Heute kann man den Tag mal kräftig schon vor dem Abend loben – er fing wunderbar an und endete ebenso. Und war zwischendurch einfach nur schön!
Es stimmte einfach alles – die Sonne lachte, ein paar Wölkchen gaben Kontraste, die Küstenlandschaft war einfach atemberaubend!
Und heute bekamen wir quasi eine Überdosis an aussichtsreichen und eindrucksvollen Wegen, Landschaften, Ortschaften verpasst.
Das begann schon auf der Fahrt – die engen Country Lanes waren ein Wechselspiel von Sonne und Schatten und eine echte Duftorgie.
Zum Autofenster wehten Geißblatt- und Rosenduft herein, gelegentlich rüde übertönt von Gülle. Gedüngt wird derzeit überall kräftig – man rechnet wohl nach wochenlangem trockenen Wetter mit Regen in den nächsten Tagen.
Dann ein erster Blick auf die Küste.
Ein enges Tal hinunter – dann waren wir auf dem Parkplatz des National Trust, von dem der Küstenpfad zum Stackpole Head begann. Zwar kostet das Parken hier 5 £, aber der Parkwächter meinte, mit unserem Ticket könnten wir heute auf sämtlichen National Trust Parkplätzen in der Umgebung parken …
Egal – wir liefen los. Erst ein Stückchen durch lichten Wald …
… dann lag der Küstenpfad vor uns. Dort waren einige unterwegs, das gute Wetter lockte die Leute an die Küste. Auch die Kühe genossen die Sonne und das Meer.
Egal, ob man nach vorne oder nach hinten schaute – die schroffe Küste war absolut eindrucksvoll.
Wir fühlten uns fast nach Devon oder Cornwall versetzt. Felsen wie urzeitlichen Drachen, deren Klauen und Hörner sich ins und aus dem Meer schieben.
Dann tauchte Barafundle Bay vor uns auf – ein breiter Sandstrand, der 2004 zu einem der Top 12 der Welt gewählt worden war.
Britanniens schönste Strände sind nichts für Geh-Faule – nicht nur hier, auch in Cornwall oder Devon kommt man zu den schönsten Badeplätzen oft erst nach einem längeren Fußmarsch. Hier musste man zudem noch eine lange Treppenflucht hinunter steigen –
– aber der tolle Strand war jede Stufe wert!
Den Strand mussten wir überqueren, um weiter zu kommen, drüben ging es nochmal ein Stück durch den Wald …
… und dann waren wir wieder auf dem Küstenpfad. Hier gab es Blicke zurück, auf die eindrucksvollen “Lattice Windows” – Fenster, die Wind und Wellen in Millionen Jahren aus den Klippen heraus gemeiselt haben.
Zur anderen Seite hin war die Küste nicht weniger spannend.
Und auch die Inlandsroute hatte ihren Reiz.
Wir schlossen unsere Runde ab, stiegen wieder ins Auto und fuhren Richtung Castlemartin und erneut Richtung Meer. Landeten mitten in einer gewaltigen Dünenlandschaft …
… an deren Ende ein altes Keltenkreuz über der Bucht wacht.
Ein paar Fahrminuten später waren wir in Pembroke, das wir recht schnell durchquerten. Nur am Schloss hielten wir kurz an – heute war uns nicht nach Kultur, sondern nach Natur, es blieb beim Blick von unten nach oben.
Obwohl das aus dem 12. Jh. stammende Schloss natürlich durchaus sehenswert ist! Aber wir wollten nach St. David’s, der kleinsten Stadt Großbritanniens. Eine Stadt ist sie nur, weil sie eine Kathedrale hat, ansonsten kann sie gerade mal ca. 1.800 Einwohner aufweisen.
Der Weg nach St. David’s führte über Newgale, ein winziges Seebad mit einem kleinen, aber malerischen Strand – schon wegen der Inselchen vor der Küste – und ein paar bunten Häusern.
Dann war St. David’s erreicht. Den Parkplatz am Ortseingang – der suggerierte, er sei der einzige im Ort und recht hohe Parkgebühren verlangte – ignorierten wir, fuhren durch den Ort auf der Suche nach der Kathedrale. Die – das wussten wir – liegt am Fuße des Hügels, an dem St. David’s in die Höhe klettert.
Und da gab es auch einen großen Parkplatz mit sehr moderaten Preisen – gerade mal 0,70 £ für zwei Stunden! Und zur Kathedrale waren es nur ein paar – wunderschöne – Schritte.
