9. Februar 2018
Ihr erinnert euch – Queenstown und Umgebung ist der Ort für alle Aktiven. Die den Nervenkitzel suchen und keinen Herausforderungen aus dem Weg gehen.
Einerseits ….
Andererseits kann man hier auch total entspannt seine Tage mit Sightseeing verbringen – und dabei den Aktivisten zuschauen, wie sie sich ihre Kicks holen!
Ganz entspannt gingen wir deshalb den heutigen Tag an. Kurz mal im Gärtchen die Temperatur geprüft (warm! sehr warm!!), dann seeehr ausgiebig gefrühstückt und dabei überlegt, was wir heute machen.
Eigentlich gehört zu Queenstown für uns ja Glenorchy fast zwingend dazu. Das winzige Örtchen am Ende des Sees hat nicht nur einen ganz eigenen unglaublichen Charme, die Fahrt dorthin zählt auch zu den schönsten Straßen die ich kenne. Schon zwei Mal hatten wir die Strecke unter geradezu unglaublich idealen Bedingungen zurückgelegt – und uns an dem sagenhaften Blau des Wassers und den Spiegelungen begeistert. “Shades of Blue” hatte ich den Beitrag vom Januar 2016 genannt – und das konnte man kaum noch toppen!
Denn heute ist es ziemlich windig – was bei der Hitze nicht schlecht ist, aber für spiegelglattes Wasser nicht unbedingt förderlich.
Also weg vom Wasser und ab in die Berge, in das alte Goldgräberstädtchen Arrowtown. Vor rund 150 Jahren wurde hier nach Gold geschürft, für die knochenharte Arbeit holte man sich chinesische Gastarbeiter. Besonders gut hat man sie nicht behandelt – und sie auch weitab von dem adretten Städtchen in schäbigen Hütten untergebracht.
Das Örtchen selbst sieht fast noch so aus wie im 19. Jh., sieht man von den vielen Reklametafeln mal ab.
Die hübsche Post – und daneben der Obststand, wo es ungespritzte saftige Aprikosen, Pflaumen und Pfirsiche gibt!
Und auf der anderen Seite das malerische ehemalige Postmaster-Haus, heute ein nettes kleines Restaurant, wo man wunderschön im Garten sitzen kann.
Die schattigen Straßen laden zum Spazierengehen ein, lauschige kleine Cafés zum Verweilen.
Eine Weile tauchen wir ein in die entspannte Atmosphäre, kaufen sonnenwarmes Obst am Straßenstand, Postkarten und Briefmarken in der alten Post … Dann geht’s weiter. Noch ein kurzer Halt an der alten Kirche.
Und dann sind da wieder die Briefkästen!!!
Einfach unglaublich, mit wie viel Phantasie und Bastelfreude man hier zu Gange war! Den Postman wird es sicher freuen – weil sie für’s ganze Viertel in Reih und Glied stehen, muss er keine Straßen abklappern und kann sich an den verspielten Kästen jeden Tag freuen!
Ein paar Straßenkurven weiter kommt eine schöne alte Brücke mit einer weniger schönen Geschichte.
Die elegant geschwungene Edith Cavell Bridge, 1919 erbaut, konfrontiert uns mit einer wenig erfreulichen Handlung unserer eigenen Vergangenheit: Die britische Krankenschwester Edith Cavell hatte im I. Weltkrieg 200 alliierten Soldaten bei der Flucht vor den Deutschen vom besetzten Belgien nach Holland geholfen und wurde daraufhin von den Deutschen exekutiert. Ihr zu Ehren wurde die Brücke nach ihr benannt.
Direkt unter der Brücke geht es hoch her – hier starten die rasend schnellen Jetboats, die den Insassen garantiert zu etlichen Adrenalin-Kicks verhelfen!
Damit alles immer gut verläuft, wacht oben ein adlerköpfiger Maori Geist über die schnellen Flitzer.
Er sitzt auf einem Boot, das einen riesigen Jadestein enthält – dieser Stein ist den Maori heilig und darf ausschließlich von ihnen abgebaut und verarbeitet werden. Den Stein zu berühren, soll Glück bringen – und tatsächlich geht auch kaum einer daran vorbei, ohne kurz die Hand drauf zu legen!
Noch mehr Adrenalin gibt es an einer anderen Brücke: Von der Kawarau Bridge stürzen sich täglich Dutzende (meist junger) Menschen in die Tiefe – 43 m (fast) freier Fall! Einst war die in den 1880ern erbaute Hängebrücke der Zugang zu den Goldfeldern Otagos, heute wird sie nur noch von Wanderern und Mountainbikern – und eben von Bungee Springern genutzt!
Tief unten schäumt und strudelt der eisblaue Kawarau River durch die Schlucht, 43 Meter darüber machen sich im Minutentakt die Bungee-Springer bereit.
Zwei Mädels stürzen sich gemeinsam in die Tiefe – was zumindest bei einer der beiden nicht ohne Tränen abgeht!
Kaum hat das Seil ausgependelt, werden die Springer schon ins Boot gezogen, von ihren Fesseln befreit und an Land gebracht. Und der/die Nächste springt … Die gesamte Prozedur dauert nicht mal eine Minute!
Wem die 205 $ für einen nur wenige Sekunden dauernden Sprung zu viel sind, kann sich auch für etwa ein Viertel des Preises in eine Art Schlafsack zwängen und einen vielleicht 10-sekündigen “Flug” an einer Zipline absolvieren.
Wir haben genug von so viel Adrenalin – gemächlich geht’s zurück in die Stadt, zu einem Kaffee-Päuschen. Und am frühen Abend wieder zum See, heute durch den botanischen Garten mit seinen Baumriesen.
Vorbei am ältesten Hotel der Stadt – Eichardt’s Private Hotel. der elegante cremfarbene Bau steht hier schon seit 1867, seit dem Goldrausch.
Gegessen wird wieder im Public Kitchen – und wieder unglaublich gut! Und auf dem Heimweg gibt’s noch eine kleine Musik-Einlage …
Die Briefkästen sind wirklich witzig!