Ganz versteckt im hintersten Eck …

14. Februar 2018
Ganz im Norden der Südinsel ist man im Abel Tasman Nationalpark ja schon ziemlich weit ab von allem. Aber es geht noch abgelegener! Da muss man dann noch ein bisschen weiter nach Nordwesten fahren.

Über einen ziemlich hohen Berg (den die Kiwis – als echte Britannien-Ableger – in totalem Understatement „Hill“ nennen) führt eine sehr kurvenreiche Straße in die Golden Bay. Die Straße über den Berg ist der einzige Zugang über Land  – was sich in der folgenden Woche als ziemlich dramatisch erweisen sollte!

Jedenfalls ist das sowas wie ein Shangri La – glasklare Bäche und Teiche, schneeweiße, endlose Strände, schroffe Klippen, sanfte Hügel, saftige Wiesen, malerische kleine Orte – kurz, eine Ecke, die einen einfach umwirft!

Wir waren 2016 schon mal für einen Tagestrip dort und wollten jetzt einfach mehr Zeit haben. Für zwei Nächte geht es deshalb heute nach Collingwood. Ein Ort, der anderswo vermutlich kaum auf der Landkarte erscheinen würde, so klein ist er.

Aber erst mal müssen wir hin kommen. Und dazu müssen wir erst mal abfahren! Und uns trennen: Von Jasper, der total deprimiert vor unserer Tür liegt …

Von dem aufgeregten Puten-Jungvolk, dass sich unser Auto als Ausguck auserkoren hatte und jetzt ziemlich beleidigt vor der Haustür herum wuselt, weil wir sie vom Dach vertrieben hatten …
 

Wir ließen noch eine Nachricht für Jac an der Tür zurück – es war niemand da, als wir abfuhren – dann ging’s los. Erst nach Motueka – Brot kaufen bei Antonius!

Dann über den Berg – denn der Pass über den Takaka Hill ist mit seinen 800 m schon ein recht imposanter. Und die Straße ist schlichtweg spektakulär! Unendlich viele Kurven, teilweise keinerlei Absicherung zum Abhang hin – man solle einen stabilen Magen für diese Strecke haben!

Auf der Höhe ein kurzer Blick runter bis zum Meer.

Die irrwitzigen Steinformationen sehen aus wie die Neuseeland-Hügel im Kleinformat!

Nach ein paar weiteren Kilometern können wir runter ins Tal schauen.

Und sind dann auch bald unten, fahren durch eine Voralpen Landschaft mit reichlich Kühen auf den Weiden vor bewaldeten Bergen.

In Takaka halten wir an – das Städtchen war und ist eine Art Künstlerkolonie, gepaart mit reichlich Esoterik. Das merkt  man an den Geschäften, aus denen Sandelholzduft wabert und die reichlich Traumfänger im Angebot haben. In den Restaurants gibt es viel Veganes – und irgendwie ist es herrlich entspannt und vor allem bunt hier!

Wir bummeln herum, trinken Kaffee (mit veganem, glutenfreiem Kuchen!), bestaunen die bunten Graffiti. Machen einen Abstecher Richtung Osten – aber da hängen ein paar fiese Wolken, also ziehen wir erst mal weiter nach Collingwood.
Im Station House können wir – obwohl noch recht früh – schon einchecken und laden die Koffer aus. Das Zimmer ist nett, geräumig – nicht luxuriös, aber da wir quasi am Ende der Welt sind, haben wir das auch nicht erwartet.

Irgendwo im Internet hatte ich von einer tollen Straße, der Dry Road, gelesen, die ganz auf der Westseite über unzählige Lagunen hinweg zu einem sagenhaften Luxushotel führen soll. Zwar nicht so ganz unsere Preisklasse – so ab 650$ aufwärts, die Gäste werden mit dem Hubschrauber eingeflogen, weil die Straße ungeteert ist und ihnen nicht zugemutete werden kann.

Weil sie so spektakulär sein soll (die Straße!), wollten wir zumindest mal ein Stück davon sehen. Das Licht war fantastisch,wir hatten Zeit und  mir schwebte so ein Stück einsamer Gravelroad vor, wo wir immer mal wieder anhalten und die Aussicht bewundern könnten …

Anfangs sah es auch ganz so aus, wie geplant. Zwar waren die Lagunen wegen Ebbe nicht ganz so malerisch …


Aber die Nachmittagssonne glitzert auch auf weniger Wasser!

Nur – auf einmal drängeln von hinten immer mehr motorenstarke 4WDs. Und von vorne kommen auch immer mehr Autos – offenbar führt die Straße nicht nur zu einem Luxushotel, sondern erschließt auch etliche Campingplätze und Anlagen mit Ferienhäusern! Ganz zu schweigen von Farmern mit und ohne Pferdeanhänger, die es nicht unbedingt lustig fanden, dass da so ein Touristenauto gemächlich vor sich hin trödelt …

Inzwischen haben wir reichlich Staub geschluckt, obwohl die Fenster zu und die Klimaanlage auf Recycling gestellt ist. Wir fahren schließlich irgendwo rechts raus – und nach einem letzten Blick auf die vor uns liegende Straße wenden wir und fahren zurück.

Jetzt lockt allerdings noch ein anderer Abzweig – da scheint es in die Berge Richtung Küste zu gehen!

Ganz oben links kann man die Straße erkennen! Wir machen uns auf den Weg … Geraten in eine total englisch anmutenden Landschaft.


Sind hingerissen von dem weichen Licht, den Farben, der Stimmung … und beschließen dennoch, umzudrehen, und zurück nach Collingwood zu fahren. Die Straße ist zwar einigermaßen gut – aber eigentlich dürfen wir keine unbefestigten Straßen fahren. Zwar haben wir inzwischen schon reichlich Gravel-Road-Kilometer hinter uns – man will sein Glück aber auch nicht überstrapazieren!

Also gemütlich zurück nach Collingwood und dort – inzwischen sind wir ziemlich hungrig – ins örtliche Pub. Das ist innen eher zweckmäßig-steril, aber es hat einen wunderschönen kleinen Biergarten direkt am Wasser!

Kulinarisch ist da zwar noch seeeehr viel Luft nach oben – das Bier ist jedoch frisch und kühl …

Und bei dem Blick war es auch irgendwie egal, wie das Essen schmeckt!

Jetzt kann man eigentlich nur noch still da sitzen und dem Verschwinden des Sonnenlichts, der Veränderung der Farben, der beginnenden Nacht zusehen.


Die Strecke: 

6 Kommentare zu “Ganz versteckt im hintersten Eck …

  1. Die Zufahrt bzw. Abfahrt in die Golden Bay ist seit Sonntag wieder möglich. Die Straße ist teilweise sehr schlecht und eng und nur einseitig im Konvoi zu befahren.
    Für uns war es eine sehr schöne Woche in der Golden Bay; von dem Schlechtwetter-Dienstag mal abgesehen.
    Wir standen die letzten 4 Tage auf dem Pakawau Beach Camp und hatten wunderbare sonnige Tage an der Wharariki-Beach und dem Farewell-Spit.

    • Dann ist das Abenteuer für euch ja noch mal richtig gut geworden! Und die Ecke um den Wharakiri Beach ist ja ein echter Traum!
      Es grenzt schon ein bisschen an ein Wunder, dass man geschafft hat, die insgesamt 16 Erdrutsche (!!!) auf der SH60 am Takaka Hill innerhalb von nur 4 Tagen so weit wegzuräumen, dass man wieder raus und rein ins Tal kommt!
      Euch noch eine tolle Zeit in Neuseeland!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.