Damit die Gäste des Bischofs standesgemäß untergebracht werden konnten, wurde direkt gegenüber ein Palais errichtet – davon stehen heute allerdings nur noch ein paar Mauerreste.
Die Kathedrale beeindruckt von außen genauso sehr wie von innen. Allerdings sieht man auf den ersten Blick, dass hier etwas mit der Statik nicht stimmt: Die Bögen neigen sich an den Fußenden nach außen, als könnten sie die Last des Daches kaum tragen und der Boden ist stark geneigt.
Grund dafür ist zum einen ein instabiler Untergrund und schlechte Fundamente, zum anderen war der Turm schlichtweg überdimenisioniert. Seit Jahrhunderten wird deshalb immer wieder repariert und abgestützt.
Genug von der Kirche – uns war nach Tee und Kuchen. Der war aber erst nach einem kurzen aber steilen Aufstieg ins Städtchen zu haben.
Gehfaule können die Strecke mit dem kleinen lokalen Bus zurück legen.
Nach der Stärkung ging’s wieder bergab, noch eine kurze Stippvisite zum Palast des Bischofs, der vom Cadw verwaltet wird. Man ahnt noch ein bisschen die längst vergangene Pracht, obwohl von der aufwändigen Architektur nicht mehr viel übrig ist.
Nach so vlelen Steinen war uns wieder nach Natur – also erneut über enge Wege Richtung Meer. Nach St. Justinian – einem Ort, der auf keiner Karte verzeichnet war und den auch das Navi nicht parat hatte.
Keine Ahnung, wie wir überhaupt darauf gekommen sind – denn das einzige, was es dort gibt, ist eine Seenots-Rettungsstation, ein größeres Ferienhaus und die ziemlich verfallene Ruine der St. Justinian Kapelle.
Aber – man kommt dort schnell und einfach auf den Küstenpfad und in den Genuss einer spektakulären Szenerie!
Es wurde langsam Abend, die Stimmung war unglaublich friedlich. Feldlerchen sangen noch unverdrossen am Abendhimmel, Möwen fielen mit schrillem Kreischen ein, es duftete betörend nach Heckenrosen und Geißblatt, nach süßem Farn und würzigem Stechginster.
Und jede Ecke, jede Biegung zeigte ein neues, leicht verändertes, faszinierendes Panorama.
Die See lag spiegelglatt und klar unter uns, schroffe Felsspitzen ragten aus dem Wasser.
Die Silhoutte der vorgelagerten kleinen Vogelinsel Ramsey Island erhob sich dunkel gegen den Himmel.
Nach einer halben Stunde drehten wir um – gingen zurück und noch ein Stück in die andere Richtung. Hier war der Pfad stellenweise nahezu zugewachsen.
Wir konnten uns kaum losreißen – blieben immer wieder stehen und staunten über die atemberaubende Kombination aus Meer und Inseln, Klippen und blumengesäumten Küstenpfaden.
Schließlich waren wir dann doch zurück am Ausgangspunkt, dort bemerkten wir dann auch die malerischen Reste der kleinen Kapelle.
So langsam meldete sich der Hunger bei uns, wir rissen uns los von der einsamen Küste, fuhren zurück nach Tenby. Wieder klappte es mit einem – kostenlosen – Parkplatz an der Stadtmauer, ganz nah bei dem “Five Arches Gate“.
Heute umrundeten wir die Stadtmauer nach links und standen unerwartet vor der typischen Postkarten-Aussicht – Hafen und bunte Häuser – für die Tenby so bekannt ist.
Noch ein bisschen um den kleinen pittoresken Hafen bummeln, die bunten Häuser bestaunen …
Dann war es aber allerhöchste Zeit für ein kühles Pint of Lager und “Crabs”.
Satt, zufrieden und ziemlich müde kehrten wir nach St. Florence und dort durch die Ulmen-Allee in unser schönes B&B Elm Grove House zurück.
Diese tolle Strecken sind wir heute gefahren:
Das war wirklich ein traumhafter Tag! Die Landschaften, die Strände, die Wanderpfade längs der pittoresken Küste, die idyllischen kleinen Ortschaften – alles wunderschön…
Da muß man direkt froh sein, daß das Wetter nicht immer so gut ist, sonst wäre Wales mit Sicherheit ein Touristen-hotspot und total überlaufen…