Wo Meere sich treffen und Seelen sich trennen

07. März
Spirituelle Orte mit viel Energie, Plätze, die den Maori heilig sind (und von den Briten oft ignoriert oder sogar zerstört wurden), gibt es viele in Neuseeland.

Aber kein Ort ist so bedeutsam wie Cape Reinga. Denn dort hört alles auf. Oder es beginnt – je nach Standpunkt.

Hier ist der nördlichste Zipfel Neuseelands, hier beginnt bzw. endet das Land. Hier begegnen sich der Pazifik und die Tasmanische See.

Und hier – so glauben die Maori – trennen sich die Seelen der Toten von der weltlichen Existenz, gleiten an den Wurzeln eines über 800 Jahre alten Pohutukawa Baumes ins Meer und beginnen dort ihre lange Reise zurück in die mystische Heimat Hawaiki.

So oder so – wenn man nicht am Cape Reinga war, war man irgendwie nicht wirklich in Neuseeland. Allerdings haben wir es nicht im ersten Anlauf geschafft, denn bei unserer ersten Reise 2015 war das Wetter derart miserabel, dass wir uns die lange Strecke von Paihia bis zum Kap nicht antun wollten. Die einfache Strecke ist mehr als 200 km lang – um mal nur so wegen eines Leuchtturms und ein bisschen Mythologie so weit zu fahren, braucht man da doch einen Anreiz.

Schon 2016 war es das strahlende Wetter, das uns hin gelockt hatte – der damalige Besuch wurde allerdings etwas beeinträchtigt, weil der Akku meiner Kamera schlapp machte. Also probierten wir es dieses Jahr nochmal. Und es war traumhaft!

Zwar dauerte es ein Weilchen, bis wir unser Hab und Gut die unzähligen Stufen runter geschleppt und im Auto verstaut hatten – aber dann waren wir doch so zeitig dran, dass wir uns sogar noch einen Umweg gönnten und die Scenic Route über die Matauri Bay fuhren. Noch machte sich die Sonne da etwas rar – aber die Landschaft war wunderschön.



Zuerst Meer und Inseln, dann Hügel, Wiesen und bizarre Felsen.


Noch ein kurzer Blick auf das, was James Cook die “Doubtless Bay” nannte – eine langestreckte Bucht mit rötlichem Sand, ideal für faule Strandferien.


Wenig später begann das letzte Stück der Fahrt – rund 100 km geht es ab Awanui die schmale Landzunge bis zum Cape Reinga hoch. Anfangs dominieren noch kleine Siedlungen, Felder und Weiden. Dann aber wird es dramatisch – man hat Blicke nach rechts und links auf’s Meer, sieht schneeweiße Riesendünen auf der einen und goldenen Sand auf der anderen Seite.




Da die Straßen Richtung Küste jedoch größtenteils unbefestigt sind und die Abstecher auch durchaus etliche Kilometer lang, verzichteten wir darauf, uns das aus der Nähe anzusehen. Wir näherten uns dem Kap – und kurz vorher zwingt eine atemberaubende Kulisse zu einem Stopp (und glücklicherweise gibt es genau hier auch einen kleinen Parkplatz!)

Das Kap Maria van Diemen ist wirklich unglaublich eindrucksvoll – eine perfekte Synthese von grünen Klippen, goldenem Sand und tiefblauem Meer! Allerdings kommt man da nur zu Fuß hin – und eine Wanderung von rund 3 Stunden war bei uns heute nicht drin.


Und dann waren wir auch schon auf dem großen Parkplatz am Cape Reinga – der zum Glück heute nur mäßig gefüllt war. Man geht durch eine Arte Tor, wo ganz leise Maori-Gesänge zu hören sind – und steht dann vor einer grandiosen Kulisse!


Den kleinen weißen Leuchtturm, das Ziel der allermeisten, die hierher kommen, sieht man zunächst kaum – zuerst geht der Blick zu einem Hügel, von dem aus man unglaubliche Panoramablicke über zwei Ozeane und etliche Traumstrände hat.

Auf dem Weg dorthin – zuerst ein Stück nach unten, bevor man dann den Hügel erklimmt – kommt rechts das ins Blickfeld, was diesen Ort so besonders macht: Die Spirits Bay.


