“By the Old Moulmein Pagoda …

P1260923… lookin‘ lazy at the sea,
There’s a Burma girl a-settin‘, and I know she thinks o‘ me;
For the wind is in the palm-trees, and the temple-bells they say:
„Come you back, you British soldier; come you back to Mandalay!“

Rudyard Kiplings Gedicht „Road to Mandalay“ entstand bereits 1890, aber viel hat sich seither nicht verändert. Noch immer stehen die Pagoden auf den Hügeln oberhalb der Stadt, leuchten golden in der Sonne.

Und noch immer gehen schöne Burmesinnen (aber inzwischen auch etliche Touristen) abends, zum Sonnenuntergang, dort hinauf, um zuzusehen, wie die Sonne langsam Richtung Thanlwin River sinkt.

Bevor es so weit war, wollten wir Stadt und Pagoden allerdings mal bei Tageslicht sehen.
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Die Strand Road entlang, auf die der Blick aus unserem Fenster fällt, ging’s zunächst auf die Suche nach einem im Loose-Reiseführer lobend erwähnten Reisebüro.
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Wir wollten die Weiterreise nach Ye abklären. Nur – wo das Reisebüro sein sollte, ist derzeit eine Baustelle! Also zurück in die andere Richtung, zum Dawei Pier, wo uns gestern schon Peter ein Angebot gemacht hatte.
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Das stand noch und war auch kaum verhandelbar (allerdings lag es ohnehin weit unter dem, was im Loose genannt wurde!), so dass wir den Preis von 80.000 Kyat (= ca. 58€) akzeptierten. Nachdem das klar war, liefen wir weiter, Richtung Innenstadt.

Schnell merkten wir, dass Moulmein sehr weitläufig ist – und die Entfernungen täuschen. Es ging durch bunte Seitensträßchen, die alle irgendwie auf die Pagoden-Hügel zu liefen …
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Ab und zu gediegenere alte Häuser – aber auch verfallende …
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Nach einer halben Stunde Fußmarsch hatten wir das Cinderella Hotel erreicht – auf dem Stadtplan hatte es ausgesehen, als sei es ganz nah! Dort gab’s eine kleine Pause mit Limettensoda im sehr hübschen Garten-Restaurant des Hotels.

Wir tigerten weiter, dabei drehte ich mich immer wieder um in der Hoffnung, ein Tuktuk zu erwischen! Wir wollten zur Mahamuni Pagode, die ganz am Ende der Pagoden Reihe steht. Und der Weg zog sich unendlich.

An einer Straßenkreuzung lungerten ein paar Männer mit Schutzwesten neben Motorrädern herum – daneben ein Schild “Taxi”. Na also, geht doch – das waren Motorradtaxis! Der Preis von 500 Kyat (= ca. 0,30€) pro Person war minimal, wir schwangen uns hinter die Fahrer auf zwei Motorräder. Die Fahrt ging flott – und wir waren mehr als froh, dass wir diese lange Strecke den Hügel hinauf nicht zu Fuß zurück legen mussten!

Oben angekommen, bot sich ein beeindruckendes Bild: Die Pagode ist ein echter Prachtbau, von außen wie von innen. Außen ist tiefes Rot mit Gold kombiniert, lange Säulengänge führen zum Eingang. Die Pagode ist nicht sonderlich alt, sie wurde erst 1904 erbaut.
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Innen schimmert und glitzert es – das Licht der Buntglasfenster bricht sich in Millionen winziger Spiegel auf den Säulen und den Wänden.
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Der Mittelpunkt war ein goldener Buddha, der in einem kleinen, komplett verspiegelten Raum thront. Er ist eine exakte Kopie des berühmten Mahamuni-Buddha in Mandalay, allerdings wird er nicht, wie sein Zwilling in Mandalay, von Gläubigen mit Goldplättchen zugepflastert, sondern hat noch seine ursprüngliche Gestalt.
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Wieder draußen, erhaschten wir einen ersten Blick auf die Kyaik Thanlan Pagode – von der man annimmt, dass sie die „Old Moulmein Pagoda“ aus Kiplings Gedicht ist.
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Man kann hier oben auf den Hügeln so was wie “Pagoden-Hopping” betreiben, also auf annähernd gleicher Höhe von Pagode zu Pagode wandern – allerdings sollte man auch hierfür gut zu Fuß sein! Vorbei an einem eleganten Art Deco Haus gingen wir Richtung Pagode.
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Die ist von der Straße aus entweder über Treppen erreichbar – oder über einen Lift, der allerdings gerade außer Betrieb war. Also ging’s zu Fuß hinauf. Dieser Aufstieg war uns allerdings versperrt …

