Morgen geht unsere Fähre zurück von Newcastle nach Amsterdam, die Nacht davor wollen wir in der Nähe von Newcastle verbringen.
Und da bei unseren Reisen immer auch der Weg das Ziel ist, hatte ich eine Route ausgesucht, die durch wunderschöne Ecken Northumberlands führen sollte.
Weil da wieder jede Menge zweit- und drittklassige Straßen dabei waren, war klar, dass wir Zeit brauchten.
Und um die für den gemächlichen Teil zu bekommen, hieß es zum einen, früh aufstehen, und zum anderen, die erste Strecke bis Edinburgh, die wir schon sehr gut kennen, auf Schnellstraßen und Autobahn hinter uns bringen.
Von der Ringstraße um Edinburgh fuhren wir ab – das Navi musste stillgelegt und nach Straßenatlas navigiert werden, denn unser Routi wollte uns partout ständig wieder auf Schnellstraßen umleiten. Aber der Collins Road Atlas mit seinem tollen Maßstab von 3,2 Meilen auf 1 Inch zeigt auch sehr kleine Sträßchen und wir haben uns noch nie ziemlich selten mit ihm verfahren. Schwieriger macht es einem die britische Sitte, Wegweiser grundsätzlich erst direkt an der Abzweigung aufzustellen und sie möglichst noch im Gebüsch zu verstecken.
Das führt dann häufig dazu, dass wir an einem Abzweig schon vorbei sind, bis uns dämmert, dass wir hätten abbiegen müssen. Also zurücksetzen (falls keiner hinter uns ist )! Das und die einspurigen Sträßchen – wo immer derjenige zurück setzt, der näher an der Ausweichstelle ist – haben allerdings dazu geführt, dass Dieter ein unglaublich routinierter und souveräner Rückwärts-Fahrer ist!
Wir fuhren jetzt die Tourist Border Route – eine Strecke, wie sie malerischer kaum sein kann!
Ein verwunschenes Tal, völlig einsam, nur ein paar kleine Höfe alle paar Kilometer. Grüne Hügel, krumme Steinmäuerchen, Schafe kraxeln an den Hängen herum … Wir folgen dem Flüsschen Heriot Water.
Durch Baum-Tunnel – dicht, aber dennoch licht …
Schafe-Hüten im 21. Jahrhundert – mit Quad und Hütehund – und die Schafe sind bunt!
Dann weitet sich das Land.
Wenig später fahren wir auf einer zwar hügeligen, aber schnurgeraden Straße – der alten Römerstraße!
Die Straße durchquert Britannien fast durchgängig von Ost nach West – dort, wo einst der Hadrianswall die römisch besetzten Südländer vor den Schotten schützen sollte. Und da war er dann auch, der Hadrianswall!
In Northumberland wurden große Strecken des Walls ausgegraben bzw. frei gelegt, römische Forts und Wachtürme wurden z.T. rekonstruiert und man kann an dem massigen Bauwerk heute über lange Strecken entlang wandern.
Teils gut, teils weniger gut erhalten, zieht er sich vorwiegend auf Hügeln quer durchs Land, man hat immer wieder fantastische Blicke weit in die Ferne.
Der National Trust hat ein römisches Fort teils ausgegraben, teils re-konstruiert, das schauten wir uns an. Reste von Wachhäuschen …
Bei einigen Gebäuden konnte man noch gut die kurzen säulenartigen Träger der Fußboden-Platten erkennen, stellenweise waren sogar noch ein paar Platten erhalten geblieben (oder später wieder draufgelegt worden.
Britischer Humor zeigt sich sogar bei Verbotsschildern…
Wir beenden den Geschichtsunterricht und nehmen die letzte Etappe in Angriff, zum Dörfchen Kibblesworth, in der Nähe von Durham. Eigentlich nur noch ein Katzensprung, aber endlose Baustellen, verbunden mit endlosen Staus ziehen die Strecke gefühlt endlos in die Länge.
Es ist schon fast 18 Uhr, als wir auf der Riding Farm ankommen. Wie wir auf diese Unterkunft gekommen sind, weiß keiner von uns mehr so genau – es war jedenfalls die skurrilste auf unserer gesamten Strecke. Ein pompöses Bett, ein Schrank, in dem man eine ganze Familie verstecken könnte, ein plüschiges Wohnzimmer, ein blutrotes Speisezimmer …
Und das Ganze auf einer Farm im absoluten Nirgendwo – am Ende eines Feldweges … Die Gastgeber freundlich-chaotisch-zerstreut, das ganze Haus in einem Stadium des (noch) dekorativen Verfalls – zum Abschluss noch mal richtig britisch!
Die Strecke von Pitlochry bis Kibblesworth war lang – aber wunderschön!
traumhaft schön! und der wall hat für mich persönlich ja etwas sehr spannendes, mystisches und faszinierendes!
Da hast du recht – und ich hätte mir so sehr mehr Zeit dort gewünscht! Aber dass die Gegend sooo schön ist, hat uns selbst als alte Britain-Fans etwas überrascht – lohnt auf jeden Fall einen weiteren Besuch!
Schöne Bilder! Da bekommt man ja gleich Fernweh! 🙂
Mit dem Auto durch GB fahren würde ich auch sehr gern, weil man dann doch in Ecken kommt, die man mit Bus und Bahn leider doch nicht erreicht. Nur schüchtert mich das Autofahren dort etwas ein – hauptsächlich wenn man dann mal auf die Autobahn kommt.
Soo schlimm ist es gar nicht, man muss ja einfach immer nur den anderen hinterher fahren 😉 Und auf den kleinen einspurigen Sträßchen ist es sowieso egal, da fährt man einfach mehr oder weniger in der Mitte.
Es lohnt sich auf jeden Fall, denn du hast schon recht – mit dem Auto kommt man an überall hin, kann sich seine Route komplett selbst zusammen stellen und auch einfach mal anhalten und aussteigen. Und mit unserm eigenen Auto fühlen wir uns sicherer als mit einem Mietwagen.