25. Juni – Drei Burgen und ein Dichter: Von Swansea bis Tenby

Vorsichtiges Blinzeln am frühen Morgen – da ist nichts zu sehen. Keine Straße, kein Meer – dichter Nebel.

Was woanders eine Panikattacke auslösen würde, nehme ich in Wales gelassen – es kann in einer Stunde schon ganz anders aussehen.

Und tatsächlich – nur wenig später sieht man zuerst die Straße, dann das Meer. Und noch ein bisschen später tausende von Menschen!



Der Swansea Halbmarathon läuft direkt vor unserer Haustür vorbei! Ein unaufhörlicher Strom von Menschen läuft, rennt, stolpert die Straße entlang.


Was wir zunächst spannend und bewundernswert fanden – ich würde bereits nach den ersten 100 m keuchend aufgeben – entpuppte sich allerdings als ziemliches Hindernis für uns. Unser Auto stand ein Stück entfernt und musste zum Beladen auf die Parkplätze direkt gegenüber gefahren werden – gegen den Strom der Laufenden!

Nachdem das schließlich geschafft war – Dieter tastete sich vorsichtig über den breiten Gehweg – mussten wir uns langsam an den Läufern vorbei aus der Stadt bewegen.

Nachdem das auch erledigt war, ging’s quer durch’s Land Richtung Kidwelly, einer der ältesten Städte in Wales. Die dortige Burg Kidwelly Castle wurde bereits Anfang des 12. Jh. errichtet und hat eine sehr bewegte Geschichte.

Die Burg wird vom Cadw betreut, wir konnten also umsonst rein. Eine riesige Anlage – und teilweise recht gut erhalten.

Weiter fuhren wir über Carmarthen. Zwar soll der Zauberer Merlin (der aus der Artus-Sage) von hier stammen – aber sonderlich zauberhaft ist die Stadt nicht, obwohl es immerhin die Hauptstadt der Grafschaft ist und sie bereits im Jahr 75 n.Chr. gegründet wurde.

Kurze Zeit später aber eine Idylle an der Mündung des Flusses TywiLlansteffan.


Zwar ist es nur ein Dorf, aber der winzige Ort hat ebenfalls ein Schloss bzw. eine Burg. Falls es jemand vergessen hat – es gibt 641 Burgen und Schlösser in Wales – wobei mir der Unterschied nicht so ganz klar ist. Und wir haben bisher lediglich 1% davon gesehen!

Dieses Mal bleibt es allerdings beim Blick von außen.


Ganz bis zur Burg hinauf war uns dann doch etwas zu weit – obwohl der Weg wunderschön ist und der Blick über die Flussmündung zum gegenüber liegenden Ferryside schweifen kann.

Schließlich hatten wir heute noch mehr Burgen auf dem Plan! Die nächste lag quasi um die Ecke, das ausgefranste Mündungsdelta machte allerdings einen ziemlichen Umweg erforderlich. Nicht schlimm – die malerischen Country Lanes sind jeden Umweg wert!

Laugharne (ausgesprochen wird es „Larn„) ist ein enorm geschichtsträchtiger Ort. Eine oftmals heiß umkämpfte Burg aus dem 13. Jh, eine bewegte Vergangenheit – und ein Dichter des 20. Jh., der heute der Haupt-Magnet für den Tourismus ist.

Die Burg sahen wir gleich vom Parkplatz – sie erhebt sich direkt am den Ufern des River Tâf, der hier ins Meer mündet.


Ein Spaziergang am Fluss entlang, mit weiten Blicken über die Salzwiesen zur anderen Seite und Richtung Meer.


Dann steigt der Weg allmählich an, der Blick wird freier, geht fast bis zum Meer.

Ein Stückchen weiter stehen wir vor dem winzigen Schuppen, in dem Dylan Thomas seine oft recht schwermütigen Gedichte und Geschichten verfasst hat.


Ein Fenster in der Tür erlaubt Einblicke – es sieht aus, als sei der Dichter nur eben mal kurz raus gegangen …

Dylan Thomas, der nur 39 Jahre alt wurde, war vor allem in den 1970er Jahren populär. Sein Roman „Under Milkwood“ wurde 1971 mit Richard Burton und Liz Taylor verfilmt, ein gewisser Robert Allen Zimmerman aus den USA nannte sich ihm zu Ehren künftig „Bob Dylan“.