… wir mussten die Außentreppen nehmen.
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Und hier ein Tipp für alle, die hier oben mehrere Pagoden besuchen wollen: Nehmt einen Rucksack und/oder eine Plastiktüte mit, in die ihr eure Schuhe stecken könnt! Denn sonst ist man gezwungen, immer wieder dort hinunter zu gehen, wo man rein gekommen ist. Hat man die Schuhe dabei, kann man auch andere Ab- und Ausgänge nehmen.

Unsere Schuhe wurden eingetütet, wir erklommen die ersten Stufen. Und standen sofort vor riesigen Buddhas.
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Eine ältere Frau zog mich energisch am Ärmel – sie wollte mich auf den liegenden Buddha hinter den sitzenden aufmerksam machen. Wenig später sah ich sie eine andere Frau massieren – auch mir bot sie ihre Dienste an, wir wollten jedoch weiter. Erklommen gemächlich weitere Treppen – und wurden mit einem tollen Blick über die Stadt belohnt!

Die Pagode hat aber auch einiges zu bieten – viel Gold, viele Figuren.
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Der goldene Chedi mit dem Kupfer-Saum steht bereits seit dem Jahr 875 an dieser Stelle. Also ist was dran an der “Old Moulmein Pagoda …”.

Auch für den Abstieg verschmähten wir den (ohnehin nicht funktionierenden) Aufzug – aber die Konstruktion lässt einen schon staunen!
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Wir nahmen einen anderen Abgang, im Süden, der vielversprechend aussah.
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Leider landeten wir nicht, wie erhofft, gleich in der nächsten Pagode, sondern erst mal wieder auf der Straße. Es war richtig heiß, wir tippelten die Straße entlang, bis zu einem Kloster – das schneeweiße Gebäude hatten wir schon von der Stadt aus gesehen.
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Dutzende von kleinen Fenstern – hinter jedem kleine Buddhas. Und daneben ein recht großer Kloster-Komplex. Direkt daneben führte eine etwas baufällige Treppe offenbar in die Stadt hinunter. Wenn wir hier hinunter gehen würden, würden wir in etwa auf der Höhe des Cinderella Hotels raus kommen.

Aber das hieß, auf die weiteren Pagoden zu verzichten – und durch die Stadt pilgern zu müssen. Also gingen wir weiter. Es war eigentlich recht idyllisch – wenn es nicht so heiß gewesen wäre!
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Eine übermütige Gruppe kleiner Novizen munterte uns etwas auf …
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Und dann nahte Rettung in Form eines kleinen Getränke-und Essen-Standes, wo es sogar richtig bequeme Plastik-Sessel gab! So eine kleine Pause weckt die Lebensgeister doch tatsächlich wieder – wir marschierten weiter. Es folgten einige kleinere Anlagen mit Statuen und kleineren Pagoden…
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P1260927Und ein Hinweis darauf, wie gesund es ist, zu Fuß zu gehen!!!!!P1260925
Wobei die Dame auf dem Poster eindeutig keine Birmanin zu sein scheint!

Wir hatten unsere 30 Minuten schon mehrfach über-erfüllt – also beschlossen wir, auf Rädern den Berg runter zu fahren. Nur – da gab es nichts! Nur mal wieder ein einsamer Motorrad-Mann mit Warnweste (daran erkennt man die Motorrad-Taxis!). Was macht man, wenn man zu zweit ist, es aber nur EIN Motorrad gibt???

Man setzt sich eben zu zweit hinter den Fahrer – und hofft, dass man heil ankommt! Zwar gibt es mit den Füßen gewaltige Probleme, weil es natürlich keine Fußrasten für zwei Paar Füße gibt – ich landete deshalb ein paar Mal versehentlich auf dem Kickstarter. Aber wir gondelten letztlich doch ganz gemächlich den Berg runter und durch die Stadt bis in die Strand Road. Zu Fuß hätten wir garantiert eine Stunde oder mehr gebraucht!

