Man kommt auf verschiedenen Wegen von Sorrento aus in den Norden des Westens – entweder, indem man sich der Diktatur des Navis beugt und zunächst den Brand Highway (1) nimmt.
Der verläuft von Sorrento aus ca. über 300 km eher im Landesinneren.
Oder über den Indian Ocean Drive (60) – der hat zwar nicht ständig den Indischen Ozean im Blick, aber eben doch immer wieder.
Er ist abwechslungsreich, landschaftlich wirklich spannend – und (glaubt man Google Maps) man braucht dafür keine Minute länger als auf dem eher sterilen Highway 1! Keine Frage – wir nahmen den Indian Ocean Drive!
Clodagh hatte uns mit einem fürstlichen Frühstück verwöhnt – allein der Obstsalat mit frischen Mangos, Ananas, Blaubeeren, Kiwis, Himbeeren und was weiß ich noch allem wäre eine Übernachtung bei ihr wert! Dazu gab es dann aber noch eine solche Fülle an anderen Delikatessen, dass wir vermutlich erst Stunden später aufgebrochen wären, hätte der Magen mitgemacht. So verzichteten wir eben schweren Herzens auf einige Schmankerl wie Vegmite aufs Brot
Nochmal den Tank aufgefüllt – schließlich hatten wir rund 400 km vor uns, dann ging’s los. Ein Tipp an alle, die mit Navi unterwegs sind – für diese Strecke unbedingt die Variante “Keine Autobahnen” einstellen – sonst wird man unentwegt mit der Aufforderung genervt, auf den vermeintlich schnelleren Brand Highway zu wechseln!
Zunächst ist die Landschaft eher karg …
Puschelige Gras-Trees wachsen hier überall – manchmal gibt es richtige Wäldchen davon!
Die Felder sind alle bereits abgeerntet und wirken ziemlich vertrocknet.
Zu beiden Seiten der Straße ist ein schmaler Streifen mit rotem Sand oder Kies – ansonsten ist die Erde ringsum eher hell, immer häufiger auch einfach weißer Sand.
Große Schilder warnen in regelmäßigen Abständen vor Wildwechsel – Kängurus, Emus und Echidnas scheinen hier unterwegs zu sein. Leider sind zumindest Kängurus offenbar ziemlich kollisions-gefährdet – immer wieder liegen tote Tiere am Straßenrand.
Am Horizont tauchen weiße Wolken auf …
… die sich beim Näherkommen allerdings als schneeweiße Sanddünen entpuppen.
Kurz darauf kam der Wegweiser zu den Pinnacles. Tausende von Kalksteinsäulen stehen hier im gelben Wüstensand – wie eine gigantische Skulpturen-Sammlung! Wir hatten sie im März 2014 lange und ausgiebig besucht und besichtigt, waren total begeistert und beeindruckt – heute verzichteten wir jedoch auf einen zweiten Besuch. Dass das keine schlechte Entscheidung war, erfuhren wir später – auch dort gibt es im Moment offenbar eine derartige Fliegen-Plage, dass sich kaum jemand aus dem Auto traut!
Stattdessen legten wir einen kurzen Stopp in Cervantes ein – trotz des tollen Namens ein derart langweiliger Ort, dass es nicht mal ein Foto gibt!
Danach ging es ohne weiteren Stopp auf fast völlig leerer Straße durch bis Geraldton. Hier hatten wir ein Zimmer in einem kleinen Guesthouse namens “Zebras” gebucht. Als wir ankamen war kein Mensch weit und breit zu sehen. Es gab auch keine Rezeption, keine Klingel, nichts …
Neben einer Tür war eine Art Safe, dort klebte ein Briefumschlag mit unserem Namen. Darin stand ein Code, der eingegeben werden musste – der Safe öffnete sich und wir hatten den Schlüssel für den “Rhinozeros Room” in der Hand!
