Landleben auf Bali

Nicht nur in Ubud, auch ringsherum ist zur Zeit wenig los, man spürt sehr deutlich, dass noch Nebensaison ist. 

Auf den Straßen nur wenige Touristen – abgesehen von den Hauptstraßen ist kaum Verkehr.

Mit dem Motorroller fahren wir ein bisschen durch die Gegend, in eine Richtung, in der wir noch nicht waren. Straßenschilder gibt es praktisch nicht, auch keine Ortsschilder – man muss sich also auf seinen Ortssinn, eine (handgezeichnete) Karte der Unterkunft und ggf. auf’s Navi im Handy verlassen.

Immer wieder locken kleine und größere Tempel zum Anhalten und Anschauen. Und nicht zum ersten Mal frage ich mich, weshalb so viele der heiligen Statuen so schrecklich vorstehende Zähne haben …

Es ist nicht mehr lange hin bis zum balinesischen Neujahrsfest, Nyepi, und im Vorfeld gibt es alle möglichen Zeremonien. Da werden z.B. Ogoh Ogohs gebastelt – riesige Pappmaché-Dämonen. Am Vorabend des Neujahrsfestes werden sie zunächst durch’s Dorf getragen und sollen böse Geister abschrecken. Danach werden sie verbrannt.Die scheinbar niedlichen karierten Höschen sind tatsächlich äußerst symbolträchtig – schwarz-weiße karierte Tücher, Saput Poleng, findet man auf Bali überall! Sie werden um heilige Bäume gewunden, um Götter-und Dämonen-Statuen, die traditionellen balinesischen Sicherheitskräfte, die Pecalang, tragen sie und sie werden auch bei bestimmten Zeremonien getragen. Allerdings niemals innerhalb eines Tempels, diese Tücher gehören zur „äußeren Welt“.

Die Botschaft dahinter ist eigentlich ganz simpel – die äußere Welt, die Menschen sind sowohl gut wie schlecht, richtig und falsch, es gibt Glück und Trauer. Und es gibt Zwischentöne, Grau – im Unglück kann es auch Glück geben, aus Fehlern kann gelernt werden …

Wir sind immer wieder beeindruckt von der tiefen Spiritualität der Balinesen. Und hier ist nichts aufgesetzt, wird nichts für Touristen zelebriert – im Gegenteil: Für viele Zeremonien wird ein Dorf komplett vor Touristen geschützt, sämtliche Zufahren werden abgeriegelt.

Aber heute können wir überall hin fahren, niemand hält uns auf. In einem anderen Dorf werden Opfergaben gesammelt und zu den Tempeln gebracht. Das Vollmondfest steht bevor. Faszinierend ist die Leichtigkeit und Grazie, mit der die Frauen schwere Lasten auf dem Kopf tragen. Garantiert haben sie nicht so  viele Rückenprobleme wie wir!

Die Gaben werden auf Tischen zur Schau gestellt.Die goldfarbenen Tücher stehen für Glück, Reichtum und die Hoffnung auf ein besseres Leben.

Ein unaufhörlicher Strom von Männern verschwindet in einer schmalen Gasse neben einem Tempel.

Neugierig folgen wir ihnen – und geraten in einen kleinen Hof, wo schwer was los ist! Hier werden Hahnenkämpfe veranstaltet und man kann das Adrenalin förmlich riechen!

Abseits der Kampfarena werden die Hähne stolz präsentiert.

Es sieht nach Regen aus – also geht’s zurück nach Nyuh Kuning. Ruhig ist es hier …



Aber genau diese Ruhe macht das kleine Dörfchen am Rande von Ubud so lebens- und liebenswert. Hier scheint alles noch wie vor 100 Jahren zu sein …



Traditionelle Häuser – auch wenn die – hier heilige – Swastika für deutsche Besucher etwas verstörend wirkt.

Auch in Nyuh Kuning werden Vorbereitungen für’s Vollmondfest getroffen. Zuständig scheinen ausschließlich die Frauen zu sein. Sie beten im Tempel …

… und bringen Opfergaben zu heiligen Bäumen und Statuen.

Die Männer – zumindest die jungen – beschäftigen sich währenddessen anderweitig …


Wir setzen uns auf ein Bier zu ihnen, lauschen der Musik und lassen uns auch nicht von dem gefährlich aussehenden Wolf abschrecken. Der ist schließlich nur aus Holz und – wie viele andere wunderbare Schnitzereien – im Dorf der Holzschnitzer vor den Toren Ubuds gefertigt. (Im Holzschnitzer-Dorf waren wir im Februar 2013 gewesen und hätten um ein Haar anschließend eine Holzente im Gepäck gehabt …)
Heute wollten wir die entspannende Stimmung von Nyuh Kuning voll auskosten – eine Massage bei zwei freundlichen jungen Frauen und anschließend ein absolut fantastisches Abendessen in einem kleinen Warung – und dann nur noch quakende Frösche und meckernde Geckos vor unserem Schlafzimmer …
Sonst ist es absolut still im Dorf, der Himmel sternenklar, der Mond fast voll – traumhaft schön!

2 Kommentare zu “Landleben auf Bali

  1. Wundervolle Eindrücke…
    Es war offenbar eine gute Idee, Bali in der Nebensaison zu besuchen, da ihr es praktisch touristenfrei erleben durftet. Und dabei auch noch solches Wetterglück hattet!

    • Ja – manchmal passt eben alles 😉 Aber wir hatten in der Vergangenheit auch um diese Jahreszeit schon ganz anderes Wetter erlebt – man steckt da eben nicht drin!

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