So viel Stress braucht Belohnung – und die gab es im France Deli in der Strand Road. Lauter süße Verführungen – letztlich wurden es Chiffon-Cake und Mini-Windbeutel, dazu Eiskaffee – das schlug dann mit gerade mal 2.600 Kyat (= ca. 2,20€) zu Buche!P1260929P1260930Und damit waren die abgelaufenen Kalorien dann auch gleich wieder auf den Hüften bzw. am Bauch ….

Noch eine kurze Pause im Hotel, dann mussten wir schon wieder los. Peter wollte, dass wir das Auto für morgen im voraus bezahlen, und wir wollten nicht noch mal ewig herumlaufen, um nach einem Tuktuk oder Taxi zu suchen, das uns zum Sonnenuntergang noch mal rauf zu den Pagoden bringt.

Peter bekam sein Geld, wir eine Quittung – und dieses Mal zwei Motorrad-Taxis, die uns hoch zum View Point fahren sollten und und uns dann nach Sonnenuntergang dort wieder abholen sollten. Weil alles so glatt gelaufen war, waren wir reichlich früh dran, die Sonne stand noch hoch am Himmel. Aber da war ja noch eine Pagode, die wir anschauen konnten – und außerdem stand in unserem Loose-Reiseführer, dass es am View Point Stände mit Getränken – auch mit Bier – gebe (was falsch war – im engeren Umkreis von Pagoden wird KEIN Alkohol verkauft!). So würden wir die Zeit schon rum kriegen.

Also noch mal eine goldene Pagode …
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… malerisch mit Mönch …
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… und einem wunderbaren Blick auf den uralten Chedi der Kyaik Thanlan Pagode.P1260939
Langsam sank die Sonne tiefer, wir schlenderten zurück zum Viewpoint.
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Auf der Plattform wurden gerade mal wieder Selfies gemacht – mit einem ausländischen Pärchen! Aus unerfindlichen Gründen sind die Burmesen wild versessen auf Selfies mit westlichen Ausländern…P1260962
Allmählich wurde der Himmel rosa. Der Brückenneubau über den Thanlwin wirkte richtig filigran, und in der Ferne konnte man das Meer ahnen.
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Und wieder fiel mir Kipling ein “When the mist was on the ricefields and the sun was droppin’ slow …” – nur, dass inzwischen kaum noch Reisfelder in der unmittelbaren Umgebung sind.

Unsere beiden Motorradfahrer waren inzwischen beide wieder da (einer hatte die ganze Zeit hier oben gewartet) und in der Abenddämmerung ging es zügig bergab, zum Nachtmarkt am Fluss. Es war noch nicht so richtig viel los, das würde noch ein bisschen dauern.
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Die letzten roten Lichtstreifen am Himmel genossen wir ganz entspannt bei einem Myanmar-Bier am Fluss, danach gab’s nebenan beim Thai wieder richtig gutes Essen.

3 Kommentare zu ““By the Old Moulmein Pagoda …

  1. vielen dank für den atmosphärischen bericht, der mich aus dem kalten bochum schnell zurück ins warme burma brachte … kleine frage: wisst ihr, welche pagode nun genau die ‚kipling-old-pagoda‘ ist? ist es die erst 1904 gebaute? dann wäre es doch nicht ‚the OLD pagoda’ oder? danke für eure nachricht! und ein schönes weihnachtsfest euch

    • Die „Old Moulmein Pagoda“ ist die Kyaikthanlan Pagoda, die schon im Jahr 875 v.Ch. erbaut wurde.
      Auf den Hügeln über der Stadt reiht sich allerdings eine Pagode an die andere, nicht ganz einfach, die alle auseinander zu halten 😉

  2. Vielen Dank für deinen wie immer wunderschön bebilderten Bericht über Moulmein.
    Mit großer Zufriedenheit habe ich konstatiert, daß Touristen hier offenbar noch selten sind, andernfalls wären vermutlich mehr Verkehrsmittel im Angebot. Andererseits mag ich keine Motorradtaxis – da muß ich mich also wohl darauf einstellen, alles per pedes zu erkunden?

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