Um dort hin zu kommen, durchquerten wir zunächst einen riesigen Raum, der mit Sofas und Afrika-Memorabilien ausgestattet war.
Dahinter ein zweiter großer Raum mit Zebrafell auf dem Boden, daneben die Gemeinschaftsküche.
Durch einen dritten Raum mit Kamin, riesigem Fernseher und gemütlichen Sofas ging es in einen schmalen Flur.
Und der führte dann endlich zu unserem Zimmer – vorbei am Lions, Leopard und Buffalo Room … Tja – nach so viel Üppigkeit waren wir dann doch ziemlich entgeistert, dass das Gästezimmer maximal 10-12 qm hatte!! Ganz ehrlich – wir haben wirklich schon in hunderten von Zimmern übernachtet – aber derart winzig war noch nie eines!
Für eine Nacht würde es wohl gehen – auch wenn wir nicht wussten, wohin mit dem Koffer und man kaum am Bett vorbei kam. Irgendwie stimmt hier das Gesamtkonzept nicht wirklich – hunderte von Quadratmetern Gemeinschaftsräume und als Gästezimmer winzige Kabuffs …
Witzigerweise hatte das Zimmer noch einen begehbaren Kleiderschrank, in dem auch der Kühlschrank stand – wer sich so was wohl ausdenkt ???
Geraldton selbst hat nicht wirklich viel zu bieten: Einen Leuchtturm, das Point Moore Lighthouse – der erste aus Stahl gebaute Leuchtturm Australiens …
Davor ein endlos breiter Sandstrand – bei dem heutigen Wind flog uns allerdings der Sand nur so um die Ohren!
Ein paar bunt bemalte Container im Hafen – die Stadt ist bekannt für ihre Wandmalereien, sogar Verkehrspfosten sind bunt bemalt.
Und schließlich das wirklich eindrucksvolle HMAS Sydney Memorial: Es thront hoch über der Stadt und erinnert an 645 Seeleute, die 1941 bei einer Seeschlacht mit dem deutschen Handelsstörkreuzer Kormoran ihr Leben verloren haben. 645 Möwen aus Edelstahl bilden eine Kuppel, die an die verstorbenen Seeleute erinnert, der Raum darunter symbolisiert die Leere, die ihr Tod hinterlassen hat. Getragen wird sie von 7 Stahlsäulen, die sowohl für die 7 Weltmeere als auch für die 7 Staaten Australiens stehen.
Umgeben ist die Kuppel von einer stählernen Wand, auf der die Namen aller mit dem Schiff untergegangenen Männer verzeichnet sind.
Daneben steht die Bronzefigur einer Frau, die für immer vergeblich nach ihrem auf See verschollenen Mann Ausschau hält.
Der “Pool of Rememberance” schließlich gibt der Erinnerung Raum, eine Möwe stürzt ins Wasser – Symbol für das versinkende Schiff.
Ein wirklich eindrucksvoller Ort der Erinnerung – und der Hoffnung, dass Kriege irgendwann einmal nicht mehr stattfinden mögen …
Die heutige Fahrt über den “Indian Ocean Drive“:
Hallo zusammen
Im 2015 waren wir auch in Geraldton und haben es sehr genossen – http://www.woopwoopruck.ch/index.php/berichte/berichte-2015/westaustralien/105-5-woche-13-9-20-9 – geniesst die Zeit in WA 👍
André & Katharina
Inzwischen sind wir an der Coral Bay – und werden garantiert NICHT den direkten Weg nach Exmouth nehmen, damit es uns nicht wie euch geht 😉 (Allerdings haben wir auch keinen 4WD…)
Auf dem Rückweg werden wir auch noch in Kalbarri Halt machen -leider sind dort derzeit sehr viele Wanderwege wegen der schweren Regenfälle der letzten Wochen gesperrt. Nature’s Windows ist im Moment leider nicht erreichbar – da muss ich mich mit euren Fotos begnügen!