Auf Dauer ist immer nur Sandstrand etwas eintönig. Außerdem wollten auch die Beine mal wieder etwas mehr bewegt werden, nicht immer nur im Wasser rum plantschen.
Und dafür gibt es wunderschöne Wanderungen durch atemberaubende Natur am Cape Naturaliste Leuchtturm.
Also festes Schuhwerk angezogen und Richtung Leuchtturm gefahren. (Die Flipflops waren natürlich trotzdem im Auto – falls es später doch wieder zu Wasser-Sand-Kontakt kommt …).
Am Ziel angekommen orientierten wir uns zunächst auf der Karte.
Dann stiefelten wir los – zunächst über schön angelegte Wege mitten durch die Botanik.
Links das tiefblaue Meer, rechts tauchte immer wieder mal der schneeweiße Leuchtturm auf.
Der Weg wurde bald zum sandigen Pfad, gesäumt von windzerzausten und -gebeugten Bäumen und Büschen.
Am äußersten Zipfel des Kaps führt ein langer Holzsteg runter zum Wasser, zu einem Wal-Beobachtungs-Stand, allerdings ist es im Moment die falsche Jahreszeit dafür – kein Wal weit und breit. Vor allem Buckelwale, aber auch Blauwale, sind hier von Anfang Juni bis Anfang Dezember zu sehen. Sie kommen aus den dann ziemlich kalten Gewässern der Antarktis hierher in die Geographe Bay, um ihre Jungen zu bekommen. Vor allem zwischen September – Dezember ist die Bay der reinste Wal-Kindergarten.
Wir sehen und spüren allerdings schon seit Beginn der Wanderung keine Wale, sondern ganz andere Tiere – Fliegen! Zu Hunderten schwirren sie um uns herum, lassen sich ständig im Gesicht nieder – mit Vorliebe an den Mund- und Augenwinkeln!
Keine Stechmücken, sondern ganz normale Fliegen. Konkret – australische Bush Flies, deren Weibchen scharf sind auf Schweiß, weil der Proteine enthält, die sie brauchen, um Eier legen zu können. Obwohl es heute sehr windig ist, sind die Fliegen überall.
Was anfangs lediglich etwas lästig war, wird immer schlimmer, je länger wir unterwegs sind. Per Buschfunk hat sich offenbar herumgesprochen, dass hier zwei dumme Deutsche ohne Mückennetze überm Kopf unterwegs sind. Obwohl der Weg immer schöner wird, ist es schwierig, die Naturschönheiten zu genießen, wenn man gleichzeitig permanent mit den Armen wedelt, um die Naturplagen zu verscheuchen.
Ganz zu schweigen davon, dass die Biester natürlich begeistert sind, wenn wir mal stehen bleiben, um doch ein Foto zu machen – der Handrücken ist in Sekundenschnelle schwarz bedeckt …
Inzwischen sind wir raus aus dem dichten Busch und wandern zügig über eine Fläche, die aus nicht ganz unverständlichen Gründen “The other Side of the Moon” heißt. Bizarre versteinerte Bäume und jede Menge Felsen …
Der Weg ist jetzt kaum noch sichtbar, nur Pfosten geben einen Hinweis darauf, wohin wir laufen müssen. Bei uns entwickelt sich leichte Panik – jetzt auch noch die Orientierung verlieren, wäre fatal. Wir müssen ziemlich skurril ausgesehen haben – mit wild rudernden Armen gegen die Fliegen, Blick fest auf den Boden gerichtet, damit wir um Gottes Willen nicht auch noch stolpern und evtl. den Fuß verknacksen. Zumal mein Handy im Auto liegt …
In der Ferne sehen wir zwei andere Wanderer – die haben sich zum Schutz gegen die Fliegen trotz der Hitze komplett vermummt!
Als wir wieder am Auto sind, ist die Erleichterung groß – und das Bedauern auch, denn den eigentlich wunderschönen Weg hatten wir nicht wirklich genießen können. Im März 2015 waren wir schon mal hier, damals an einem eher trüben und kühlen Tag – dafür komplett ohne tierische Begleitung! Und weil’s damals soooo schön war, sollte es heute eine Sonnenschein-Neuauflage geben. Naja …
Noch ein kurzer Abstecher zum Sugarloaf Rock – der allerdings so gar nicht wie ein Zuckerwürfel oder – hut aussieht.
