28. Januar – I can see clearly now …

P1190342… the rain is gone! …. It’s gonna be a bright, bright sunshiny day … “

Der uralte Song von Jonny Nash kommt mir in den Sinn, als ich morgens vor die Tür unserer Motel-Unterkunft trete.

Tatsächlich – es hat aufgehört zu regnen!

Zwar hängen noch ein paar Nebelfetzen zwischen den Bergen, verhüllen und enthüllen die Gipfel  – aber am Himmel sieht man reichlich blaue Stellen.

Und die ersten Helikopter rattern schon Richtung Gletscher – die müssen sicher einiges an versäumten Einnahmen wieder rein holen …
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Wir wollen vor der Weiterfahrt noch zum Fox Gletscher –  den hatten wir letztes Jahr nur von weitem gesehen und stattdessen den Franz Josefs-Gletscher besucht.

Eine schmale Stichstraße windet sich durch den Regenwald, die Bäume tragen moosige Bärte, aus denen noch das Regenwasser der letzten Nacht tropft.

Vom Parkplatz aus geht es durch ein reichlich mit Geröll bedecktes Flussbett. Immer wieder müssen kleine Bäche überquert werden – ein falscher Schritt, und man kriegt entweder nasse Füße oder landet gleich im Bach, denn die Steine, die als Tritte in den Bächen liegen, sind rutschig.
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Warnschilder säumen den Weg.
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Und das Schuhwerk der Wanderer lässt einen staunen: Zierliche Chinesinnen in Sandalen oder Ballerinas, sportliche Jungs in Flipflops, durchtrainierte Wanderer mit knöchel-hohen Stiefeln, Zipp-off Hosen und Wanderstöcken, die meisten jedoch in Turn- oder Wanderschuhen.

Sie alle wollen durch das Geröll-Feld zu dem schmalen Aufstieg Richtung Gletscher-Fuß. Dieser Weg hat nichts von der heiteren Leichtigkeit des vorjährigen Gletscher-Besuchs – hier ist es karg und der Weg eher mühsam.
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Der Weg ist steil, sehr steil – aber so langsam kommt in Sicht, was alle sehen wollen:
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Wir schaffen es auch bis zur Aussichtsplattform und bestaunen die wild aufgetürmten Eisschollen – die allerdings alles andere als jungfräulich weiß sind.

Nach einer Verschnaufpause, ein paar Fotos und gehörigem Staunen geht’s wieder bergab. Langsam und vorsichtig bei mir, denn das war doch ein kleines bisschen anstrengend gewesen – und der letzte Fuß-Bruch ist ja gerade mal gute 2 Monate her!

3 km insgesamt, die Hälfte davon bergauf. Und das bei praktisch nicht vorhandener Kondition.
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Aber wir haben ja jetzt eine längere gemütliche Autofahrt vor uns …

Ein letzter Blick zurück –
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– dann geht’s weiter. Es ist inzwischen immerhin schon 12 Uhr, wir hatten hier länger herumgetrödelt als geplant.

Die Fahrt geht durch dichte Wälder, immer wieder Rata-Bäume kurz vor dem Aufblühen – wir sind rund 3 Wochen zu früh dran, werden die Bäume aber hoffentlich noch in voller roter Pracht erleben! Cabbage-Trees, die ein bisschen an Drachenbäume erinnern. Und überall die Straßen-Ränder gesäumt von Farn, der National-Pflanze – die es vielleicht sogar auf die Nationalflagge schafft, wenn im März über eine neue Flagge abgestimmt wird.

Nochmal ein Stück am Meer entlang, mit Blick auf spitze Felsen.
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Den Haast River überqueren wir auf einer endlos langen Brücke – auch wieder einspurig, aber wegen der Länge gibt es zwei Ausweich-Stellen auf der Brücke.
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Wir fahren jetzt auf die Berge zu – die Landschaft ist einfach nur schön!
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Der Wald wird lichter und der Haast River, der uns zur Linken begleitet, wird sichtbar. Teilweise ist das Bett mehrere hundert Meter breit, der Fluss verästelt sich in viele kleine und größere Bäche, manchmal allerdings zeigt er schon, dass er ein richtiger Fluss sein kann.
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Das Tal öffnet sich, wird immer breiter, die bisher oft saftig-grünen Wiesen (angeblich alles importiertes Gras …) weichen den einheimischen savannenartigen Gräsern.
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Ein kleines Schild am Straßenrand und einige Autos – wir halten an den “Thunder Creek Falls” . Nur ein paar Meter von der Straße weg, aber verborgen im dichten Wald, donnert ein Wasserfall rund 30 m über eine Felswand hinunter in einen gletscher-blauen Fluss.
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Auf dem Weg faszinieren uralte Baumriesen …
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Nur wenige hundert Meter weiter schießt der kleine Fluss durch eine Schlucht und unter einer Brücke durch.
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Gaaanz sacht und langsam steigt die Straße an – dass wir den Haast Pass erreicht haben (der mit seinen 562 m ja auch einer der niedrigsten Pässe überhaupt ist) merken wir nur am Schild am Straßenrand. Jedenfalls geht’s jetzt wieder runter in die Ebene – was auch die unzähligen Radfahrer freuen wird, die wir unterwegs überholt haben Zwinkerndes Smiley.