Das kleine Wohnhaus der Familie,  das Boathouse, liegt ca. 100 m weiter, wie an den Hang geklebt.

Dort gibt es Tee und Welsh Cakes – kleine Köstlichkeiten mit Rosinen und einem Hauch Zimt, die lauwarm gegessen werden. Dazu einen Blick, der wohl fast jeden zum Dichten animieren könnte!

Zurück, ins Städtchen und zur Burg. Die ist ziemlich verfallen, aber eindrucksvoll – und bietet ebenfalls tolle Ausblicke.


Auf steilen Kopfstein-Gässchen ging es durch den Ort zurück zum Parkplatz.


Und von hier ging’s Richtung Tenby. Dort angekommen fanden wir einen Parkplatz an der Stadtmauer und staunten erst mal: Tenbys Innenstadt ist fast völlig von einer noch weitgehend intakten Stadtmauer aus dem 13. Jh. umschlossen!

Nicht weniger staunten wir ein paar Minuten später über den breiten Sandstrand, der tief unterhalb des Städtchens in der Sonne lag. Hier kann man richtige Badeferien machen!


Tenby hat aber nicht nur einen schönen Strand, sondern ist ein durchweg malerisches Örtchen. Mit kleinen Gässchen und idyllischen Winkeln …

Mit bonbonfarbenen Häusern, die oberhalb des Hafens am Hang kleben…

Mit einer Promenade, die mediterran anmutet …


Mit einem pittoresken kleinen Hafen …

Und natürlich auch einer Burg – hier allerdings eher eine Festung, auf der kleinen vorgelagerten Insel St. Catherine, die bei Ebbe allerdings bequem zu Fuß erreichbar ist.

Unsere Unterkunft, Elm Grove Countryhouse, lag ein paar Kilometer von Tenby entfernt im Dorf St. Florence. Das Haus liegt unglaublich malerisch in einem riesigen Park, absolut ruhig, am Ende einer Alle aus gewaltigen alten Ulmen.

Hier gab es die letzte positive Überraschung eines wunderbaren Tages – wir bekamen ein Upgrade in ein deutlich größeres (und normalerweise auch deutlich teureres) Zimmer. Statt unter dem Dach residierten wir in einem komfortablen Zimmer im 1. Stock, mit Blick in den Park.

Abendessen gab es wenig später im Dorfpub, gleich um die Ecke – einfach, aber sehr gut.

Die heutige Strecke:

4 Kommentare zu “25. Juni – Drei Burgen und ein Dichter: Von Swansea bis Tenby

  1. Hallo Renate
    Wie immer ein interessanter Bericht.
    Jetzt muss ich trotzdem einmal nachfragen, mit welchem Gerät Du die Strecke jeweils aufzeichnest und dann in den Bericht einfügst. Danke für Deine Rückmeldung.

    • Danke für dein Lob 😉 – die Karten erstelle ich ganz einfach mit Google Maps, nehme quasi den Routenplaner. Wenn du mit der Route fertig bist, gehst du links oben auf „Menü“, es poppt ein Fenster auf, da findest du ziemlich unten die Funktion „Karte teilen oder einbetten!
      Für den Blog wähle ich „Karte einbetten“ und du bekommst dann den entsprechenden Link angezeigt, den du kopieren und einfügen kannst. Die Größe der Karte kannst du entweder frei wählen oder dich zwischen klein, mittel und groß entscheiden.

  2. Es ist sooo eine Freude Deine Berichte zu lesen! Tenby ist ein schöner ort, habe gleich Lust auch dahin zu fahren. und euer Zimmer wirklich sehr schön und gemütlich. Dürft Ihr es länger geniessen? Liebe Grüße

    • Tenby ist wirklich ein richtig süßes Örtchen – vor allem bei Sonne! Da wir auf dieser Reise erst Mal ein Gefühl für Wales bekommen wollen, sind wir leider nirgendwo länger als 2 Tage.
      Aber es sieht so aus, als wären wir nicht zum letzten Mal in Wales – bisher sind wir total begeistert!

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