Schon kurz nach 7 Uhr zwitscherte Emmas helles Stimmchen durchs Haus – sie war ganz offensichtlich ziemlich aufgeregt wegen des bevorstehenden Ausflugs.
Um 9:30 wollten wir aufbrechen, vorher gab es aber noch ein gutes Frühstück auf der Terrasse am See.
Emma stürzte auf uns zu, hob ihr T-Shirt hoch und zeigte stolz, dass sie ihren Badeanzug bereits an hatte. Wenn’s nach ihr gegangen wäre, wären wir sofort aufgebrochen!
Stattdessen gab es aber – mit Blick auf See und Pagode im Morgenlicht – erst mal knackig-saftige Nashi Birnen, Rührei made by David und frischen burmesischen (!!!) Kaffee, der neben uns aus der Maschine tröpfelte. Winnie erzählte uns stolz, dass sie ausschließlich einheimischen Kaffee serviert – er ist stark, pechschwarz, aber nicht bitter, ein bisschen schokoladig.
Zum Toast gibt es hier im Süden übrigens überall ausschließlich Margarine – Butter ist wegen fehlender Kühlketten kaum zu bekommen.
Schließlich ging’s los, nachdem Emma vor Ungeduld fast platzte. Inzwischen waren wir zu sechst – zu uns hatten sich noch Alexandra und Dominik aus der Schweiz gesellt, auch David entschloss sich, mit zu kommen – er wollte seine lebhafte Tochter wohl nicht einen ganzen Tag alleine mit uns lassen.
Winnie meinte großzügig, 6 Leute gingen locker in das Auto – ich war etwas skeptisch. Emma erklärte sofort, sie müsse vorne neben dem Fahrer sitzen, hinten werde ihr schlecht Letztlich saßen wir dann zu dritt auf der Rückbank, Dieter vorne beim Fahrer, und David kletterte mit Emma in den Kofferraum – wir hatten heute zum Glück einen Kombi.
Erstes Ziel war Banana Mountain mit der Pagode Go Lyin Ye (Kleiner Mönch), die – wie auch das daneben befindliche Kloster – von einem einem (tatsächlich ziemlich kleinen) Mönch initiiert, gebaut und gemanaged wird.
Schon der Anblick der 4 riesigen sitzenden Buddha-Statuen, die sich an eine Art Hochhaus lehnen, ist überwältigend.
Dreht man ihnen den Rücken zu, blickt man zum Aufgang der Pagode, die wir später noch näher besichtigen würden.
Erst Mal führte uns David jedoch ins Innere der Buddhas bzw. des Hochhauses zwischen den Figuren – wo wir vor dem Treppenstiegen zunächst angemessen bekleidet wurden: Jede und jeder von uns – mit Ausnahme von Emma – wurde in einen Longyi gesteckt!
Den Frauen wurde er von einer Nonne angelegt, bei den Männern war ein junger Mann behilflich. Auch die Kopfbedeckungen mussten abgenommen werden.
Mir gefällt sehr, dass hier so strikt auf Einhaltung des religiösen Respekts geachtet wird. In Thailand werden heutzutage oft sogar Spaghetti-Tops und Hotpants bei Touristinnen toleriert, obwohl diese wohl in ihrer Heimat niemals so in eine Kirche gehen würden.
Nach dem Ankleiden war Treppensteigen angesagt. Wir kletterten durch eine fast unvorstellbare Pracht – mit Gold und glitzernden Steinen verzierte Säulen, makellos polierte Böden, goldene Buddhas.
Je weiter nach oben wir kamen, desto heller wurde es, Licht fiel durch die mit filigranen Mustern versehen Glasscheiben.
Schließlich hatten wir den Aufstieg geschafft und traten auf die Aussichtsplattform. Ein weiter Blick über die daneben liegende Pagode hin zu den Bergen tat sich auf.
Auf der anderen Seite konnte man rechts das Kloster und links einen im Bau befindlichen ebenfalls riesigen liegenden Buddha sehen.
(Die wellige Struktur im Vordergrund ist der oberste Teil des Haarknotens einer der 4 sitzenden Statuen!)
Wieder unten angekommen gaben wir unser Longyis ab, legten eine Spende in die Silberschale und stellten fest, dass inzwischen ein ziemlicher Andrang herrschte. David erklärte uns, dass die Mönche alle Besucher mittags zum Lunch einladen – das Essen ist kostenlos, es wird aber eine Spende erwartet.
Wieder ging es eine Treppe hinauf, zum Pagoden-Areal.
Oben erwartet uns ein ziemlich ungewöhnlich geformter goldener Stupa und ein Areal mit vielen bunten Figuren. Emma – unübersehbar in ihren pinkfarbenen Leggins – flitzt schon mal voraus, sie weiß, dass hinten in einer Ecke ein paar Kleintiere gehalten werden, die findet sie weitaus spannender als goldene Stupas.
