Fast alles hat zwei Seiten – auch der Otago Harbour.
Der langgestreckte Fjord, der Dunedin einen absolut sicheren Hafen beschert, wird im Süden von der wunderbar wilden Otago Peninsula flankiert – aber auch die nördliche Seite hat einiges zu bieten.
Und das wollten wir heute mal näher erkunden, letztes Jahr blieb uns dafür keine Zeit.
Zu allererst fuhren wir jedoch am Bahnhof vorbei, Fahrkarten kaufen. Karten für eine nicht alltägliche Zugfahrt – morgen wollen wir mit dem Taieri Gorge Zug fahren. Der verkehrt täglich zwei Mal – im Internet war eine Buchung allerdings nicht möglich, der Zug schien ausgebucht.
Im Bahnhof erfuhren wir auch, weshalb: Ein gigantisches Kreuzfahrtschiff wird heute Nacht ankommen, mit mehreren Tausend Passagieren, und ein Großteil von ihnen hat offenbar die Zugfahrt als Landausflug gebucht! Man werde weitere Waggons an den Zug anhängen, erklärte man uns – und falls es uns nichts ausmacht, mit ca. 450-500 Leuten unterwegs zu sein, würde man schon noch ein Plätzchen für uns finden ….
Nee – also sooo hatten wir uns das nicht vorgestellt! Gut, dass die Seefahrer alle wieder frühzeitig auf dem Schiff sein müssen, so dass sie alle am Vormittag im Zug sitzen – die Nachmittagsfahrt war damit nämlich alles andere als ausgebucht. Wir erstanden zwei Tickets, dann ging’s aber mit dem Auto weiter.
In Port Chalmers, dem Tiefsee- und Frachthafen Dunedins, erklommen wir den Aussichtsberg und bestaunten die riesigen Krähne. Von oben wirkte das alles wie Spielzeug…
Zur anderen Seite liegen die Buchten und Kaps der Otago Peninsula im fast spiegelglatten Wasser des Otago Harbours, malerisch locker bebaut.
Wieder unten am Wasser kamen wir an kleinen Piers vorbei, wo Boote in der Sonne dümpelten.
Die schmale Straße windet sich nicht ständig so spektakulär wie auf der gegenüberliegenden Seite am Wasser entlang. Sie verschwindet immer mal wieder zwischen den Hügeln, führt durch ruhiges Weideland, immer wieder klettern auch kleine Ortschaften die durchaus steilen Hänge empor.
Und dann – nichts mehr. Nur noch Natur – glitzerndes Meer zur Rechten, Wiesen mit Schafen zur Linken, Schäfchenwolken am Himmel. Vögel singen, Grillen (oder Zikaden – wer kennt schon den Unterschied) schnarren und zirpen. Keine Menschenseele …
Schließlich landen wir am äußersten Zipfel, in Aramoana. Die kleine Siedlung war im November 1990 Szene eines Albtraums, als Robert Gray 13 Einwohner, darunter etliche Kinder, während eines 2 Tage dauernden Amoklaufes erschoss. Ein Mahnmal am Parkplatz erinnert an die schreckliche Tat.
Ein kleines Stückchen weiter herrscht tiefer Friede – ein Strand, menschenleer, nur ein paar Seehunde schreiten gravitätisch vom Wasser Richtung Ruheplatz.
Erst mal raus aus dem Wasser …
Der Weg ist mühsam …
Ausgiebig kratzen …
Und dann ein Nickerchen …
Das wäre geschafft – jetzt gehört der Strand wieder den Möwen … Und ein Stück den Strand entlang, hinten, bei den Felsen, haben Gelbaugen-Pinguine ihre Nester und kommen abends an Land.
Eine alte Mole zieht sich weit ins Wasser hinein – sie verengt die Einfahrt in den langen Fjord noch zusätzlich und bot in alten Zeiten noch mehr Sicherheit. Der hölzerne Steg ist längst verfault, nur ein paar Balken stehen noch.
Auf der anderen Seite der Bucht erkennt man den Leuchtturm auf dem Taiaroa Head, neben dem sich eine Kolonie von mehr als 100 Albatrossen befindet.
Wir schlendern die Mole hinaus und wieder zurück und entdecken einen richtigen Bilderbuch-Strand. Von Dünen eingefasst, erstreckt sich ein schneeweißer Puderzucker-Strand, ein Traumstrand, vor einem schon fast absurd türkis-blauen Meer. Ein langgestreckter krummer Finger, The Spit, ragt in die Bucht und scheint sich fast mit dem Land auf der anderen Seite zu verbinden.
Auch hier nicht viel los, ein paar Strandläufer … Barfuss laufen wir durch den warmen Sand – so fein, dass er beim Darüber-Gehen quietscht. Was natürlich dazu führt, dass man genüsslich schlurft, um das singende Geräusch hervor zu locken Dann werden die Füße im kühlen Wasser des Pazifik abgekühlt.
Es ist toll, Zeit zu haben und den Tag einfach nur zu genießen! So langsam wollten wir jetzt aber einen Kaffee genießen, und das bedeutete, weiter ziehen zu müssen. Vorbei an Fackel-Lilien – diesmal in knallrot – ging’s zurück zum Parkplatz.
Kaffee gab es wenig später im historischen Careys Bay Hotel, einem hübschen viktorianischen Steinhaus, das schon seit 1874 Reisenden eine komfortable Unterkunft und sehr gutes Essen bietet.
Der Tag war noch jung, wir nahmen die Blueskin Road, die sich von Port Chalmers aus in unzähligen Kurven in die Hügel emporwindet. Und dabei immer wieder fantastische Blicke auf den Otago Harbour bietet. Zuerst liegt Port Chalmers wie ein Spielzeugdorf unter uns …
… dann blicken wir zurück in die Richtung, aus der wir eben erst gekommen war. Im Hintergrund gut sichtbar der lange Finger des Spits mit seinen Traumstränden und rechts der Leuchtturm.
Als wir die Höhe bei Purakaunui erreicht haben, sehen wir, dass auch die andere Seite einiges zu bieten hat.
Wir fahren die schmale Straße hinunter in die enge Bucht, kurven durch ein malerisches kleines Örtchen und landen schließlich am Long Beach, einem fast endlos langen und völlig einsamen Sandstrand.
Nur ein paar Möwen und ein paar Strandläufer teilen sich die endlose Sandfläche mit uns.
Die Route führt jetzt durch grüne Hügel, dicht mit weißen Punkten gesprenkelt – Schafe in Hülle und Fülle!
Und von der Höhe aus nochmals Blicke auf den Otago Harbour und die gegenüber liegende Otago Peninunsula – wobei das Licht jetzt nicht mehr so richtig mitspielte.
Schließlich fuhren wir über die Mt. Cargill Road in den Norden Dunedins, vorbei an der Baldwin Street, die eine der steilsten Straßen der Welt sein soll – die wir aber nicht anschauten – und dann nach St. Clair. Dort pfiff wieder – oder immer noch – der Wind und peitschte das Meer, ein heftiger Kontrast zu den windstillen und spiegelglatten Wassern des geschützten Otago Harbours!
Unsere heutige Rundfahrt:
Kommentare und Meinungen