Wenn man mit einer taiwanesischen Airline (China Airlines) fliegt, bietet sich ein Stopp in Taipei eigentlich förmlich an.
Auf dem Hinflug wollten wir zügig an’s Ziel – aber jetzt, auf dem Rückflug, nehmen wir uns ein bisschen Zeit. Drei Tage in Taipei – wir sind sehr gespannt, denn eigentlich stand Taiwan absolut nicht auf unserer „To Do“ Liste …
Warum gerade mit China Airlines nach Neuseeland??? Ganz einfach – ein fast schon unglaubliches Angebot für einen Flug von Frankfurt nach Taipei in der Premium Economy und anschließend weiter nach Australien und Neuseeland in der Businessclass ließ uns alle Vorbehalte gegen chinesische Airlines vergessen – wir buchten! Und waren (sind) absolut begeistert!
Der Flug von Auckland über Brisbane nach Taipei war absolut entspannt – kein Wunder bei DEM Verwöhn-Programm! Da wir offenbar Rückenwind hatten, wurden wir allerdings recht früh geweckt und landeten fast 30 Minuten früher als geplant schon um 5:30.
Beim fast endlos langen Gang zur Immigration wurden wir dann richtig wach – viel los war dort nicht. Auch das Gepäck kam ruckzuck – und wir zuckelten mit unseren Koffern (dem Erfinder der Spinwheel-Koffer mit ihren 4 drehbaren Rollen werde ich ewig dankbar sein!!!) gemächlich Richtung Airport MRT. Dank sehr guter Ausschilderung kann man sich hier nicht verlaufen!
Der Expresszug ist die schnellste und billigste Möglichkeit, vom ca. 45 km entfernten Taoyuan Airport in die Stadt zu kommen. Bei einer ziemlich verschlafenen Angestellten (es war inzwischen ca. 6:15) erstanden wir eine Kombikarte – 72 Stunden unbegrenzt mit der Metro in Taipei plus Hin- und Rückfahrt mit dem Airport MRT für 600 NT$ (ca. 16€).
Alle 15 Minuten fährt ein Expresszug in 35 Minuten vom Flughafen zum Hauptbahnhof, es gibt auch Commuter-Züge – die halten allerdings häufig und brauchen 55 Minuten. Man erkennt sie an den Farben – die Express-Züge sind lila, die Commuter blau.
Der Expresszug ist tiptop sauber, die Sitze total bequem und man kann an Multi-Ladestationen sogar sein Handy etc. aufladen! WLan gibt es selbstverständlich auch an Bord!
Die Sonne ist gerade erst aufgegangen – wir fahren durch dichten Wald und dann durch diverse Vororte, bis wir pünktlich im Hauptbahnhof einlaufen.
Hier machen wir uns auf den Weg zur Metro – zur Blue Line (die Metro-Linien haben hier praktischerweise alle verschiedene Farben). Wir laufen. Und laufen. Und laufen …. Dummerweise hatte ich nämlich nicht bemerkt, dass der Airport Zug zwar als Endstation „Taipei Main Station“ nannte – die Endstation aber tatsächlich ein ganzes Stück vom „richtigen“ Hauptbahnhof entfernt ist !
Unterirdisch kommt man zwar schon zu den Metro-Stationen, muss allerdings rund 10 Minuten durch endlose Gänge, über Treppen und Fahrstühle in verschiedene Stockwerke. Und verzweifelt zwischendurch manchmal fast, wenn man zwar immer brav der Beschilderung „Blue Line“ folgt, aber irgendwie NIE dort ankommt!!!
Aber dann kommen wir doch an, finden auch gleich unsere Linie mit Endstation „Dingpu“ . Und sind bass erstaunt über die Taiwanesen! Absolut kein Gedrängel, alle stehen brav in der Schlange – sogar an der Rolltreppe reiht sich einer hinter dem anderen ein. Und alle stehen immer ganz rechts, damit die Eiligen links überholen können!
Wir müssen nur eine Station fahren, bis Ximen. Dort Ausgang 5 nehmen, und von hier sollten es nur noch 2 Minuten Fußweg bis zu unserem Hotel sein.
Nur – in welche Richtung??? Wir stehen am Metro-Ausgang, neben uns eine 6-spurige Straße, der Gehweg hat Dimensionen wie bei uns eine Straße, wir studieren den Stadtplan. Nach ca. 10 Sekunden hält ein Radfahrer und fragt, ob er uns helfen könne. Und weitere 10 Sekunden später pilgern wir in die richtige Richtung zum tatsächlich nur 2 Minuten entfernten Hotel.
Die unglaubliche Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft der Taiwanesen sollten wir in den folgenden Tagen immer wieder erleben – kaum steht man auch nur kurze Zeit irgendwo ratlos herum, gleich kommt jemand und bietet Hilfe an.
Später stellen wir fest – es gibt hier fast keine westlichen Touristen! Im Hotel sind wir offenbar die einzigen, auch in der Metro sieht man keine Langnasen, sogar an Hotspots wie dem Longshan Tempel höchstens ein oder zwei.
Unser Hotel liegt im Stadtteil Ximending – absolut ideal, wie sich herausstellte! Nur zwei Minuten zur Metro, auf der anderen Seite der breiten Schnellstraße die ausgedehnte Fußgängerzone mit unzähligen Restaurants und Cafés, Kinos, Läden, Märkten – wir sind fast spontan begeistert!
Da die Eincheckzeit erst ab 15 Uhr beginnt, hatten wir das Zimmer bereits für die Nacht zuvor gebucht, denn wir wollten nach so einem langen Flug, bzw. zwei Flügen, und einer Zeitverschiebung von 5 Stunden sicher sein, nach der Ankunft ggf. eine Runde schlafen, zumindest aber duschen zu können.