Wir lassen uns mehr Zeit, lächeln über eine Mutter, die versucht, drei zappelige Kinder zu fotografieren.
Bestaunen die handwerkliche Kunst, die hier überall demonstriert ist, und lassen uns schließlich von David die lebensgroße Statue des “Kleinen Mönchs” zeigen.
Er steht hinten in der Mitte, vor dem Geländer.
Ein Blick zurück zu den vier Buddhas macht noch mal die riesige Dimension dieser Skulpturen deutlich.
Und beim Treppenabgang scheinen die Hände Buddhas wie eingerahmt vom Eingangstor.
Es geht jetzt erst mal wieder kurz zurück nach Ye – am Guesthouse warten zwei weitere Gäste auf uns, ein Portugiese und eine Spanierin, die sich uns für das zweite Tagesziel anschließen wollen. Glücklicherweise müssen sie nicht auch noch ins Auto gequetscht werden, sondern fahren uns auf einem Motorroller hinterher.
Nach kurzer Fahrt steigen wir in einem kleinen Dorf aus, es heißt Jaun Yua, Schuldorf. Für die dortige Schule hatte ich gestern in Ye Hefte und Bleistifte gekauft – und natürlich nicht daran gedacht, dass Samstags keine Schule ist! David wird die Sachen also ein anderes Mal her bringen.
Wir wanderten im Gänsemarsch einen kleinen Pfad zum Fluss runter, über eine schmale (aber recht stabile) Brücke zu einer kiesigen Insel in der Flussmitte.
Das war die pure Idylle – getoppt nur noch vom Getränkestand, der in zwei Eisboxen kühle Getränke anbot. Sehr willkommen nach so viel Kletterei!
Während David und Emma zwei Boote für die bevorstehende Flussfahrt organisierten, genossen wir das Panorama und kalten Kokos-Saft.
Dann ging’s los. Der Einstieg ins Boot war für mich mal wieder eine echte Herausforderung, denn man musste zunächst barfuß über ziemlich glitschige Steine klettern – aber irgendwie plumpste ich dann doch ins Boot. Dieter landete im zweiten Boot – und los gings.
Ca. 15-20 Minuten tuckerten wir flussaufwärts – durch eine stille und wunderschöne Landschaft.
Das andere Boot war deutlich schneller als unseres – allerdings waren wir auch zu fünft, während die Konkurrenz nur drei Passagiere hatte
An einer kleinen Pagode hielten wir an – während die anderen durch den Wald den Hang hinauf kletterten, blieb ich mit Emma und David am Fluss und sah zu, wie sich Emma und ihr Vater sofort begeistert in die Fluten stürzten.
Dann ging’s noch ein kleines Stückchen weiter, bis zu einem kleinen Sandstrand. Hier legten wir an, um zu schwimmen, das wunderbar kühle und klare Wasser, unsere internationale Gesellschaft – und einfach den perfekten Tag zu genießen.
Emma gab das Signal zum Aufbruch – sie hatte Hunger! Also zurück ins Boot und zurück ins Dorf.
Zurück im Schuldorf gab es (zumindest für einige von uns, nicht alle waren hungrig) ein üppiges burmesisches Büffet.
Es gab eingelegtes Gemüse, Schwein, Geflügel, Rind und … SCHLANGE!!! Die ist in dem kleinen Schälchen mit dem Löffel, am oberen Bildrand in der Mitte.
Während Emma und David sowie das Paar aus Südeuropa kräftig zulangten, begnügten sich die Nordeuropäer mit Bananen.
Obwohl uns die Zeit allmählich davon lief (Emma und David wollten mit Winnie heute noch auf eine Hochzeit), überredete uns David noch zu einer letzten Pagode. Nicht, weil die Pagode so eindrucksvoll ist, sondern wegen der Aussicht. Außerdem meinte Emma, bei einer burmesischen Hochzeit komme sowieso jeder, wann er Lust habe …
Und tatsächlich – die Aussicht war überwältigend!
Vorne der Ye Fluss, in dem wir ein Stück weiter oben vorhin gebadet hatten, dahinter die Berge, dazwischen Urwald.
Natürlich war auch die Pagode sehr schön – für Emma allerdings weniger ein Ort der Andacht, sondern einer, wo man prima Verstecken spielen konnte
Auf dem Rückweg bestaunen wir noch die lange Reihe golden gewandeter Buddha-Statuen, die den Berg hinab zu schreiten schienen.
Statt richtigem Sonnenuntergang gab’s heute nur roten Himmel und rotes Wasser – trotzdem schön.
