Er ist beeindruckend und wunderschön! Dunkle Augen, lange Wimpern, rote Lippen, schneeweißes Antlitz und eindrucksvolle Füße mit roten Fußsohlen.
Völlig entspannt liegt er da, in seinem goldenen Gewand, mit edelstein-besetztem Saum. Ich war schon vor Jahren von ihm hingerissen und wollte ihn diese Jahr unbedingt wieder sehen.
Mit 65 Metern nicht gerade klein – sein Zuhause ähnelt deshalb auch eher einem Flugzeug-Hangar als einem Tempel.
Die Rede ist von dem riesigen liegenden Buddha in der Chauk Htat Gyi Pagode.
Diese Pagode zählt nicht zum normalen Besuchskatalog der meisten Touristen, sie liegt ein bisschen weg vom Schuss, und beim ersten Besuch musste ich mir die richtige Aussprache des Tempels mehrfach von der Dame an der Rezeption vorsagen lassen, damit der Taxifahrer auch verstand, wo wir hin wollten.
Inzwischen geht mir der Name locker von den Lippen – Chauk Htat Gyi wird “Tschauk Tatschi” ausgesprochen.
Bis ich meine Sprachkünste allerdings an den Taxifahrer bringen konnten, gab es erst mal einiges andere.
Zum Beispiel Frühsport, temperamentvoll bei lauter Musik. Daran hab ich zwar nicht teilgenommen, denn er fand auf der gegenüber liegenden Seite des Sees statt. Aber die lautsprecher-verstärkte rhythmische Musik schallte bis in unser Zimmer – und das morgens um 6:30!!!! Schon bei unserem letzten Aufenthalt gab es diesen lauten Weckruf, nur hatten wir das inzwischen vergessen.
Immerhin hat man so Gelegenheit, zu sehen, wie sich das Wasser des Sees von rosa zu golden färbt, während die Sonne aufgeht. Und überhaupt – weil man hierzulande eher früh ins Bett kommt, muss man auch nicht so lange schlafen
Stattdessen kann man dann lange frühstücken – im Garten. Zeit braucht man nämlich, um sich durch die Vielzahl der Köstlichkeiten des üppigen Frühstücksbüffets zu futtern. Neben unzähligen asiatischen und europäischen Leckereien gab es sogar 6 verschiedene Sorten Käse! Und – unser absolutes Highlight – knusprige Brötchen! Richtig gutes Brot ist etwas, das ich auf Reisen am ehesten vermisse.
Dann wurde es Zeit, meine Sprachkenntnisse am Taxifahrer auszuprobieren, der auch bestätigend nickte und losfuhr. Bzw. sich in den Stau einreihte. Immerhin gab uns das Gelegenheit, die Umgebung zu betrachten – und festzustellen, dass andere nicht ganz so üppig frühstückten wie wir.
Nicht weit von den frühstückenden Mönchen und Nonnen entfernt liegt die Pagode mit angeschlossenem Kloster. Hinein kommt man durch einen langen, etwas ansteigenden Gang, in dem neben Devotionalien auch Obst verkauft und gekocht wird.
Oben angekommen staunen wir über die Pracht – bei unserem letzten Besuch herrschte hier spartanische Techno-Atmosphäre, nackte Stahlträger umgaben den riesigen Buddha. Jetzt wird hier eifrig an den letzten Verschönerungen gewerkelt, es sieht wie in einer richtigen Pagode aus.
Buddha hatte ein würdiges Zuhause bekommen! Und da lag er – geheimnisvoll lächelnd, wunderschön.
Von einer kleinen Plattform am Fußende kann man ihn in seiner ganzen 65 m langen Schönheit betrachten.
Aber egal, aus welcher Perspektive – er ist auf jeden Fall bemerkenswert.
Durch das angeschlossene Kloster gingen wir hinaus – und wehrten die Versuche eines Mannes ab, uns das Kloster zu zeigen (das hatten wir schon gesehen) und dafür von uns Geld zu bekommen. Stattdessen stiegen wir die Treppe hinunter bis zur Straße – vorbei an den wenig einladenden Sanitäreinrichtungen des Klosters.
Direkt gegenüber gibt es nämlich eine weitere Pagode – die Nga Htat Gyi Pagoda. Hier ist der Aufgang gesäumt von riesigen goldenen Löwen.
Es geht etliche Treppenstufen hinauf – zum Glück überdacht, denn die Sonne brennt ganz schön!
Immer wieder mahnen Schilder, sich angemessen zu bekleiden, Schuhe und Strümpfe auszuziehen und leise zu sein.
In der ziemlich schmucklosen Halle sitzt ein riesiger Marmor-Buddha, der – anders als sein Kollege auf der anderen Straßenseite – eher streng dreinblickt.
Mönche versammeln sich an einer großen Glocke, gelegentlich muss eine Robe mal neu gewickelt werden. Das ist übrigens hier an der Tagesordnung – laufend sieht man jemand, der seinen Longyi kurz aufknotet, zurecht rückt und dann neu bindet.
