Hpa An–Licht und Farben

P1260620_thumb.jpgWer Hpa An hört, denkt an Kalkstein.

An dramatische Karstberge und –felsen, an Höhlen, an eine Umgebung, die an Vang Vieng in Laos oder Phang Nga in Thailand erinnert.

Heute beeindruckten uns allerdings eher andere An- und Aussichten und wir waren absolut hingerissen von dem Ensemble aus smaragd-grünen Reisfeldern, goldenem Licht, blau-schimmernden oder glasklaren Teichen und bunten Pagoden.

Los ging es erst um 14 Uhr, wir wollten das warme Nachmittagslicht auskosten. Deshalb hatten wir geplant, erst mal etwas auszuschlafen, dann gemütlich zu frühstücken, anschließend Wäsche weg zu bringen und dann einen Spaziergang am Kantaryar See zu machen.

Punkt eins und zwei funktionierten schon mal nicht.

So gegen 6:30 kam der Putztrupp – und die Mädels treffen sich offenbar immer vor der Arbeit erst mal zu einem ausgiebigen Schwatz auf dem Balkon. Vor unserem Fenster!

Nachdem die Damen an die Arbeit gegangen waren, wurde ihr Platz von jemand eingenommen, der vermutlich telefonierte – aber nicht kapiert hat, dass man dabei nicht brüllen muss.

Da ich sowieso schon wach war, versuchte ich, den Blogeintrag von gestern online zu stellen – denn das mit dem Internet ist hier so eine Sache. Mal geht’s, mal nicht, oft ist es so langsam, dass es bei Bild-Übertragungen schlicht streikt.

Und dann kam Punkt zwei – gemütlich frühstücken. Nur – was hier so unter Frühstück verstanden wurde, ließ das im Hop Inn in Mae Sot gestern wie ein 5-Sterne-Frühstück aussehen! Der Kaffee von der Warmhalte-Platte – lauwarm, tiefschwarz, bitter. Der Toaster war so eingestellt, dass der Toast total verbrannt heraus kam – im 2. Anlauf schafften wir es dann. Und auf’s Brot konnte man sich Margarine schmieren, die in einem dicken Klumpen in einem eher fragwürdigen Teller vor sich hin schmolz und pinkfarbene Marmelade aus einem ziemlich verschmierten Glas.

Hoffnungsfroh öffnete ich die drei Warmhaltebehälter – nur hatte man leider vergessen, die Speisen auch wirklich warm zu halten. Es gab ein paar Fetzen eines kalten Rühreis, kalte Spaghetti und kalten Reis zur Auswahl. Das war’s – fast. Ein paar Scheiben Wassermelone dümpelten noch in einer Schale vor sich hin. Das einzig wirklich gute waren winzige Stücke Kokoskuchen – die räumten wir dann einfach mehr oder weniger ab.

So gestärkt wanderten wir in den Ort. Vorbei am Kino …

… und am Uhrturm.

Hier gab es auch einen Taxistand mit richtig guten Fahrzeugen und mehrere kleine Reisebüros. Und nur ein paar Meter weiter liegt das knallblau angestrichene Guesthouse Soe Brothers – hier luden wir einen großen Beutel Wäsche ab, denn die Laundry Preise im Gabana sind exorbitant!

So erleichtert marschierten wir den Weg zurück, am Hotel vorbei zum See. Vorsicht war ständig angesagt – der Gehweg ist nur sehr bedingt begehbar!

Bis zum See waren es ca. 10 Minuten – und die hatten sich gelohnt! Fast spiegelglatt lag er in der Morgensonne, der perfekte Spiegel für den ca. 800 m hohen Mount Zwekabin und seine Gefährten.

Ein schmaler Betonweg führt am See entlang, Angler und Liebespärchen saßen alle paar Meter im Gras.

Auf dem Rückweg kamen wir an einem Krankenhaus vorbei – und bewunderten die adretten Schwestern in ihren hübschen Uniformen.