Und nachdem wir gestern auf dem Weg zum Essen mehrfach fast von rasenden Mopeds angefahren worden waren, bewaffneten wir uns heute mit unserer Taschenlampe. Zum Essen ging’s ins selbe Lokal wie gestern, das Smile (am großen Smiley leicht erkennbar) am Westende des Sees – und weil wir kräftig die Werbetrommel für dieses Restaurant gerührt hatte, waren heute fast alle Gäste aus dem Starlight sowie dem in der Nähe liegenden Guesthouse gekommen!
Zwar gibt es hier keine Speisekarte (und auch keinen Blick auf den See), aber der Wirt spricht gut Englisch und bereitet alles nach Wunsch zu – und alles schmeckt fantastisch! (David hat übrigens versprochen, für ihn eine englische Speisekarte anzufertigen – künftige Besucher werden es also einfacher haben )
Außerdem gibt es hier auch eiskaltes Bier, was es bei sämtlichen Teestuben und Lokalen im südlichen und östlichen Bereich des Sees nicht gibt – die sind zu nahe an der Pagode.
Und schließlich trafen wir dort auch wieder auf Alison, die wir hier gestern schon getroffen haben. Sie ist Britin, mit einem Burmesen verheiratet und spricht fließend burmesisch – das erleichterte das Bestellen noch um einiges! Sie hatte erfahren, dass wir morgen nach Dawei fahren und fragte, ob sie nicht bei uns im Auto mitfahren könne.
Wir stimmten natürlich sofort zu – also sind wir morgen zu dritt unterwegs. Und so lange es nicht noch mehr werden, ist das immer noch sehr komfortabel! Obwohl – es gibt ja noch den Kofferraum …
Was für ein wundervoller Tag! Wenn es nur möglich wäre, diesen Ausflug in unsere Reiseroute einzubauen, würde ich es sofort tun. Sowohl die Pagode mit den Riesenbuddhas als auch der liebliche Fluß sind riesengroße Verlockungen für mich, Es zeigt sich mal wieder, daß es sich lohnt, wenn man etwas risikiert und sich auf noch nicht ausgetretenen Pfaden bewegt…
Ich wünsche euch weiterhin solche tollen Erlebnisse!
Auch wir lassen immer mal wieder was aus – oder verpassen was. Du hast doch eine tolle Reise vor dir – genieße einfach, was du dabei erlebst, es wird bestimmt genauso erlebnisreich wie unsere Reise!
Hallo ich liebe Deine Reiseberichte! In einer Woche sitzen wir bereits in der Thai und ab in die Sonne. Eine Frag hast Du für Burma eine SIM-Karte fürs Internet ?Ich überlege meinen Router mitzunehmen und eine SIM-Karte zu kaufen. Man ist unabhängig vom WLAN im Hotel. Was für ein Luxus und Kabelsalat! In den 80er ging es mit VW-Bus bis zum Nordkap und ganz ohne Handy etc. einmal zu Hause anrufen und nach vier Wochen war man wieder daheim.
Eine schöne Weiterreise und herzliche aber sehr kalte Grüße aus München
Hallo, auch ich bin seit mehreren Jahren Fan von Deinem Blog! Diesmal ist er besonders interessant, weil ich gerade im November einige Stationen Eurer Reise im Osten Burmas ebenfalls bereist habe. Leider per Gruppenreise- da ist man nicht so flexibel! Aber Burma ist einfach soo schön, da könnte man glatt nochmals hin- diesmal aber auf eigene Faust! Wie gesagt- ich bin Fan und warte schon ungeduldig auf Deinen nächsten Bericht!
@ Christina: in Burma ist das Mobilnetz noch sehr lückenhaft. Eine Sim-Karte gibt es nur am Flughafen bei Einreise, und außerhalb der größeren Städte ist der Empfang nicht besonders. Auch ist das WLAN in den Hotels oft sehr schlecht bzw. fast gar nicht vorhanden…Mal sehen, was Du für Erfahrungen mit Deinem Router machst!
Erst mal einen guten Flug für dich – und eine schöne Zeit in Bangkok und Burma!
Und – nein, wir hatten keine SIM hier in Burma. Wir sind ja auf dem Landweg über Myawaddy eingereist und ehrlich gesagt, hab ich da nicht gleich dran gedacht, Geld abheben war wichtiger.
Dann gab’s ja in jeder Unterkunft kostenloses WLAN – nicht immer sonderlich schnell, aber immerhin so, dass ich sogar den Blog mit Bildern hochladen konnte. Und tagsüber wollte ich eh das Handy nicht mitschleppen – deshalb haben wir das auch nicht wirklich vermisst. Wir haben aber immer wieder Leute getroffen, die sich für ein paar Dollar gleich in Yangon im Flughafen eine SIMcard besorgt hatten und sogar in Ye problemlos ins Internet gekommen sind.