In den wilden Westen

10. Februar 2018
Heute geht es rüber an die Westküste – berüchtigt für heftige Regenfälle und scharfe Winde, beliebt wegen der sagenhaften Gletscher und anderer Natur Highlights.

Es gibt nicht sehr viele Ost-West-Verbindungen – wie es überhaupt nicht wirklich viele Straßen in Neuseeland gibt. Wenn dann mal eine, z.B. durch einen Erdrutsch, beschädigt oder gar zerstört wird, hat das ziemlich weit reichende Folgen!

Wir hatten mitbekommen, dass es am Haast Pass, über den wir heute fahren müssen, durch den Sturm Fehi vor 10 Tagen etliche Schäden gegeben hat, auch der SH6, der die Küste entlang nach Norden führt, soll an mehreren Stellen schwer beschädigt sein, mit Staus wegen der Reparaturarbeiten sei zu rechnen.

Also machen wir uns schon mal auf eine lange Fahrt gefasst und brechen früh auf. Wir haben etliche Must sees auf unserer Liste – doch am Ende des Tages mussten wir feststellen, dass wir nicht allzuviel davon abhaken konnten. Es gab viele Baustellen, man musste häufig die Geschwindigkeit reduzieren – für die ca. 350 km lange Strecke brauchten wir am Ende mehr als 6 Stunden reine Fahrzeit!

Es geht zuerst Richtung Wanaka – und dieses Mal nicht über die berühmte Crown Range Road mit ihren zahlreichen Kurven, sondern „unten lang“, durchs Tal und später die Schlucht des Kawarau. Auch diese Strecke ist sehr reizvoll und – obwohl länger – ein bisschen schneller.

Jedenfalls wäre sie es, wenn man nicht kurz nach der Abfahrt schon wieder einen Stopp einlegen würde! Nach einer Fahrt an steilen Felswänden auf der einen und einer tiefen Schlucht auf der anderen Seite kommt ein Aussichtspunkt. Hier kann man die gletscherblaue Pracht des Kawarau bestaunen.

Und dann kommt auch schon die erste Baustelle …

Bei einem kurzen Tankstopp in Cromwell sehen wir mal wieder die Behauptung bestätigt, dass die Kiwis keine neuen Autos mögen – so viele echte Oldtimer wie hierzulande sieht man kaum anderswo!

Und auch in Wanaka gibt es einen kurzen Aufenthalt – wir mussten noch Brot kaufen, denn in Franz Josef, unserem heutigen Ziel, rechneten wir nicht mit halbwegs genießbaren Brot. Countdown hat hingegen oft ein recht gutes Ciabatta oder Ciabatta Brötchen!

Und wieder mal konnten wir nicht verstehen, weshalb manche Leute Queenstown verteufeln und Wanaka so sehr lieben – es war unglaublich voll hier, hektisch, extrem viel Verkehr. Zudem fehlt uns hier die die entspannte Atmosphäre am See, mit den vielen kleinen Kneipen, den Booten, den Künstlern … Aber zum Glück findet hier jeder das, was er/sie mag!

Am langgestreckten Hawea See entlang geht’s nach Norden, dann wechselt die Straße zum Lake Wanaka und begleitet diesen ein ganzes Stück.

Nachdem die Seen hinter uns liegen, folgt das breite, langgestreckte Tal des Makarora River mit ausgedehnten Viehweiden, bevor die Straße zum Haast Pass ansteigt. Wobei man weder den Anstieg wirklich merkt, noch die die Passhöhe – der Haast Pass ist gerade mal 563 m hoch!

Zeit braucht man hier also weniger, um die Höhen zu erklimmen, sondern mehr für die vielen wirklich sehenswerten Spots rechts und links der Straße!