Noch ein frisch zubereiteter Ananassaft im Café – dann stand unser Tuktuk vor der Tür. Unser junger Fahrer, Aung Moe Kyaw (Aung ist der Nachname, der Vorname wird “Muutschaa” ausgesprochen), erzählte, dass er halb Karen, halb Burmese ist und tuckerte los mit uns.

Unser Gefährt sah genauso aus, wie das vor uns auf dem oberen Bild – nur hatten die schmalen Holzpritschen links und rechts eine – ziemlich dreckige – Plastikpolsterung. Aber in Myanmar darf man nicht zimperlich sein, sauber ist es hier selten und alle Hosenböden haben eine gewisse Patina Zwinkerndes Smiley. Es dauerte eine Weile, bis wir wirklich aus Hpa An draußen waren – die kleine Stadt ist doch erstaunlich weitläufig!

Ein Stopp an einer nagelneuen Tankstelle ließ uns staunen – so was gab es früher nicht! Damals wurde das Benzin aus fragwürdigen Kanistern oder Flaschen durch einen Papier- oder Stofffilter und einen Trichter in den Tank gefüllt. Jetzt gibt es überall richtige Tankstellen (die Flaschen-Verkäufer gibt es allerdings auf dem Land nach wie vor).

Sehr schnell wurde es grün um uns herum.

Schon gestern war uns aufgefallen, wie grün es hier im Süden ist – nichts wirkt auch nur im mindesten vertrocknet. Außerdem sind die Temperaturen auch sehr angenehm, es geht sicher kaum über 26° im Schatten hinaus.

Auf der relativ neuen Brücke überquerten wir den Thanlwin (früher Salween, so heißt er in Thailand auch heute noch).
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(Bilder aus einem fahrenden Tuktuk sind nicht immer wirklich scharf – aber der Blick war einfach soooo schön!)

Es folgten ca. 30 Minuten über erstaunlich gute Straßen durch eine schlichtweg wunderschöne Landschaft.
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Die Karstberge bilden einen dramatischen Hintergrund für die Abfolge von frisch bestellten Reisfeldern, kleinen Dörfern – und leider ab und zu auch Zementfabriken, die peu à peu die Kalkfelsen abtragen. Unser Ziel, die Bayin Nyi Höhle, erreichten wir über einen holprigen Feldweg, der an einem Berg endete.

Hier erlebten wir fast ein bisschen Disneyland-Feeling – knallbunt und golden thront der Pagoden-Komplex über einem Wasserbecken.
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Moe Kyaw erzählte, dass in der Regenzeit hier alles komplett unter Wasser steht und die Höhle nur per Boot erreichbar ist. Inzwischen konzentriert sich das Wasser jedoch auf zwei Becken und einen Teich, gefüllt mit ziemlich heissem Wasser!

In einem der Becken – schamhaft durch eine Mauer gegen Blicke geschützt – können Frauen baden (und das taten auch etliche!), in idyllischen Teich plantschen die Männer.
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Wir verzichten auf ein heißes Bad und wenden uns den Heiligtümern zu. Über einen Betonsteg kommt man auf die andere Seite …
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… und kann sich dann an den Aufstieg machen. Der Hauptzugang wird gerade renoviert, er erhält ein Dach, also müssen wir den ziemlich steilen Nebenaufstieg nehmen. Vorbei an frisch gewaschenen Mönchsgewändern klettern wir bergauf – barfuß, versteht sich!
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Bunte Statuen säumen den Aufstieg – wir staunen.
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Oben wird erst mal Luft geholt und die Aussicht bewundert, bevor wir uns in die Höhle wagen.

Wir sind beide keine Fans von Höhlen und nachdem ich mir im vergangenen Jahr den rechten Fuß gleich zwei Mal gebrochen hatte, war klar, dass unebene und schlüpfrige Oberflächen zu meiden sind, damit es nicht zu einem neuen Bruch kommt.

