Wenn bei uns schon wieder der Alltag eingekehrt ist, fangen die Bergvölker im Norden Thailands erst an zu feiern: Für einige Hilltribes beginnt das neue Jahr mit dem Dienstag nach dem ersten Neumond im Jahr, andere feiern am chinesischen Neujahrsfest (etliche Bergvölker haben chinesische Wurzeln), andere mit den Thais im April.
Wir hatten ja vor zwei Tagen schon in einem kleinen Dorf Neujahrsfestivitäten erlebt – dass es heute noch viel mehr werden würde, ahnten wir nicht.
Aber erst mal mussten wir uns von Ian und Pop losreißen – gar nicht so einfach, wenn man sich richtig angefreundet hat! Und da ich – sagen wir mal – eher kommunikativ veranlagt bin, dauert so ein Abschied auch schon mal etwas länger. Schließlich muss – wie die Schwaben sagen – erst mal alles “gschwätzt” sein ….
Wir unterhielten uns über Gott und die Welt, über Politik (alles nicht so einfach heutzutage …), Kaffee (der thailändische und laotische ist einfach unglaublich gut – und praktisch säurefrei!), Schottland (wir sind uns einig – einfach unglaublich schön!), Arbeit, Reisen und Geld. Und darüber, wie ungleich letzteres auf der Welt verteilt ist.
Und erfuhren en passant auch, dass es in Thailand selbstverständlich auch einen Mindestlohn gibt. Über den die Arbeitgeber fast genauso jammern, wie in Deutschland. Und der mit 300 Baht (= ca. 7,50€) auch fast so hoch ist, wie der deutsche.
Nur – in Deutschland ist das der Stundenlohn, in Thailand der Tageslohn!!! Und von einem 8-Stunden-Tag hat hier noch niemand was gehört …
Nachdem alles “gschwätzt” war, fuhren wir los, Richtung Norden, nach Thaton. Erst flott über die Schnellstraße, dann kurvig, weil sich die Straße akribisch an den Verlauf des Ping-Flusses anpasste und jede Windung mitmachte. Dann wird’s langsam hügelig und in der Ferne tauchen die hohen Berge auf – einige bis zu 2000 m hoch.
Kleine Städtchen und Dörfer, alle so sauber, dass jede schwäbische Hausfrau ihre Freude daran hätte. Am Straßenrand stehen die Mülleimer aufgereiht – die sind hier kugelförmig und aus Hartgummi, vielleicht, weil immer wieder mal ein Moped daran landet 😉
Und dann sahen wir sie – festlich gekleidete junge Frauen in alten Trachten stöckelten die Straße entlang. Ein Kinderkarussell, das von Hand in Bewegung gesetzt wurde, bunte Luftballons. Hier war irgendwas los – wir hielten an.
Und landeten mitten in einem unglaublich farbenfrohen, vergnügten Volksfest, dem Neujahrsfest einiger Bergvölker! Anhand der sehr unterschiedlichen Trachten konnte man sehen, dass hier verschiedene Dörfer gemeinsam feierten – eine Verständigung war leider unmöglich, denn wir waren die einzigen Ausländer und niemand sprach auch nur ein Wort Englisch.
Aber sie strahlten uns an, zeigten ihre Freude über die exotischen Gäste, stellten sich sogar für Fotos in Pose und zeigten uns, wo was los war: Junge Frauen liefen mit wasser-gefüllten Bambusrohren über den Platz, leerten ihr Rohr in ein Fass, übergaben das leere einer anderen Frau, die wieder los lief, um am anderen Ende Wasser zu holen. Die Mann- bzw. Frauschaft, die ihr Fass als erst voll hatte, gewann.
Paare standen sich gegenüber und warfen sich kleine Bälle zu – das diente wohl der Kontakt-Anbahnung…
Aber für uns am schönsten und beeindruckendsten waren einfach die Menschen – die Mädchen, wie überall auf der Welt, bemüht, möglichst attraktiv zu sein …
… Eltern und Kinder …
… junge Männer …
Und überhaupt …
Danach gab es nur noch einen kurzen Stopp – der Tradition folgend – im uralten Teakholz-Haus Chiang Dao Hill Resort. Das ist zwar schon fast gespenstisch, nie ist irgendjemand da, aber man bekommt dort immer was kaltes zu trinken und kann die Toiletten benutzen.

Etwa eine Stunde später hatten wir Thaton erreicht und fühlten uns wieder auf Anhieb wohl im Maekok River Village – einem absoluten Kleinod. Brian und Rosie Massingham haben hier ein kleines Paradies erschaffen – wunderschöne Zimmer in einem Gartentraum direkt am Fluss.
Rosie hat die englische Idee eines Gartens, der quasi in viele verschiedene “Räume” aufgeteilt ist und an jeder Ecke Überraschungen bietet, einfach virtuos umgesetzt – Bilder vom Garten werden sicher noch folgen!
Die heutige Strecke:
Wunderschöne Eindrücke, tolle Fotos! Am meisten haben mich die jungen Mädchen mit ihren phantasievollen Kopfbedeckungen bezaubert.
Ihr hattet großes Glück, in dieses Fest hineingeraten zu sein. Solche Zufälle machen auf Reisen natürlich immer besondere Freude… Ich wünsche euch weiterhin schöne Erlebnisse!