Also schleunigst auf’s Zimmer, eine schöne lange Dusche, dann frische Klamotten und ab zum Frühstück. Und danach sind wir (dank des guten Schlafs im Flieger) schon wieder ziemlich fit und machen uns auf. Zunächst sollte es in einen älteren Teil der Stadt gehen, zum Longshan Tempel. Eine Entscheidung, die wir übrigens am nächsten Tag bereuten – denn heute ist es wunderbar klar und sonnig, die Sicht hervorragend! Insofern wäre es schlauer gewesen, heute z.B. auf zur Aussichtsplattform des 101 hoch zu fahren und/oder mit der Gondel auf den Maokong!
Wir ziehen also mit unserem MRT-Pass los, wieder rein in die U-Bahn und wieder zur Blue Line Richtung Dingpu. Und ich bin auf’s Neue fasziniert von der Disziplin der Taiwanesen! Nicht nur an der Rolltreppe wird brav Schlange gestanden, auch vor den Türen der Bahn hält sich jeder penibel an die auf dem Boden eingezeichneten Linien – Gedrängel gibt es absolut nicht!
An der Station Longshan Temple werde ich erst Mal heftig in Versuchung geführt! Süß duftende Versuchung! Ein Stand mit irrwitzig leckerem Gebäck – da muss probiert werden! Am U-Bahn Ausgang hängt ein martialisch aussehender Typ von der Decke …
Dann kommen wir wieder ans Tageslicht und stehen direkt vor dem Longshan Tempel, dem ältesten Tempel der Stadt. Der Platz davor ist mit einer riesigen Skulptur aus Pappmaché dekoriert – vermutlich noch ein Überbleibsel des chinesischen Neujahrsfestes.
Auch der Tempel-Eingang ist bunt geschmückt – dabei wäre das gar nicht nötig, denn er ist auch so ein echter Hingucker! Unglaublich intensive Farben und eine ebenso unglaubliche Figuren-Vielfalt auf den Dächern und Firsten!
Wer oben genau hinschaut, entdeckt zwischen den steinernen Figuren eine ziemlich lebendige! Sieht aus, als hätte sie gerade eine Maus gefressen. Oder einen kleinen Drachen???
Das hier ist kein meditativ-ruhiger Ort, es ist recht voll und auch recht laut.
Aber auch hier gibt es kleine Oasen der Ruhe.
Und auch eine Erklärung für den Lärm – das Geklapper kommt von den Wahrsage-Steinen! Überall stehen Teller oder Blechbehälter mit roten Holzstückchen herum.
Die werden unter lautstarken oder gemurmelten Bitten und Gebeten auf den Boden geworfen – und je nachdem, wie sie fallen, hat man einen guten oder schlechten Tag vor sich. Wer es noch ein bisschen genauer wissen will, greift anschließend in den Eimer mit vielen langen dünnen Holzlatten. Erst kräftig schütteln, dann ziehen, dann lesen – und oft sieht man dann enttäuschte Mienen!
Ist vermutlich so was wie bei uns das Horoskop in der Tageszeitung 😉
Es geht weiter – wir haben die ganz leise Hoffnung, dass wir hier vielleicht ein paar Kräuter kaufen können – normalerweise kaufen wir in den letzten Tagen in Bangkok immer kräftig auf dem Gemüsemarkt ein, damit die Curries daheim richtig authentisch schmecken.
Aber was wir hier in der Herb Lane sehen, ist eher leicht angewelkt. Ich lasse mich belehren – hier geht’s nicht ums Kochen, sondern um die Gesundheit! Die Kräuter hier müssen welken und trocknen – denn aus ihnen wird Tee gemacht!
Oder – wie aus den Aloe Vera Blättern und den Kaktus-Ohren – Heilsalben. Wieder was gelernt! Und der nette Tee-Verkäufer lässt mich gleich die ganze Palette seiner Kräutertees probieren – einer leckerer als der andere. Schließlich entscheide ich mich für eine Mischung, die gut für Leber, Lunge und Magen sein soll. Und für’s Herz…
Schräg gegenüber locken deutlich größere Versuchungen – insofern ist ein Magentee nie verkehrt! Leider werden die Köstlichkeiten hier nur verkauft, es gibt kein angeschlossenes Café! Also ziehen wir weiter.
Kleine Restaurants mit riesigen Büffets zu sehr moderaten Preisen locken zum Mittagessen …
Aber wir sind noch satt, schlendern weiter durch die Straßen, vorbei am historischen Bopiliao Block mit seinen Backstein-Arkaden. Durch kleine Gassen mit kleinen Märkten – aber alles nicht so aufregend wie in Thailand – und vor allem ganz erheblich sauberer!
Wir laufen und laufen – und ich mache keine Bilder mehr, denn der Akku ist leer!!!! Also geht’s langsam Richtung Hotel – mit zwei weiten Tempel-Besuchen unterwegs, einem ausführlichen Stop in einem Café mit super-gutem Kaffee und sündhaft leckeren Törtchen!
Also ehrlich – wer guten Kaffee mag und (wie ich) kleinen Kalorienbomben nicht widerstehen kann, ist hier genau richtig! In der Hanzhong Street gibt es ein Café neben dem anderen.
Kurz vor dem Hotel noch eine Skulptur, die mich zum Lachen bringt!
Also – Sinn für Humor haben sie hier ja allemal!
Wir legen erst mal ein Weilchen die Beine hoch, Pflaster treten macht müde! Und stellen fest, dass uns Taipei wirklich gut gefällt!
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