Ok, es gibt hier weder Schlangen noch Äpfel und paradiesische Zweisamkeit höchstens im Winter – trotzdem ist die winzige Insel im Indischen Ozean ein wirklich paradiesisches Fleckchen.
Rottnest Island liegt nur 18 km, eine halbe Schiffsstunde, von Fremantle entfernt, der Weg ins Paradies ist also ziemlich schnell zurück gelegt.
Und wenn man an einem Dienstag hinfährt, auch ziemlich günstig – denn Dienstags ist Telethon Tuesday, und da kostet die Fähre gerade mal die Hälfte!
Nicht immer wurde die kleine Insel vor der westaustralischen Küste für ein Paradies gehalten – als die Holländer im 17. Jahrhundert hier landeten, waren sie wenig angetan. Angewidert kamen sie zu dem Schluss, die Insel könne nicht bewohnt werden, weil sich dort unzählige Ratten, so groß wie Katzen, herumtrieben…
Sie nannten sie “Rotte Nest” – Rattennest!
Die Entdecker und deren Nachfolger hielten die Insel und deren tierische Bewohner für derart rattig, dass sie noch nicht mal als Sträflingsinsel für Europäer taugte – lediglich Aborigin-Sträflinge wurden dort ab 1838 gefangen gehalten.
Heute ekelt sich keiner mehr – im Gegenteil. Heute befördern Fähren tagtäglich hunderte von Touristen auf die Insel, in der Hochsaison gibt es dort monatelang kein freies Bett. Die vermeintlichen Ratten sind übrigens eine Mini-Känguru Art namens Quokka, die fast nur auf der Insel vorkommen.
Für uns ist ein Inselbesuch mittlerweile schon fast ein Muss – zwei Mal waren wir schon dort, aber ich könnte immer wieder hin. (Und wer schon die letzten beiden Beiträge aus den Jahren 2014 und 2015 gelesen hat und jetzt anfängt zu Gähnen, kann hier einfach aufhören – denn viel Neues gibt es heute nicht 😉 )
Da am Ende einer langen Reise die Reisekasse nicht mehr so voll ist, nutzten wir natürlich den günstigen Dienstag, an dem man für nur 30 $ hin und zurück fahren kann, sogar der “Eintritt” für die Insel ist von 18$ auf 9$ reduziert. Buchen kann man das Angebot übrigens ausschließlich im Internet!
Die Kehrseite des günstigen Angebots sind ausgebuchte Fähren (wir konnten erst um 10:15 fahren, alle früheren waren bereits voll) und Menschenmassen. Aber erst mal freuten wir uns über Plätze auf dem Außendeck mit bester Sicht und eine ruhige Überfahrt.
25 Minuten später war es vorbei mit der Ruhe – am Pier waren neben unserer Fähre eben noch zwei weitere angekommen, wahre Menschenfluten drängten sich dort. Und fast alle holten die bestellten Fahrräder am Pier ab, denn über die Insel kommt man am besten mit dem Rad.
Rottnest ist nämlich fast komplett autofrei. Fast deshalb, weil es einen Bus gibt, der auf einer Ringstraße, der einzigen Straße der Insel, immer im Kreis herum fährt.
Man kann überall aus- oder einsteigen – sofern man denn ein Tagesticket hat. Das kostet 20$ und muss an einem Automaten gezogen werden. An denen der Tourist Information drängelten sich bereits Dutzende, die wenigsten wissen, dass es direkt an der Haltestelle weitere Automaten gibt. Und dort war kein Mensch.
Wir hatten uns heute für Bus und Laufen statt für Fahrräder entschieden – beim letzten Besuch 2015 waren wir geradelt. Dank der geschickten Ticket-Strategie erwischten wir noch den 11 Uhr-Bus und der war zudem noch ziemlich leer. Weit fuhren wir nicht – am Parker Point stiegen wir aus und stellten begeistert fest, dass sich der Menschenandrang bereits weitgehend verlaufen (oder verfahren) hatte.
Nur ein kleines Grüppchen war mit uns aus dem Bus gestiegen, die meisten zog es gleich runter an den schmalen Strand und zum glasklaren Wasser. Wir schauten uns jedoch nach was anderem um – Quokkas! Hier ist einer ihrer Lieblingsplätze und da waren sie auch schon!
Die niedlichen Mini Kängurus sind alles andere als scheu und sehr neugierig.
Der nächste Bus kommt und spuckt eine Ladung asiatischer Touristen aus – alle mit Selfie-Sticks bewaffnet – die sich sofort auf die Quokkas stürzen. Zwar stehen überall Schilder, auf denen eindringlich gebeten wird, die Tiere weder anzufassen noch zu füttern – aber entweder können oder wollen diese Leute das nicht lesen.
Auch ein Gruppe Radler hat es jetzt vom Pier bis hierher geschafft.
Uns wird das zu viel, wir laufen weiter an der Küste entlang. Und sofort sind wir wieder alleine, können immer wieder von der Straße runter und über kleine sandige Pfade über die Klippen wandern. Ein Blick zurück, auf die Buchten von Parker Point –
– und nach vorne, wo man erkennen kann, wie die schmale Straße sich kurvig und mit ständigem Auf und Ab an der Küste entlang schlängelt.