Hier war die Höhle allerdings gut begehbar, teilweise gefliest und recht eben. Allerdings tropfte es von der Decke und auf einer nassen Fliese hätte es mich beinahe zu Fall gebracht!
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Wir waren hier fast die einzigen Ausländer – einheimische Besucher gab es jedoch reichlich. Und auch die ruhten sich zum Teil nach dem Aufstieg erst mal aus.
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Nach dem Abstieg noch eine kurze Pause am inzwischen verlassen daliegenden kleinen See …
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… dann noch ein Blick zurück.
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– und weiter ging’s. Zurück Richtung Hpa An und dann auf kleine Seitensträßchen, durch winzige Dörfer, teilweise über Straßen, wie wir sie von früher kannten – mehr Schlaglöcher als Asphalt.
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Hier sind die Häuser noch aus Holz und stehen auf Stelzen, viele Männer tragen noch die traditionellen Longyis. Aber auch hier sieht und spürt man jedoch den Wandel – junge Männer fahren Motorroller statt Fahrrad und die Jungen tragen fast alle Jeans oder Bermudas. Handys haben praktisch alle und Satelitenschüsseln sind auch überall zu sehen.

20 Minuten später hatten wir unser nächstes Ziel erreicht, die Kawgun Höhle. Hier musste Eintritt bezahlt werden, 3000 Kyat für Ausländer. Eine imposante Zufahrt entlang geht man Richtung Höhlen, begleitet werden wir von frechen kleinen Affen, die herumtoben.

In einer Art Vorraum bekommen die sitzenden Buddha-Figuren gerade einen neuen Anstrich.
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Die Höhle ist eine riesige Halle, in die von oben Tageslicht hinein fällt – die Felswände sind über und über mit Tausenden winziger Buddhafiguren bedeckt (von denen ab und zu einer herunter fällt, vor allem, wenn in den Bergen mal wieder gesprengt wird.)
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Wir sind wirklich beeindruckt von dem, was hier von buddhistischen Gläubigen und Mönchen in jahrelanger Arbeit geschaffen wurde. Hinter dem gefliesten Teil der Höhle geht es für Mutige noch über Fels und Geröll weiter – wir verzichten allerdings darauf.

Nicht nur der Blick nach innen – auch der von innen nach außen fasziniert.
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Es geht weiter – mitten durch grüne Felde, im Hintergrund die Berge. Und immer wieder mal ein Blick auf den Mount Zwekabin.
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Jetzt müssen wir einfach anhalten, aussteigen – und dem einen Bauern eine Weile beim Pflügen mit seinem Wasserbüffel zusehen, dem anderen beim Reis pflanzen …
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Und das Licht bestaunen, die Reflexe auf dem Wasser, das perfekte Arrangement aus dramatischer Bergkulisse, grünen Reisfeldern und funkelnden, spiegelnden Wasserflächen – einfach die ganze Stimmung.
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Wir reißen uns los – die nächste Höhle wartete, die Yathaypyan Höhle. Während die letzte, die Kawgun Höhle, praktisch ebenerdig lag, ist hier wieder Klettern angesagt. Barfuß über eine steile Treppe geht es in die Höhe.
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Oben belohnt wieder eine grandiose Aussicht die (nicht sehr große) Mühe.
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Selbst die Buddhafiguren scheinen die Aussicht zu genießen!
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Das Höhlen-Innere ist nicht ganz so überwältigend wie in der Kawgun Höhle – aber dennoch einfach schön.
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Hier ist es allerdings ziemlich nass auf dem (teilweise gefliesten) Boden und ich muss höllisch aufpassen. In Hpa An sind mir erstaunlich viele Touristen mit bandagierten Füßen oder Armen im Gips oder Verbänden aufgefallen – möglicherweise sind die Höhlen nicht überall so harmlos wie hier.

Das Highlight des Tages kommt zuletzt – den Sonnenuntergang wollen wir an bzw. von der Kyauk Ka Lat Pagode (gesprochen Tschaukalat ) erleben. Es geht zurück zur Hauptstraße, ca. 15 Minuten dauert es, dann sind wir da.