Das beginnt mit den Blue Pools – sagenhaft blaues Wasser, malerische Umgebung, einfach unglaublich schön! Aber heute ließen wir sie links liegen – vor zwei Jahren hatten wir hier einen Stopp eingelegt und ziemlich viel Zeit vertrödelt. Da waren wir allerdings schon fast am Ende unserer Tagesstrecke – heute haben wir noch einiges vor uns!

Die waghalsige Brücke an den Gates of Haast, unter der der Haast River noch als eisblauer Bergbach rauscht, verführt allerdings doch zumindest zu einem Fotostopp!

Und zu den Thunder Creek Falls müssen wir dann doch auch mal kurz hin laufen! Ein kurzer schattiger Weg – dann steht man am auch hier noch sehr schmalen Haast River, in den sich von ziemlich weit oben laut tosend ein Wasserfall ergießt.


Wenig später hat sich der Fluss ein breites Bett gegraben, das weite Tal öffnet sich und man erhascht einen allerersten Blick auf die Südalpen mit ihren weißen Gipfeln.

Wir passieren erneut eine Stelle, wo die Straße durch einen Erdrutsch als Folge des Tropensturms Fehi beschädigt worden war. Gerade hier, am Haast River, hat es auch zwei Tote gegeben, Touristen, die mit ihrem Camper durch den Erdrutsch in den Fluss gespült worden waren.

Ein Schild macht uns neugierig – „Roaring Billy Falls“. Den brüllenden Billy wollen wir sehen – also wieder ein Stopp. Es geht zunächst durch einen märchenhaften Urwald – Baumfarne und moosbewachsene dicke Baumriesen säumen den Weg.

Dann sehen wir erst mal nur Kies. Weißen endlosen Kies! Gaaaanz hinten, man ahnt ihn mehr als man ihn sieht – der Haast River! Und am Hang – eher wenig beeindruckend – der Roaring Billy! Naja, vielleicht hat er heute einen schlechten Tag – hören tut man ihn jedenfalls nicht und sehr viel zu sehen ist auch nicht.


Es geht weiter – vorbei an der ziemlich unspektakulären Mündung des Haast River, der sich hier endlos verzettelt und verzweigt und es nicht wirklich eilig zu haben scheint, ins Meer zu kommen.

Dann kurvt die Straße ins Inland – gesäumt von wild zerzausten Bäumen.


Wir kommen zurück ans Meer – auch hier wieder Straßenschäden, Auswaschungen durch Sturmfluten.

Es geht über einspurige Brücken, wo man sich mit dem Gegenverkehr vor der Überquerung einigen muss – zwei Fahrzeuge passen hier nicht aneinander vorbei!

Und dann immer häufiger – Bergblicke!

Ein kurzer Abstecher einen kleinen Waldweg entlang beschert uns einen grandiosen Blick auf den Fox Gletscher!


Weil das Wetter so schön ist, beschließen wir, noch zum Lake Matheson zu fahren – obwohl es mittlerweile schon fast 17 Uhr ist! Der kleine See ist berühmt für seine Spiegelbilder – an windstillen Tagen spiegeln sich der Aoraki Mount Cook und der Mount Tasman perfekt in seinem Wasser.

So richtig windstill ist es allerdings nicht – aber schau’n wir mal … Wir stiefeln los. Erneut durch magischen Urwald …

Es wäre nahezu perfekt, wäre da nicht eine riesige chinesische Reisegruppe, die offenbar unfähig ist, ohne lautstarke Kommentare, Zurufe, Gelächter und Geschrei durch die Natur zu wandern. Aber auf den Fotos hört man sie ja nicht …

Der See liegt vor uns, man sieht die Berge  – und der Wind macht jegliche Spiegelhoffnung zunichte! Dennoch – es ist einfach NUR SCHÖN!

Wir gehen einfach weiter, umrunden den Teich – alle paar Meter neue zauberhafte Eindrücke!




Und ein paar Spiegelungen gibt es auch …

Rund 4,5 km lang ist der Rundweg um den See – und jeder Meter einfach unglaublich malerisch! Zurück geht es über einen Boardwalk, um den sumpfigen Untergrund zu schonen.