Wir stapfen auf winzigen Wegen durch die buschigen Strand-Sträucher und stehen gleich vor einer kleinen Felsenbucht, die man von der Straße aus gar nicht erkennen kann.
Ein paar Schritte weiter eine neue Perspektive.
Die kleine Sandbucht von Little Salmon Bay liegt direkt an der Straße und ist deshalb immer gut besucht. Hier wird eifrig geschnorchelt – auch wenn ich weder Korallen noch Fische erkennen kann.
Auch ich hüpfe kurz ins Wasser – es ist ziemlich warm, denn der Leeuwin Current, das australische Pendant zu unserem Golf-Strom, umschmeichelt die Insel und sorgt dafür, dass das Wasser hier rund 4°C wärmer ist als das an den Festland-Stränden.
Wieder ein Blick zurück …
Auch die bizarren und scharfkantigen Felsen müssen gewürdigt werden.
Eine weitere Kurve – und da ist er wieder! 2014 hatten wir den Fischadler bereits in seinem Nest gesehen, 2015 war es leer – aber jetzt sitzt der majestätische Vogel wieder auf seinem riesigen Nest mitten im Meer!
Ohne Teleobjektiv kann man nicht viel erkennen. Und wenn man nicht weiß, dass hier ein Adlernest ist, schaut man vermutlich gar nicht erst hin – obwohl ein Schild an strategisch guter Position durchaus darauf aufmerksam macht.
Für die Selfie-Touristen ist das allerdings ohnehin kein Motiv – viel zu weit weg…
Und man kann soooo schlecht den eigenen (viel interessanteren) Kopf neben den Adler halten, das sieht dann doch irgendwie unproportioniert aus.
Wir freuen uns – denn so haben wir den Spot total für uns alleine und können den riesigen Vogel in aller Ruhe beobachten. Allerdings tut er nicht viel, sitzt einfach nur da, dreht lediglich ab und zu den Kopf.
Vor uns liegt bereits die nächste Bucht – dieses Mal mit mehr Sand.
Wieder verlockt das Wasser … dabei ist es gar nicht sonderlich heiß und zudem ziemlich windig.
Danach haben wir allerdings richtig Lust auf Kaffee und was Süßes – wir sind jetzt immerhin schon fast 3 Stunden unterwegs auf der Insel – und das gibt’s hier am Strand nicht. Dazu müssen wir wieder in den Bus, die Runde um die Westspitze machen und zurück zur Thomson Bay.
Gemächlich zieht der Bus seine Runde – an den Fenstern gleitet eine tolle Bucht nach der anderen vorbei. Und auch einer der beiden Leuchttürme – im Vordergrund ein weiterer “Pink Lake”, der aber im Moment nur an den Rändern rosa schimmert.
Wir sind jetzt aber total auf Koffein programmiert – und das gibt es im Dôme! Und außerdem die sündhaft-leckersten Kalorienbomben in Form von Kuchen, Törtchen und Torten! Es wurde ein Wild Berry Cheesecake – und der war echt jede einzelne Kalorie wert!
Unterhaltung gab’s auch – vor der Terrasse sammelte sich ein ziemlich großes Trüppchen Kinder – und ich bewunderte die Betreuer/innen, die geduldig versuchten, die Kleinen zusammen zu halten.
Andere waren hingegen total entspannt …
Nach Kaffee und Kuchen gab es noch ein bisschen geistige Erbauung – eine ziemlich spanisch anmutenden Kirche thront auf einem kleinen Hügelchen über der Bucht.
Eine kleine Runde um die Ecke – das Bathhurst Lighthouse und der davor liegende Strand “The Basin” müssen noch besucht werden. Unterwegs windzerzauste Bäume am Weg …
Dann kommt der Leuchtturm in Sicht – und von oben hat man den besten Blick auf den malerischen Traumstrand The Basin im Spätnachmittags-Licht.
Auf den Felsen direkt unter uns fischen Vater und Sohn …
Der direkte Abstieg ist uns leider verwehrt – die Treppe ist gesperrt. Aber es gibt noch einen Weg über die Dünen.
Die restliche Zeit verbringen wir dann hier am Strand – einfach nur schön …
Die Rückfahrt mit der Fähre gleicht einer Achterbahnfahrt – heftiger Wind lässt das Boot schaukeln und sorgt für kräftige Duschen bei denen, die in der ersten Reihe sitzen.
Lange bleibt dort allerdings niemand …
Saftiger gegrillter Fisch am Hafen bestätigt noch mal das Rottnest Motto -“The simple Pleasures of Life …”
Oft sind es wirklich die einfachsten Dinge, die das Leben schön machen – Sonne auf dem Bauch, blaues Meer und eine leichte Brise und später was Leckeres zu essen und ein kühles Bier oder Glas Wein …
Damit ist der Tag für uns dann aber auch zu Ende. Und auch der Aufenthalt in Australien – denn morgen geht’s weiter nach Bali!
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