Bevor wir die Southern Alps endgültig hinter uns lassen, gibt es noch einen letzten Stopp, an den Blue Pools. Wieder ein Fußmarsch von 1,5 km hin (und genauso lang zurück – war da nicht was mit langer gemütlicher Autofahrt gewesen???) – aber absolut lohnend.
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Erstens – weil da ein junger Mann stand, der Kirschen verkaufte. So dicke, feste, saftige und süße Kirschen, wie ich sie schon ewig nicht mehr gesehen und gegessen hatte. Ein knappes Kilo für 10NZ$ – also ca. 6,50€ – und auch noch ungespritzt , da musste ich einfach zuschlagen. Außerdem kommt die Vitamin-Versorgung bei uns bei den ewigen Pommes hierzulande sowieso etwas zu kurz …

Und zweitens – weil sich der Weg zu den blauen Tümpeln absolut lohnte. Auch wenn es natürlich keine Tümpel waren, sondern etwas breitere Stellen im Fluss. Das Wasser glasklar und unwirklich blau.
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Wir sahen fasziniert und erstaunt einer jungen Frau zu, die sich mit einer Art Abendkleid in die – sicherlich eiskalten – Fluten stürzte …
Blue Pools
Was da wohl dahinter steckte??? Wir erfuhren es nicht – und wanderten zurück zum Auto.

Jetzt hatten wir die Southern Alps aber wirklich überwunden und fuhren durch die Ebene. Dieses Mal ohne Stopp in Makarora – da hatte ich die Toiletten noch in grausiger Erinnerung …
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Bald tauchte der Lake Wanaka zur Rechten auf –
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– der aber schon bald hinter den Bergen verschwand und links vom Lake Hawea abgelöst wurde. (Alle Fotos sind aus dem fahrenden Auto gemacht – deshalb bitte Nachsicht bei der Qualität. Aber man kann hier einfach fast nirgendwo anhalten. Und die getönte Windschutzscheibe erhöht die Farbqualität auch nicht wirklich …)
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Die letzten Kilometer bis Queenstown ging es über die Cardrona Valley und die Crownes Ridge Road – eine absolut unglaublich tolle Strecke!!!
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Zunächst durch die typischen Neuseeland-Berge mit ihren Tussock-Gras Büscheln (dieses Jahr eher grün als braun), später dann in unzähligen Serpentinen runter ins Tal – mit grandiosen Ausblicken!
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Der obligatorische Stau bei der Einfahrt nach Queenstown musste noch ausgehalten werden – dann waren wir in unserer Unterkunft, dem “Alexis Motel” angekommen. Alles nagelneu und sehr komfortabel.

Und der Blick von der Terrasse war auch nicht schlecht.
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Uns zog es gleich in die Stadt – ein kurzer Fußweg (wäre es gewesen, wenn wir uns nicht vertan hätten und auf der Halbinsel gelandet wären. Aber immerhin gerieten wir dadurch in einen hübschen Park) mit Blick aufs gegenüber liegende Ufer.
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Sonne, Wärme, alle genossen es nach etlichen Regentagen.
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Ein leckeres Essen in der Fußgängerzone in der Abendsonne – Und zum Nachtisch dicke süße Kirschen!

Es war ”A bright, bright sunshiny day …”

Und das war unser heutiger Weg:

5 Kommentare zu “28. Januar – I can see clearly now …

  1. Ich war im Sommer total geschockt, wie weit die Gletscher zurückgingen in den letzten 16 Jahren…. Damals waren wir an beiden. Die Kinder haben aber gestreikt und wir machten nur Fotos von Weitem.

    • Die kleine Wanderung zum Franz-Josefs-Gletscher ist wunderschön, hätte den Kids bestimmt gefallen! Regenwald, Bäche, Wasserfälle – schau dir mal die Bilder vom letzten Jahr, 22. Februar, an…
      Aber du hast recht – wenn man die Bilder vergleicht von vor 10 Jahren und jetzt, ist da eigentlich kaum noch was geblieben …

    • Ja – echt eindrucksvoll, so viel Eis … Aber ihr habt doch auch Gletscher in Österreich – wir waren vor 2 Jahren am Großglockner, eine tolle Straße, traumhafte Wasserfälle – und ein Gletscher! Und gar nicht sooo weit von Wien 😉

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