem Programm, aber obwohl Gärten auch im Regen ihren Reiz haben, macht es wenig Spaß, über schlammige Wege zu wandern und im regennassen Gras feuchte Hosenbeine zu kriegen.
Also gab es stattdessen einen Abstecher ins House of Bruar, einem Shoppingcenter etwas anderer Art. Hier hat sich – angeblich – ein Millionär (oder Milliardär??) aus dem Clan der Bruars seinen Traum, erfüllt, eine Einkaufsmöglichkeit für die etwas besser betuchten Landbewohner zu schaffen. Alles hier ist vom Feinsten, es gibt nur schottische Edelmarken – sowohl bei der Bekleidung (schottisches Kaschmir und feinste Lambswool von Johnstons of Elgin und anderen noblen Strickwaren-Fabrikanten, Barbour gegen den Regen usw.) als auch in der Markthalle, die so ein bisschen wie Harrods oder Fortnum & Masons in London wirkt.
Wir deckten uns noch mit ein paar Leckereien ein, dann ging’s zurück nach Pitlochry – wo es noch einen erstaunlich sonnigen Abend gab!
Heute war die Strecke kurz – hier ist sie:
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