Tropische Hitze herrscht in der Coral Bay – da nützt auch der durchaus kräftige Wind, der am Morgen blies, nicht viel. Man merkt also mehr als deutlich, dass wir seit gestern wirklich in den Tropen sind.
Denn die Tropen fangen am Wendekreis des Steinbocks an, bei 23° 26′ 05″ südlicher Breite.
Und den haben wir gestern ca. 40 km vor Coral Bay passiert. Ohne dass uns das sonderlich aufgefallen wäre – es wurde nicht plötzlich heißer, es gab auch keine Palmen, sondern nur ein kleines Schild am Straßenrand.
Heute war uns das allerdings ziemlich egal, wir wollten Korallen anschauen und standen deshalb pünktlich 10 Minuten vor 9 Uhr mit den Füßen im Wasser, bereit, zum Boot hinüber zu laufen.
Es war Ebbe, also viel Sand, wenig Wasser.
Wobei das auch eine Frage der Perspektive war, denn nachdem wir ins Glasbodenboot geklettert waren, hatten wir nicht nur Glas im Boot, sondern auch jede Menge glasklares Wasser um uns.
So sauber geputzt der Glasboden jedoch war – die Korallen konnte man zwar gut sehen, aber schlecht fotografieren. Es spiegelte heftig und die Farben kommen auch nicht wirklich gut rüber – trotzdem müssen jetzt hier ein paar Bilder rein.
Beim Schnorcheln hätte man das alles viel besser gesehen – aber das geht eben leider nicht (mehr) und außerdem hab ich sowieso keine Unterwasserkamera – Fotos hätte es dann auch keine gegeben. Und die Auswahl an Alternativen war mehr als dürftig, denn im Moment ist absolute Nebensaison und es finden fast keine Touren zum Riff statt.
Zurück am Strand flüchteten wir erst mal aus der Hitze zurück ins Apartment zu einem ausgedehnten Frühstück. Später ging’s dann zu einem ausgedehnten Spaziergang, auf den Lookout, mit Blick aufs Meer über schneeweiße Dünen – die zarte weiße Linie am Horizont ist das Riff. Mit “nur” 260 km ist das Ningaloo Reef zwar deutlich kürzer als das Great Barrier Reef, aber dafür bietet es neben einer intakten Korallenwelt noch eine ganze Menge mehr.
Das Ningaloo Reef gehört zu den wenigen Plätzen weltweit, die Walhaie während ihrer Wanderung von den Tropen in die Antarktis von März bis Juni regelmäßig aufsuchen. Im März und April, jeweils zur Vollmondzeit, laichen die Korallen und die gigantischen Walhaie, die sich ausschließlich von Plankton und Kleinstlebewesen ernähren, versammeln sich dann hier zum Festmahl.
Und kaum sind die Riesen weg, kommen andere große Meeressäuger – Buckelwale sind von Juni bis November hier vor Ort. Wir sind also ganz eindeutig zur falschen Zeit hier … seufz …
Dann ein Stück unten am Strand entlang – zahlreiche Ausflugsboote dümpelten untätig im türkisblauen Wasser. In der Saison fährt man mit ihnen raus zur Wal-Beobachtung.
Und dann hieß es “Wasser marsch!” – allerdings ließen wir nicht das Wasser laufen, sondern liefen ins Wasser. Ins wirklich badewannenwarme Wasser. Schwammen mit kleinen Rochen …
… Snappern und anderen Fischen, die uns neugierig umkreisten und nicht die geringste Scheu zeigten. Die war eher bei mir vorhanden – Stachelrochen sind zwar recht gutmütig, aber auch nicht völlig ungefährlich – aber Abstand zu halten von den neugierigen Jungtieren war ziemlich schwierig!
Abends wetteiferten Sonne, Meer und Wolken um die beste Show.
Und am nächsten Morgen ging’s dann auf die letzte Etappe Richtung Norden. Ein letzter Blick über unsere Resort-Anlage (die – weil Vorsaison – gespenstisch leer war, es waren höchstens eine Handvoll Gäste hier!)
– dann ging’s auf die Straße, genauer, auf die Minilya-Exmouth Road. Die – logischerweise – nach Exmouth führt, unserem heutigen Ziel. Schon bald tauchten wieder die zipfelmützigen Termitenbauten auf.
Und wenig später auf der linken, westlichen Seite bis zum Horizont verbranntes Land.
Ganz hinten am Horizont konnte man eine große dunkle Rauchwolke erkennen. Auf der anderen Straßenseite war hingegen alles Grün.