Inzwischen ist es 17 Uhr durch, die Sonne steht schon ziemlich tief. Vorbei am Kloster, das sich im Wasserbecken spiegelt …
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… stehen wir nach ein paar Schritten am Beginn einer Brücke und schauen auf eine der erstaunlichsten Pagoden des Landes – die Kyau Ka Lat Pagode.
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Eine einzelner, spitzer Felsen, mitten im Wasser, eingebettet in eine unglaublich schöne Landschaft, gekrönt von einer goldenen Pagode.
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Auch die Umgebung ist einfach nur magisch …
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Ganz nach oben kommt man nicht auf den Felsen – zur Spitze führen nur ein paar abenteuerliche Bambusleitern – aber bis zu einer Plattform kann man gehen. Und hat von dort einen weiten Blick ins Land, das in der Abendsonne liegt.
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Der Sonnenuntergang hinter den Bergen ist quasi das Tüpfelchen auf dem i …
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Wir sind förmlich betäubt von so viel Schönheit – wollen über die Brücke zurück, was allerdings nicht ganz einfach wird. Alle paar Meter werden wir angehalten, unzählige Burmesen wollen Selfies mit uns (und dem Felsen im Hintergrund) machen! Vemutlich verwechseln sie uns mit irgendjemand – so was haben wir auf all den Reisen nach Myanmar noch nie erlebt!

Auch wir blicken noch mal zurück zu der Felsenpagode im schnell schwindenden Licht, die von unzähligen Vögeln (oder Feldermäusen?) umschwirrt wird – und zu den Klostergebäuden auf der anderen Seite des Sees.
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Dann gibt Moe Kyaw ordentlich Gas und bringt uns schnellstmöglich zurück – ganz offensichtlich haben nicht nur wir ziemlichen Hunger und Durst!

7 Kommentare zu “Hpa An–Licht und Farben

  1. Das weckt Erinnerungen. Ich war 2012 auf dieser Tour, damals noch vorgebucht mit privaten Fahrer unterwegs. Ich erkenne die Plätze wieder und reise nochmals mit euch mit. Es war sooo schön. Damals sind mir im Myanmarforum deine Beiträge aufgefallen, so habe ich auch deine neue Seite gefunden.

    • Das freut mich riesig, dass du mich „wieder gefunden“ hast! Myanmar ist immer wieder wunderschön – deshalb waren wir ja auch schon mehrfach dort! Vielleicht bekommst du ja auch Lust auf eine Wiederholung?

  2. Danke für das Kompliment – ich fotografiere nach wie vor mit meiner Lumix FZ200. Für mich der Kompromiss zwischen Gewicht und halbwegs vernünftiger Technik – obwohl ich nicht immer mit ihr glücklich bin …

  3. Zauberhafte Landschaften und Tempel, von dir wunderschön ins Bild gesetzt.
    Dein blog läßt die Vorfreude ins Unermeßliche steigen.

    Deine Schilderung des Frühstücks hat mich sehr erheitert. Diese Art kulinarischer Überraschung haben wir auch schon des öfteren erlebt. Ist gut für die schlanke Linie und macht die Reise noch malerischer, als sie ohnehin schon ist 😉

    • Damit tröste ich mich auch immer – dass es der Figur nicht schadet, wenn man etwas weniger isst 😉 Und niemand reist wegen des Essens nach Myanmar – ich hoffe, es gefällt dir demnächst genauso gut wie uns im Moment!

  4. Soooo schöne Bilder !!!!
    Mit welcher Kamera fotografierst du aktuell ?
    Wir warten immer gespannt auf die Fortsetzung.
    Liebe Grüße
    Brigitte

    • Danke für das Kompliment – ich fotografiere nach wie vor mit meiner Lumix FZ200. Für mich der Kompromiss zwischen Gewicht und halbwegs vernünftiger Technik – obwohl ich nicht immer mit ihr glücklich bin …

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