In einer Ecke eine Art Tableau mit Buddha, Mönchen und Schlange.
Wir haben genug gesehen – erwischen auch gleich ein Taxi vor der Pagode und es geht flott zurück an den Kandawgyi See. Und dort gleich an den Hotel-Pool! Allein wegen des tollen Pools lohnt sich das Kandawgyi Palace auf jeden Fall – auch wenn man morgens so früh geweckt wird!
Im Garten liefen Vorbereitungen für eine Hochzeit am Abend – mit wunderschöner Blumen-Deko.
Nach ausreichender Abkühlung und Entspannung fühlten wir uns fit für die Stadt. Wieder Stau – es dauerte fast doppelt so lang wie früher, bis wir endlich die Strand Road erreicht hatten. Und erneut platt waren – wo früher eine zwar breite, aber ziemlich verkehrsarme Straße war, erstreckte sich jetzt eine 6-spurige Stadtautobahn! Damit Fußgänger während der Rushhour hier überhaupt eine Chance haben, wurden Fußgängerbrücken über die Straße gebaut.
Aber erst mal mussten wir uns wieder an den Kontrast zwischen Pracht und Verfall gewöhnen – links das piekfein restaurierte Gebäude der Harbour Authority (hinten sieht man den Beginn der Fußgängerbrücke)…
… rechts totale Schäbigkeit.
Von der Brücke aus hatte man einen guten Blick auf die ebenfalls perfekt restaurierten Kollonaden-Gebäude des Strand Hotels – eines der teuersten in der Stadt, mit viel Kolonial-Flair – und der Myanmar Airline.
Langsam gingen wir ein Stück die Strand Road runter, bogen dann in eine Seitenstraße ein. Hier war (fast) alles noch wie früher! Jede Menge Straßenstände, wo gekocht und gegessen wird.
Das kulinarische Angebot ist üppig und vielseitig – allerdings ist das meiste nichts für westliche Mägen!
Auch wenn vieles appetitlich aussieht – dass die Speisen von den Händlern oft mit den Händen (vieles ist hier kalt) in eher zweifelhaft aussehende Schüsseln und Teller geschaufelt werden, macht es für uns nicht wirklich verträglich.
Die wirklich große Überraschung war der Mahabandoola Park! Früher hermetisch mit Gittern verschlossen und nur für Einheimische zugänglich, später auch für Ausländer gegen Gebühr, ist er heute eine offen zugängliche Parkanlage mit Springbrunnen und schönem Blick auf die Sule Pagode.
Es wird gepicknickt und geflirtet, irgendwo spielt jemand auf einer Gitarre – entspanntes Flair, von dem noch vor 5 Jahren niemand zu träumen gewagt hatte.
Auch die schmucken Politessen sind was ganz Neues!
Unverändert ist nur die Sule Pagode, die in der Abendsonne glänzt.
Wir streifen ziellos durch die Straßen, nehmen Eindrücke und Gerüche auf.
Myanmar hat einen ganz spezifischen Geruch – ein bisschen scharf, ein bisschen säuerlich, nicht unangenehm und allgegenwärtig.
Er kommt von den kleinen Päckchen aus Blättern, Kalkpaste, Kräutern und Betelnuss, die sich die Männer fast unablässig in die Backen schieben. Das Ergebnis des Kauens, ein dunkelroter Saft, wird überall auf den Boden gespuckt – die Straßen des Landes sind überall voller dunkelroter Flecken, die den Geruch verursachen.
In einer kleinen Seitenstraße entdecken wir ein Schild – hier gibt es Faßbier! Wir setzen uns auf ein Glas Bier einfach an einen winzigen Tisch vor der Kneipe und schauen dem Treiben noch eine Weile zu.
Beim Weiter-schlendern sehen wir immer wieder kleine Stände, an denen winzige Pfannkuchen gebacken werden. Bei genauerem Hinsehen entdecken wir, dass es zwei Varianten gibt – salzige mit viel frischem Koriander und Linsen, süße mit braunem Zucker und Kokosraspeln. Sie werden in kleinen gußeisernen Pfännchen über dem offenen Feuer gebacken.
Das sah so gut aus, dass wir nicht widerstehen konnten – und hygienisch ging’s außerdem zu: Der Junge nahm die Pfannkuchen mit einer Zange vom Stapel, ließ sie in eine kleine Schüssel fallen und zerschnippelte sie in Windeseile in mundgerechte Teile, die dann in ein sauberes kleines Plastiktütchen wanderten.
Beide Varianten waren unglaublich lecker – eine echte Empfehlung! Da die Pfannkuchen zwar klein, aber ziemlich gehaltvoll sind, waren wir danach ziemlich satt – noch ein paar Donuts – das war dann für heute das Abendessen!
Zurück im Hotel war dort die Hochzeit in vollem Gange – wir riskierten mal einen kurzen Blick und staunten über die Prachtentfaltung.
Ein größeres Kamerateam sorgte dafür, dass alles in Bild und Ton festgehalten wurde – dieses Brautpaar gehört sicherlich nicht zu den Ärmsten im Land.
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