Die Abendsonne liegt auf den Wiesen und schneebedeckten Gipfeln …


Das Teleobjektiv holt den Gipfelschnee ganz nah heran.

Jetzt wird es aber wirklich Zeit, weiter zu fahren – wir übernachten dieses Mal nicht in Fox Glacier sondern in Franz Josef, das sind noch weitere 25 km! Aber die schaffen wir auch noch – und sind hin und weg von unserer Unterkunft im Punga Grove Motel!  Wir hatten uns relativ kurzfristig entschlossen, dieses Mal in Franz Josef zu übernachten und da das Zimmer sehr günstig war, hatten wir keine allzu großen Erwartungen.

Aber manchmal gibt es eben positive Überraschungen! Ein riesiges Zimmer mit einer Terrasse und einem kleinen Dschungel davor! Ein Kaminofen (war heute überflüssig), das Bad geräumig, das Bett enorm, die Küche komplett eingerichtet.

Was uns jetzt noch zum absoluten Glück fehlt, ist ein gutes Essen und ein kühles Bier. Beides ist eine Straßenecke weiter zu haben – mit Blick auf die Berge in der Abendsonne! Ein wunderbarer Abschluss eines wunderbaren Sommertages!

Die heutige Route:

8 Kommentare zu “In den wilden Westen

  1. Wirklich herrlich – ich bin ganz begeistert von der Schönheit der Natur in Neuseeland und möchte sehr gerne einmal dorthin reisen, habe nur ein wenig Angst vor den vielen Touristen. Ist man denn auch manchmal allein im Regenwald, auf den Wanderwegen oder an den Gletscher-viewpoints, oder muß man diese schönen Anblicke immer mit vielen anderen teilen? (was ja allerdings in heutigen Zeiten der Normalfall ist…)

  2. Wunderschön, jetzt kann ich diese Farben und die herrliche Natur endlich auch nachvollziehen. Wir kommen aus dem Staunen nicht mehr heraus. Obige Route werden wir am Montag unter die Räder nehmen auch von Queenstown aus, mal sehen wie weit wir es schaffen, habe Haast als Zwischenstation im Auge. Bin gespannt wie weit sie mit der Strassenreparatur gekommen sind. Trotz schönem Wetter im Westen werden wir den Milford Sound auslassen, wie möchten einfach nicht den ganzen Tag im Auto verbringen und heute sind wir auch ziemlich lange gefahren (Omarama – Mt. Cook – Wanaka).
    Liebe Grüsse
    Iris

      • Wir hatten bis jetzt 2 1/2 Tage Dauerregen und 51/2 Tage Sonnenschein, wir können uns wirklich nicht beklagen. Danke fürs Daumen drücken, drücke gerne auch für Euch:-))
        Liebe Grüsse und schöne Weiterreise
        Iris

  3. Zauberhafte Impressionen in den deutschen virengeplagten Winter! Weiter viele schöne Tage wünscht Brigitte

    • Ui – ich hoffe doch sehr, dass die Viren dich nicht auch erwischt haben! Falls doch – gute Besserung, falls nicht – bleib gesund, der Frühling MUSS doch jetzt bald kommen!

  4. Hallo Ihr Zwei.
    Wunderbare Fotos – ich kann es gar nicht glauben wie schön diese Blau- und Grüntöne sind. Ist es in Wirklichkeit auch so schön? 😉
    Danke auch für die tollen Berichte und weiterhin gute Fahrt.
    Liebe Grüße aus Chau Doc
    Bernd und Annette

    • Wir sind auch immer wieder platt – aber das Wasser hat wirklich diese fast surreale Blaufärbung! Am schönsten natürlich bei Sonne – da leuchtet es förmlich!
      Grüßt mir Chau Doc – wir haben uns dort immer sehr wohl gefühlt!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.