Hier ragt ein kleines felsiges Kap ins Meer, auf der rechten Seite des Felsens klammert sich ein eher kleiner, aber angeblich mehr als 800 Jahre alter Pohutukawa Baum, Te Aroha, ans Gestein. Hier beginnt der Te Ara Wairua – der Pfad der Geister. Sie gleiten an den Wurzeln des Baumes entlang ins Meer, in die Unterwelt, machen sich auf den Weg nach Hawaiki, der spirituellen Heimat der Maori.

Allerdings würdigt kaum einer der Touristen die Plakette oder den Felsen auch nur eines Blickes – es gibt ja so viel anderes Schönes zu sehen! Nach rechts blickt man die Küste zurück . . .

Nach links schaut man auf Sandstrand und Dünen des Cape Maria van Diemen …

Und nach unten geht’s zum Leuchtturm.

Wir klettern erst mal auf den Hügel – hier sieht man das Aufeinandertreffen der beiden Meer am besten.

Wo sich die Wassermassen treffen, strudelt und schäumt das ansonsten völlig ruhige Wasser.

Der Abstieg vom Hügel runter zum Leuchtturm ist entweder kurz und steil, wenn man einfach den Trampelpfad durchs Gras nimmt. Oder deutlich länger – wenn man zurück zum befestigten Weg geht. Wir nehmen – wie die meisten – die kurze steile Variante.

Wir sind zwar nicht die einzigen Besucher – aber der Andrang hält sich doch in erfreulichen Grenzen.

Zumindest so lange, bis eine chinesische Reisegruppe auftaucht und mit ihren Selfiesticks die Szene dominiert. Damit sich hier niemand verläuft, gibt es übrigens auch einen Wegweiser.

Weil es jetzt wirklich recht voll wurde, brachen wir auf – Richtung Südpol. Allerdings auf dem Landweg – und mit einem Zwischenstopp in Magonui. Der kleine Ort liegt an der Ostküste, gut 80 km nördlich von Paihia. Hier wollten wir übernachten, bevor es morgen in einem Rutsch durch bis Auckland gehen sollte.

Mangonui ist ein winziger, zauberhafter kleiner Fischerort in der Doubtless Bay. Früher wurden hier Wale gefangen, heute begnügt man sich mit kleineren Fischen. Der gesamte Ort sieht fast noch so aus wie vor 150 Jahren.

Über die Stadtgrenzen hinaus berühmt ist auch der Mangonui Fish Shop – hier bekommt man frischen Fisch zu sehr günstigen Preisen – und das mit unschlagbarem Meerblick.


Aber das allerbeste hier war unsere Unterkunft, die Mangonui Waterfront Apartments. Das war (zumindest bei mir) Liebe auf den ersten Blick! Wir hatten angesichts des günstigen Preises nicht viel erwartet – und waren absolut überwältigt! Unser Apartment mit dem Namen “Whitu” war  einfach zauberhaft: Hell und luftig, Blick auf’s Meer und eine Kuschelliege auf dem Balkon (die allerdings ehrlich gesagt ein bisschen zu groß für den kleinen Balkon war!). Alles sah nagelneu aus, war eine Mischung aus verspielten kleinen Details und Komfort  –  eine richtige Sommerfrische!

Am liebsten wäre ich gar nicht mehr raus gegangen – aber der Mensch braucht ab und zu auch mal was zu essen … Und das gab’s direkt nebenan, in einem unglaublich guten Thai Restaurant! Authentische Thai-Küche vom Allerfeinsten – und das quasi am Ende der Welt!

Dass während des Essens ein kräftiges Gewitter aufzog, störte uns nur wenig – es bescherte uns nämlich einen wunderschönen Regenbogen!


Noch ein kurzer Spaziergang in der wirklich goldenen Abendsonne …


Und dann – einfach mit einem Glas Wein auf dem Balkon die blaue Stunde genießen und zusehen, wie die See sich golden färbte.

Hier der Tag im Video (wie immer – unten rechts bei den Einstellungen auf 1080p/HD umstellen, sonst ist das Bild zu schlecht!)

Und das war die heutige Strecke:

Ein Kommentar zu “Wo Meere sich treffen und Seelen sich trennen

  1. Ein wunderschöner Bericht von einem wundervollen Tag. Auch der Bericht von eurem Tag auf Urupukapuka. war übrigens traumhaft…
    Eine ziemlich perfekte Reise, ich beneide euch ein wenig darum und bin nun wieder sehr in Versuchung, demnächst euren Spuren zu folgen 😉

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