Irgendwie war man nicht richtig in Australien, wenn man nicht im Roten Zentrum, am Uluru (Ayers Rock), war.
Und irgendwie war man nicht richtig in Neuseeland, wenn man nicht am Cape Reinga war.
Beide Orte sind Kraftzentren, heilige Orte – der Uluru für die Aborigines in Australien, Cape Reinga für die Maori. Beide Orte sind auch Touristen-Magneten – und das verträgt sich nicht immer.
Während der Uluru jedoch in den Augen der Aborigines regelmäßig dadurch entweiht wird, dass trotz Bitten und Verboten Touristen auf dem heiligen roten Felsen herumkraxeln, scheint Cape Reinga respektvoller behandelt zu werden.
Vielleicht sind auch Neuseeland-Reisende grundsätzlich anders (und kommen auch nicht in so großer Zahl) als Australien-Besucher.
Wir hatten es letztes Jahr nicht bis zur äußersten Nordwest-Spitze Neuseelands geschafft, das Wetter war damals nicht gut und dementsprechend auch unsere Motivation, von Paihia aus mehr als 200 km weit zu fahren, nur um ein Kap und einen Leuchtturm zu sehen. Deshalb kamen wir dieses Jahr noch Mal, um “richtig” in Neuseeland gewesen zu sein.
Und jetzt passte alles – das Wetter war prima und wir hatten auch einen Tag mehr Zeit da oben im Norden. Der SH (=State Highway) 10 brachte uns zügig zur Doubtless Bay. James Cook sichtete die Bucht im Dezember 1769, konnte jedoch wegen schlechter Winde nicht einlaufen und notierte nur “doubtless a bay” (zweifellos eine Bucht) – und der Name hielt sich bis heute.
Wir zockelten hinter Oldtimern her …
… passierten windgepeitschte Bäume …
… eher eintöniges Weideland – aber tolle Wolkenformationen!
Und kamen dann auf den SH 1, die Straße, die über eine langgestreckte Landzunge rund 90 km lang nach Nordwesten bis zum Kap führt.
Die letzten ca. 20 km bieten fantastische Aussichten – z.B. auf riesige Sanddünen im Westen.
Die Straße windet und schlängelt sich über einen Kamm …
Und die Blicke sind auch zur anderen Seite grandios!
Dann hatte wir das Cap erreicht – waren dort aber alles andere als alleine! Ein Riesenpulk von Radlern hatte und bereits auf den letzten Kilometern zu deutlich verlangsamtem Tempo gezwungen – die ganze Truppe stand jetzt auf dem Parkplatz, flankiert von Begleitfahrzeugen und offenbar jeder Menge Angehöriger.
Wir stellten unser Auto nach mehrfacher vergeblicher Umrundung des Parkplatzes letztlich leicht entnervt auf einem Busparkplatz ab, denn freie Parkplätze gab es keine mehr.
Unsere Irritation wich allerdings tiefer Bewunderung, als wir erfuhren, dass die Radler (sie waren übrigens für die neuseeländische Krebshilfe unterwegs) von Bluff im tiefsten Süden bis zum Cape Reinga in unglaublichen 15 Tagen geradelt waren!!!
Empfangen wurden sie von einer Gruppe Maori (auch die meisten Radler waren Maori) und eine alte Frau intonierte ein wunderbares Lied, offenbar eine uralte Melodie.
Anschließend schwangen sie sich alle wieder auf ihre Räder und rollten runter bis zum Leuchtturm, der noch ein ganzes Stück entfernt tief unter uns lag.
Während es rechts runter zum Leuchtturm geht, führt der Weg links zum Cape Reinga hinauf. Und von dort – so die uralten Sagen der Maori – begeben sich die Seelen der verstorbenen Maori auf die Reise zurück in ihre Ur-Heimat, nach Hawaiki.
Auf Maori heißt das Kap “Te Rerenga Wairua” (Absprungplatz der Geister/Seelen), die Seelen springen allerdings nicht einfach ins Wasser, sondern gleiten entlang der Wurzeln eines 800 Jahre alten Pohutukawa Baumes in die Unterwelt.
Wir glitten den Radlern hinterher nach unten – allerdings nicht ohne Blicke nach rechts und links.
Hier, am Cape Reinga, gehen nicht nur Seelen auf Reisen, sondern es treffen sich auch zwei Meere: Der Pazifik im Osten und die Tasmanische See im Westen. Sie begegnen sich in weiß-schäumenden Wirbeln – für die Maori wie der Tanz der Begegnung zwischen Mann und Frau.
Wir kamen so langsam runter zum Leuchtturm – da war schwer was los, die Begrüßungsfeierlichkeiten für die Radler waren noch in vollem Gang.
Und genau hier und jetzt – machte der Akku meiner Kamera schlapp!!! Nichts ging mehr … Und der Ersatzakku – der lag im Auto!!! Und das Auto – stand oben auf dem Parkplatz, ca. 15 Minuten Fußmarsch …
Nicht, dass ich nicht morgens noch mal geschaut hätte, ob evtl. Ladungs- oder Wechselbedarf besteht – da war alles noch im grünen Bereich. Warum jetzt plötzlich nichts mehr ging, war mir ein Rätsel – aber nicht zu ändern. Also keine weiteren Bilder vom Cape Reinga …
Zurück im Auto und nach einem Akku-Wechsel konnte ich immerhin noch mal die weißen Dünen des 90 Mile Beaches einfangen …
Auf der Rückfahrt dann ein kleiner Schlenker nach Mangonui mit seinen hübschen Kolonial-Holzhäusern.
Und dann noch nach Whangaroa, das sich selbst “Marlin Capital“ (Schwertfisch-Hauptstadt) nennt. Dass wir dort tatsächlich einen Schwertfisch sehen würden, glaubten wir zwar nicht – aber man kann ja mal schauen!
Erst mal eine hübsche Bucht mit kleinen Yachten.
Aaaaber – um die Ecke kam dann ein kleiner Hafen, wo am Pier ein vielversprechendes Boot lag. Dort wurde nämlich eben eine Art Kran in Position gebracht – und letztes Jahr hatten wir in Coffs Harbour gesehen, dass damit größere Fische an Land gehievt werden.
Und siehe da – kaum hatten wir die Kameras in Anschlag gebracht, schwebte ein Riesen-Fisch langsam in die Höhe! 157 kg wog der Schwertfisch – und wenig später kam ein zweites Boot mit einem fast genauso großen Exemplar an!
Wir wären gerne noch eine Weile geblieben, hätten vielleicht sogar im Hafen was gegessen oder in der Sonne ein Bier getrunken – aber es war doch noch ein ganzes Ende bis nach Paihia zurück und langsam wurde es spät.
Also weiter in der Abendsonne. An Muschelbänken vorbei …
… und ganz gemütlich über Kerikeri, wo es ein eher schnelles Abendessen gab, nach Paihia.
Das war die heutige Strecke:
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