Dann geht’s ins Surfer Paradies Yallingup.
Hier sind sie auf ihren Brettern ständig auf der Suche nach der perfekten Welle!
Den Surfern hat man in dem kleinen Örtchen sogar ein Denkmal gesetzt.
Es ist einiges los am Strand …
Offenbar findet hier gerade ein Surf-Wettbewerb statt, denn über ein Megaphon werden ständig Namen aufgerufen und Bewertungen abgegeben.
Eine Weile sehen wir zu – aber ohne Teleobjektiv kann man die Surfer kaum erkennen, ist doch alles ziemlich weit weg …
Ein kurzer Abstecher nach Gracetown – auch hier wird gesurft, der kleine Ort ist allerdings ziemlich verschlafen.
Über die Caves Road fahren wir weiter, vorbei an unzähligen Weingütern, die sich fantasievoll mit protzigen Eingangsportalen oder auch mal einem See mit Skulpturen präsentieren.
Wir wollen auf dem Rückweg noch zu den Canal Rocks – Felsen im Meer, die zwischen sich einen perfekten schnurgeraden Kanal gebildet haben. Obwohl man den Kanal auch vom Ufer bzw. von einem eigens in den letzten Jahren gebauten Steg ein bisschen sehen kann, sieht man das Ganze eigentlich nur aus der Luft so richtig.
Und weil wir gerade keinen Hubschrauber zur Hand haben (und auch keine Foto-Drohne), muss Google das entsprechende Bild liefern:
(Falls hier der Karten-Modus angezeigt wird, müsst ihr in den Earth-Modus wechseln und evtl. den Ausschnitt größer ziehen)
Auf dem Parkplatz war reichlich Betrieb – die Polizei rückte gerade zu einer Übung aus, eine Hochzeitsgesellschaft mache sich für ein Fotoshooting bereit und mir gefiel ein quietschgelber VW-Käfer …
Ein kleiner (und extrem enger) Steg führt über die Felsen bis zu einem Punkt, wo man gut sehen kann, mit welcher Gewalt das Wasser hier zwischen den Felsen hindurch schießt.
Mindestens genauso fasziniert wie das Wasser betrachte ich aber die Braut, die mühsam auf einen Felsen geklettert war (die High Heels hatte sie schlauerweise vorher ausgezogen ) und sich jetzt wie Lorelei die Haare richtete.
Kurz darauf gesellen sich auch noch die Brautjungfern zu ihr – die dazugehörigen Herren bleiben lieber in der Sicherheit des Stegs…
Und zum guten Schluss eines tollen Tages gab’s dann doch noch ein paar Felsen, die der Phantasie reichlich Spiel-Material liefern …
… und ein bisschen Strand. Obwohl man hier nicht wirklich von einem bisschen reden kann …
Auf dem Heimweg noch ein größerer Einkauf bei Coles, wir brauchen Brot und hier gibt es (wie übrigens auch bei Woolworth) inzwischen überall eine Bakery-Abteilung, wo richtig gutes frisches Brot angeboten wird. Das hatten wir früher fast am meisten vermisst – labberiges Toastbrot war früher die einzige Brot-Variante.
Außerdem gibt es heute Abend Steaks bei uns! Auch wenn man ansonsten nicht so viel Fleisch isst – die australischen Rindersteaks sind einfach unglaublich gut. Saftig und erheblich aromatischer als bei uns – dabei kosten sie gerade mal die Hälfte, oder noch weniger.
Wer sich fragt, weshalb wir so oft selbst kochen und nicht einfach in ein Restaurant gehen – ganz einfach: Das ist hier unglaublich teuer! Schon ein einfaches Essen wie eine Pizza oder Fish ‘n Chips schlägt locker mit 20AU$ oder mehr zu Buche. Ein Bier dazu ist kaum unter 10AU$ zu haben – und leider ist das Essen oft nicht wirklich toll. Wenn man gut essen möchte, muss man ab 30AU$ aufwärts für einen Gang investieren – bei so langen Reisen wie wir sie machen, keine echte Option.
Da hierzulande fast überall Kochmöglichkeiten vorhanden sind oder zumindest ein Grill, ist es einfach, sich selbst zu versorgen. Und es schmeckt (uns) in der Regel auch erheblich besser.
Unsere Strecke heute:
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