Nach gut zwei Stunden Fahrt tauchte auf der linken, dem Meer zugewandten Seite ein Höhenzug auf – die Cape Range, die die Halbinsel des North West Cape, das wie ein langer Finger in den Indischen Ozean ragt, auf fast der ganzen Länge durchzieht.
Die Range ist durchzogen von spektakulären Schluchten, ein bisschen was davon wollten wir heute schon sehen, obwohl das Autothermometer 38°C anzeigte. Also – eher kein Fußmarsch, sondern mit dem Auto die Charles Knife Road ein Stück empor fahren.
Die Straße war zwar halbwegs befestigt, aber sehr steil und vollkommen einsam. Ich dachte an unseren Platten mit Capesy … nicht auszudenken, wenn wir hier so was erleben würden! Denn ein Handynetz gab es nicht und während der ganzen Tour begegneten wir nur einem einzigen anderen Fahrzeug – und das kam runter vom Berg …
Aber die Aussicht von oben – Lohn der Angst – war schon ziemlich spektakulär! Zum einen die in die Ferne, bis zum Meer …
… zum anderen die in den Canyon hinab.
Das wäre alles noch viel toller gewesen, wenn uns nicht auch hier wieder Fliegenschwärme attackiert hätten! Ehrlich – so was haben wir bei unseren bisher fünf Australien-Reisen noch nie erlebt! Die Biester fallen über einen her, so wie man das Auto oder Hotelzimmer verlässt und versuchen unentwegt, an feuchte Körperstellen wie Mund, Nase, Augen oder auch verschwitzte Stellen zu gelangen.
Mit Mückennetzen über dem Kopf hat man sie zwar nicht im Gesicht, aber man schwitzt noch mehr unter den Netzen – fotografieren ist damit auch nicht wirklich einfach.
Die Strecke vom Auto bis zu meinem Standort habe ich wild um mich wedelnd zurück gelegt, denn mein Netz lag – natürlich – im Auto … Jedenfalls sieht man hier deutlich, dass die Straße nicht wirklich in einem Zustand war, dass man sie sorglos befahren konnte. Wir drehten also wieder um und fuhren weiter Richtung Exmouth.
Im dortigen Visitor Center erlebten wir eine Reihe herber Enttäuschungen – praktisch alles, was wir hier unternehmen wollten, ist derzeit “unavailable”. Es ist schlichtweg keine Saison, nix geht, vieles ist zu.
Wer jetzt meint, das hätten wir doch schonfrüher rauskriegen können, täuscht sich – die Webseiten der National Parks, Veranstalter und Visitor Center sind mit aktuellen Infos extrem zurückhaltend! Nur durch zufällige Bekanntschaften hatten wir z.B. von der Sperrung einiger Highlights in Kalbarri, einem unserer weiteren Ziele gehört – auf der Website des Visitor Centers findet sich nicht der geringste Hinweis, auch die Nationalpark Seite gibt nur sehr spärlich Infos dazu.
Ändern konnten wir es nicht, also übten wir uns mal wieder in Gelassenheit und fuhren zum Vlamingh Head Leuchtturm.
Der seht ziemlich unspektakulär aus, war aber lange Jahre ein wichtiger Wegweiser.
Auf dem Rückweg nach Exmouth – wir mussten ja so langsam im Hotel einchecken – grasen ein par Emus im Gebüsch neben der Straße. Aus solcher Nähe hatte ich die Laufvögel noch nie gesehen – wir waren vor allem von dem glänzenden Federkleid beeindruckt.
Schließlich checkten wir im Mantrays Resort ein. Dieses Mal keine Campinganlage, sondern ein richtiges Hotel mit Zimmern und Apartments. Als wir gebucht hatten, war es noch ein Novotel, zu Jahresbeginn hatte es die Eigentümer-Familie selbst übernommen. Und die bemühte sich sehr um das Wohlwollen der Gäste, vor allem jetzt, in der totalen Nebensaison.
Obwohl wir die kleinste und preisgünstigste Kategorie gebucht hatten, bekamen wir ein Upgrade in ein riesiges Apartment mit zwei Schlafzimmern, einem geräumigen Wohnzimmer mit Einbauküche (inkl. Spülmaschine!) und einer großen Terrasse. Die konnte man zwar bei der extremen Hitze erst gegen Abend nutzen – aber so lange konnten wir uns ja auf den fast 100 qm in der Wohnung ausbreiten.
Dass es auch noch einen riesigen Pool gab, rundete das Luxus-Bild ab … wir waren hin und weg.
Was Dieter fast noch mehr begeisterte, war, das gleich um die Ecke der Fischereihafen ist …
Und nicht weit davon entfernt ein malerischer alter Pier.
Alles in allem – wir hätten es schlechter treffen können!
Die heutige Strecke war richtig kurz:
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