Einen strahlenden Sommertag am Meer verbringt man am besten im oder auf dem Wasser. Und wenn man zudem noch in der Bay of Islands ist, möglichst auch auf einer der unzähligen Inseln.
Genau das hatten wir heute vor.
Mit dem Boot durch die weitläufige Bucht mit ihrem Inselgewirr raus bis aufs offene Meer, das berühmte “Hole in the Rock” sehen, möglichst auch noch ein paar Delphine.
Es gibt in Paihia zwei Anbieter für Bootsfahrten, die sich erbittert bekämpfen. Wir fragten erst bei dem einen nach, dann bei dem anderen – da die Touren im wesentlichen identisch sind, nahmen wir die, die den größeren Rabatt einräumte. Den Vormittags-Termin hatten wir allerdings gerade verpasst, wir wollten aber ohnehin lieber erst am frühen Nachmittag los, weil da das Licht einfach wesentlich schöner ist.
Deshalb spazierten wir noch ein bisschen durch Paihia, bestaunten die Toiletten (man beachte die Position der Klo-Schüsseln ) …
… und schauten dem Treiben am Pier zu.
Um 1:30 Uhr ging’s dann los – leider war das Boot unglaublich voll, das tolle Wetter wollten offenbar außer uns noch eine ganze Menge Leute nutzen. Vielleicht lag es auch daran, dass fürs Wochenende sehr schlechtes Wetter mit heftigem Regen angesagt ist.
Unsere Kapitänin warnte allerdings gleich beim Auslaufen vor heftigem Seegang, “rolling waves” seien zu erwarten, also schwere rollende Dünung. Das konnten wir uns bei dem ruhigen Wetter nur schwer vorstellen …
Von Paihia aus legt man zunächst im gegenüber liegenden kleinen Örtchen Russell an, das erheblich kleiner ist als Paihia, aber sehr viel mehr Charme hat. Das war allerdings nicht immer so – der Ort wurde im 19. Jh. von Walfängern und Händlern gegründet, weil der Hafen gut geschützt war, und hatte bald den Spitznamen “Hell of the Pacific!“. Muss also ziemlich rau zugegangen sein damals …
Russell war im 18. Jh. auch Schauplatz erbitterter Auseinandersetzungen zwischen Maori und europäischen Siedlern, von den Maori “Pakeha” genannt.
Der Fahnenmast auf dem Hügel, an dem die britische Flagge wehte, wurde von empörten Maori mehrfach gekappt, weil sie sich nicht mit der Besetzung ihres Landes durch die Pakeha abfinden wollten. Diese hatten die Maori jahrelang in praktisch jeder Hinsicht über den Tisch gezogen und ihnen ihr Land mit teils fadenscheinigen Begründungen, teils mit Gewalt oder auch mit List und Betrug weggenommen.
Überhaupt ist vor allem die Besiedlung der Nordinsel eine unrühmliche Geschichte, hier gab es erbitterte Kämpfe und es floss sehr viel Blut. Ganze Dörfer der Maori wurden von britischen Truppen dem Erdboden gleich gemacht, die Felder zerstört, heilige Stätten geschändet und das Land dann an weiße Siedler vergeben.
Heute liegt Russell friedlich in der Sonne, Boote dümpeln im klaren Wasser, nur wenig erinnert an die martialische Vergangenheit. Wer den Ort besucht, sieht allerdings in der alten Kirche (der ältesten Neuseelands) noch ein paar Einschusslöcher.
Unser Boot lädt noch ein paar weitere Fahrgäste ein, dann geht’s raus in die Bucht. An den Black Rocks, düsteren Felsen aus Lava-Gestein, stoppt das Boot plötzlich.
Die Kapitänin hat einen kleinen Pinguin im Wasser ausgemacht.
Der Winzling scheint ziemlich erschöpft zu sein, er treibt mehr auf dem Wasser als dass er richtig schwimmt. Allerdings kommen dann auch gleich mehrere begnadete Schwimmer in Sicht (vielleicht hat der Kleine Respekt vor den Großen?): Ein ganzer Schwarm Delphine tummelt sich vor den Felsen.
Blöderweise haben wir schlechte Karten – es dürfen sich niemals mehr als drei Boote einem Delphin-Schwarm nähern und vor uns haben schon zwei Boote der Konkurrenz sowie ein kleines Privatboot die Gruppe erreicht – und die denken überhaupt nicht daran, das Feld für uns zu räumen.
Also muss für ein Foto das Teleobjektiv ran – und damit kann man so lebhafte Tiere natürlich so gut wie gar nicht einfangen!
Vor allem mit dem kleinen Boot schienen die Tiere regelrecht Fangen zu spielen – schließlich beschränkte ich mich aufs begeisterte Zusehen, statt zu versuchen, ihren Kapriolen mit der Kamera zu folgen.
Vorbei an unzähligen Inseln mit stillen Buchten ging’s durch glasklares, türkis schimmerndes Wasser Richtung offenes Meer.
Und hier änderte sich die Lage sekundenschnell: Bisher hatte Schiff allenfalls mal sanft gedümpelt, jetzt begann eine echte Achterbahnfahrt. Die einsetzende Ebbe und der auflandige Wind hatten eine ziemlich ungemütliche Situation zusammen gebraut.
Lange rollende Wellen ließen das Schiff heftig von einer Seite auf die andere schwanken – einen geraden Horizont hatte man eine ganze Weile nicht mehr.
Man musste entweder sitzen bleiben, oder sich gut festhalten, sonst landete man unweigerlich auf dem Boden. Mit einer Hand zu fotografieren ist nicht so einfach – rund 90% meiner Bilder landeten deshalb auch im Papierkorb … Aber den kleinen Leuchtturm oben am Felsen erwischte ich doch halbwegs.
Und dann waren wir auch schon an dem Felsen mit dem Loch –am “Hole in the Rock”! Ganz langsam tastete sich das Boot heran.
Bei weniger ungünstiger Wellenlage können die Boote sogar durch das Loch fahren – heute wurde der Felsen lediglich in respektvoller Entfernung umkreist.
Noch mal ein Blick zurück zum Cape Brett Lighthouse –
Anschließend ging’s an unzähligen Felsen und Klippen vorbei langsam wieder zurück in etwas ruhigeres Wasser.
Und dann war der Spuk vorbei – spiegelglatt lag das Meer unter dem Boot und vor uns.
Schließlich legten wir auf Urupukapuka Island, in der Otehei Bay, an und konnten dort ca. 45 Minuten an Land bleiben. Schon letztes Jahr waren wir hingerissen von dieser kleinen Insel und wollten dieses Jahr eigentlich länger dort bleiben, aber es wurde dann doch wieder nur ein kürzerer Aufenthalt.
Es gibt eine ganze Reihe von Wanderwegen hier, alle mit absolut grandiosen Aussichten. Während Dieter sich den steilen Hügel vornahm, beschloss ich, meinen Fuß nicht überzustrapazieren und nahm einen sanften Weg zur Nachbar-Bucht.
Von einer Anhöhe aus hat man sowohl Traum-Blicke zurück auf die Bucht, in der unser Boot ankerte …
… als auch in die Nachbar-Bucht.
Und natürlich auch auf die hügelige Insellandschaft.
Im Spätnachmittags-Licht schipperten wir zurück – zuerst in Russell wieder einige Passagiere abladen und das tolle Segelboot bestaunen, das eben Kurs auf die Bucht nahm (mit etlichen Leuten in der Takelage hängend!).
Dann waren es nur noch ein paar Minuten bis Paihia.
Und dort gab es abends ein fantastisches Essen in einem kleinen Lokal direkt auf dem Pier, also quasi weiterhin auf dem Wasser …
Einfach nur schööööön heute!!!
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